Unsere „Wegwagen“

Zentrale Überlegung bei allen unseren Fahrzeugen war die Balance zwischen Komfort und Beweglichkeit zu finden, wobei wir im Zweifel immer der Beweglichkeit den Vorzug gegeben haben. Denn Fahrzeuge sind für uns immer Mittel, um an möglichst entlegene Orte zu gelangen. Und die Größe des Fahrzeug ist da häufig der limitierende Faktor.

Da wir viel schöne Zeit in unseren Reisefahrzeugen verbringen, bauen wir in der Regel eine emotionale Beziehung zu diesen auf. Deshalb hat auch jedes unserer Wohnmobile ziemlich schnell einen Kosenamen erhalten.

Hymer Grand „Granny“ Canyon S 4×4 auf Mercedes Benz Sprinter

Um noch entlegenere Plätze ansteuern zu können, war bei der Auswahl unseres aktuellen Wohnmobils der Allradantrieb ein zentrales Kriterium. Dass wir andererseits aber gerne – wie auch schon zuvor – einen Kastenwagen gehabt hätten, weil uns dieses Konzept aus verschiedenen Gründen am sympathischsten ist, hat die Wahl nicht leichter gemacht.

Als Basisfahrzeug hat sich ziemlich schnell der Mercedes Benz Sprinter herauskristallisiert. Zwar wird auch der Fiat Ducato von der französischen Firma Dangel mit Allradantrieb nachgerüstet und auch T6 und Crafter von Volkswagen gibt es mit Werksallrad. Alle haben aber keine nennenswert erhöhte Bodenfreiheit, was zum Vorwärtskommen in schwierigerem Gelände mindestens so wichtig ist wie der Allrad.

Als nächstes stellte sich die Frage nach dem Ausbau. Die Individualausbauer wie CS, Bressler und HZR bieten schöne und ausgesprochen wertige Ausbauten für den Sprinter an, die zudem noch individuell angepasst werden können. Allerdings lagen diese allesamt deutlich über unserem Budget. Zum Zeitpunkt der Bestellung war Hymer der einzige Hersteller, der einen Kastenwagen von der Stange – und somit einigermaßen bezahlbar – auf Basis des Sprinter anbot. Leider sind dabei Sonderwünsche nur eingeschränkt möglich und der Innenausbau erreicht bei weitem nicht die Qualität der Individualausbauer. Auch bietet der Grand Canyon S serienmäßig deutlich weniger Stauraum als unser letztes Wohnmobil. So waren dann innen und auch außen einige Umbauten und Ergänzungen notwendig, die wir im Folgenden näher erläutern.

Sonderausstattung

Ab Werk bzw. durch unsere Hymer-Werkstatt wurde eine zusätzliche Lithium-Batterie und ein Wechselrichter montiert. Gemeinsam mit der 150 Watt-Solaranlage soll uns das größtmögliche Autarkie sichern.

Auf Autarkie – insbesondere auf Unabhängigkeit von Gasflaschen, die ja nicht überall gewechselt werden können – zielt auch die Truma Kombi Diesel-Heizung. Da auch der Kompressorkühlschrank ohne Gas auskommt, benötigen wir Gas nur zum Kochen, so dass wir wahrscheinlich mit einer 11 kg-Gasflasche in aller Regel auskommen. Das schafft im Gaskasten Platz für zwei 10 l-Reservekanister. Eine Gasaußensteckdose ermöglicht die einfache Nutzung unseres Cadac-Gasgrills.

Umbauten außen

Außen war als erstes eine dem Fahrzeug angemessene Bereifung angesagt, die Hymer leider nicht ab Werk anbietet. Also stand eine Umbereifung auf BFGoodrich All Terrain-Reifen an. Bei dieser Gelegenheit erhielt das Fahrzeug auch direkt einen Reserveradhalter für das Heck mit passendem Reserverad. In der von Mercedes vorgesehenen Unterflur-Halterung hat Hymer geschickterweise den Abwassertank montiert. Ein Allrad-Wohnmobil braucht ja schließlich kein Reserverad – da wartet man auf den ADAC.

Auch ein Unterfahrschutz unter Motor und Hinterraddifferenzial wurde dem Granny spendiert. Der preiswerte Bravo-Schnorchel, den es für etwa 200 Euro für das Vorgängermodell gibt, ist für den neuen Sprinter noch nicht erhältlich. Aber vielleicht wird das ja noch.

Um in einer passenden Alukiste einen Falt-Kanadier unterzubringen, wurde zudem im Heckbereich ein Dachgepräckträger montiert. Da das Dach mit Dachluken und Solaranlage ja ziemlich zugebaut ist, musste dieser vom Metallbauer angefertigt werden. Um das Boot auch hinauf und hinunter zu bekommen, haben wir an der rechten Tür eine Leiter angebaut. Praktischerweise gibt es da Modelle, die ohne Bohren angebracht werden können. Allerdings muss man darauf achten, dass Mercedes bei den Frontantrieb-Sprintern höhere Hecktüren verbaut als bei den Heck- und Allrad-Fahrzeugen.

Umbauten innen

Auch innen standen zahlreiche Umbauten und Ergänzungen an, die wir allerdings weitgehend selber vorgenommen haben. Das Hauptproblem ist, dass der Grand Canyon S ab Werk deutlich weniger Stauraum bietet als unser 40 Zentimeter kürzeres letztes Wohnmobil. Da wir ja planten, ein Jahr im Granny zu leben, musste hier natürlich nachgerüstet werden.

Die Umbauten im Überblick:

„Merry“ Miler auf Chevy Van 20

Unser erstes Wohnmobil haben wir in Houston, Texas erworben. Entsprechend handelte es sich um ein US-Modell: einen Chevy-Van mit 5,6 Litern Hubraum und acht Zylindern – hinsichtlich des Sounds das beeindruckendste unserer Fahrzeuge, leider aber auch mit 20 Litern auf hundert Kilometern das durstigste.

Der Ausbau hatte den Namen „Merry Miler“ – also etwa „fröhlicher Meilenfresser“ –, was dem Gefährt schnell den Spitznamen „Merry“ einbrachte.

Merry brachte uns in den Jahren 1991 und 1992 innerhalb von neun Monaten sicher und wohlbehalten durch Mexiko, Guatemala, die USA und Kanada, so dass wir mit ihm sehr positive Erinnerungen verbinden. Und das mit überschaubaren Kosten: Wertverlust bei Verkauf, Reparaturen und ein Satz neue Reifen schlugen mit insgesamt 1000 US Dollar zu Buche – für neun Monate ein ausgesprochen akzeptabler Preis!

Westfalia Marco Polo auf Mercedes „Mercy“ Benz 207D

Nachdem wir einige Jahre wieder schwerpunktmäßig mit dem Zelt – häufig in Kombination mit dem Fahrrad – unterwegs waren, traten unsere Kinder in unser Leben und machten diese Form des Urlaubs doch etwas mühselig. Schnell war klar, dass ein Wohnmobil her musste. Der „Mercy“ war Liebe auf den ersten Blick: Zum einen hatte er nahezu dieselbe Farbe wie der „Merry“, zum anderen war er extrem kompakt, bot aber trotzdem ausreichend Platz für vier Personen. Außerdem war der Innenausbau von Westfalia ausgesprochen robust.

Leider war der alte 207D mit 65 PS nicht gerade übermotorisiert. Zudem machte er – obwohl Westfalia im Originalprospekt mit der „Laufruhe“ des Fahrzeugs warb – gehörigen Lärm. Diese Nachteile machten das Reisen doch etwas mühselig: Reisen statt Rasen!

Zwischenspiel: Wohnwagen

Als der Rost dann doch deutlich an unserem „Mercy“ nagte und er angesichts der größer werdenden Kinder auch etwas knapp zu werden begann, stand erneut eine Entscheidung für eine Neuanschaffung an. Letztlich hat der Preis für die Variante „Wohnwagen“ den Ausschlag gegeben, was uns zunächst ein wenig peinlich war. Im Nachhinein war das für diese Phase aber optimal, denn unsere Kinder hatten immer weniger Lust, mit ihren „Alten“ Rad zu fahren oder zu wandern. So konnten sie nun bequem auf dem Campingplatz bleiben, während wir unseren Bewegungsdrang ausleben konnten.

Globecar „Globi“ Fortscout auf Ford Transit

Spätestens als es für unsere Kinder uncool wurde, mit den Eltern Urlaub zu machen, reifte der Wunsch, doch wieder mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein. Mit dem „Globi“ fanden wir hier – zumindest übergangsweise – den idealen Reisepartner: mit nur 5 Meter 60 Länge sehr kompakt, aber dafür ein wahres Stauraumwunder!

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