Mitten durch die zahlreichen in der Strait of Georgia gelegenen Inseln verlief die schöne Fährfahrt von Tsawassen nach Swartz Bay auf Vancouver Island. Die Autofahrt vom Fähranleger in die Inselhauptstadt Victoria konnte da leider nicht mithalten.
Victoria
Dafür begeisterte uns die Inselhauptstadt Victoria auf Anhieb. Ein Grund dafür war sicherlich ihr europäischer Charme, aber auch die tolle Lage am Meer hat einen Anteil. Nicht zuletzt spielte auch das traumhafte Wetter eine Rolle.
Bei der nachmittäglichen Sightseeing-Runde durfte weder das Parlamentsgebäude, noch das altehrwürdige und sehr britische Hotel The Empress – beide direkt am Hafen gelegen – fehlen. Aber auch die Fußgängerzone (!) mit einer sehr schönen Buchhandlung und netten Geschäften gefiel uns. Im Park neben dem Museum gab es zudem einige sehr interessante Totempfähle zu bestaunen.
Südwestküste
Von Victoria folgten wir der Südwestküste nach Port Renfrew. Hier zeigte sich Vancouver Island direkt von seiner besten Seite: Tolle Wanderungen durch dichten Küstenurwald und traumhafte Strände mit unglaublich viel Treibholz – und das bei überraschend gutem Wetter.
Bei Port Renfrew ging es zwangsläufig zunächst wieder ins Inselinnere: Die Westküste Vancouver Islands ist nur durch einige wenige Stichstraßen erschlossen.
Ucluelet und Tofino
Am Ende der nächsten Stichstraße zur Westküste liegen die beiden Touristenorte Ucluelet und Tofino, die von ihrer Traumlage am Rande des Pacific Rim National Park profitieren. In Ucluelet erfreute uns der toll angelegte Wild Pacific Trail um die Spitze der Halbinsel. Dieser führt durch den beeindruckenden Küstenwald zu immer neuen Aussichtspunkten über die zerklüftete Küste.
Kernstück dieses Sektors des Pacific Rim National Park ist der 16 Kilometer lange Long Beach, den wir im typischen Westküsten-Dunst besuchten. Trotzdem konnte man hier einen tollen langen Strandspaziergang unternehmen.
Ein Besuch im tollen Visitor Center rundete diesen Kurzbesuch ab. Ein Teil der Reisegruppe verliebte sich das dort präsentierte Seeotter-Skelett – aber es ist auch wirklich putzig, wie entspannt diese Tierchen sich auf dem Rücken treiben lassen.
In Tofino hatten wir eine Whalewatching-Tour gebucht. Diese führte – bemerkenswerterweise bei strahlendem Sonnenschein – durch die tolle, stark zergliederte Inselwelt vor Tofino. Dabei bekamen wir Orcas und Grauwale zu sehen. Die ebenfalls hier heimischen Buckelwale zeigten sich leider nicht.
Port Alberni und Umgebung
Der Rückweg zur Ostküste, die durch eine – zumindest in der südlichen Hälfte – stark befahrene Straße deutlich besser erschlossen ist, bot noch einige nette Erlebnisse: nette, kleine Wasserfälle am Kennedy River, Petroglyphen am Sprout Lake, die interessante Lachstreppe im Swamp River Provincial Park, die auch einen Schwarzbären anlockte, und nicht zuletzt das schöne Wiedersehen mit Collie und Roland, die wir in Watson Lake kennengelernt hatten.
Campbell River
Bei sehr bescheidenem Wetter arbeiteten wir uns an der Ostküste nordwärts voran. In Campbell River machten wir eine kurze Pause an einem indianischen Friedhof, auf dem die Grabstätten mit tollen Holzschnitzarbeiten gestaltet waren. Die nahegelegene Werkstatt, in der diese hergestellt werden, war leider geschlossen. Lediglich ein begonnener Riesentotem unter einem eigens errichteten Zelt war zu sehen.
Naka Creek Recreation Site
Container 33/66: Text / 480
25 Kilometer zum Teil recht rumpelige Schotterpiste waren der Preis für die wunderschöne und vor allem kostenlose, direkt an der Strait of Georgia an Vancouver Islands Ostküste gelegene Naka Creek Recreation Site. Der Lohn war ein toller Stellplatz direkt am Strand bei noch einmal herrlichem Wetter mit Blick auf vorbeiziehende Orcas. Abgerundet wurde der dreitägige Aufenthalt durch die überaus nette Bekanntschaft mit Fran und Robert aus Surrey bei Vancouver. Ein gemeinsamer Angelausflug mit Robert, den Ronja irritiert vom Strand aus verfolgte, gipfelte zudem in frischem Lachs am Lagerfeuer – the old men and the sea.
Und noch einmal Victoria
Da am folgenden Tag das Wetter umschlug und auch mittelfristig im Norden Vancouver Islands keine Besserung in Sicht war und wir den wettermäßig begünstigteren Süden ja schon kannten, entschlossen wir uns schweren Herzens, Vancouver Island den Rücken zu kehren und so brachen wir bei Nebel und Regen Richtung Süden auf. Mit einem Zwischenstopp erreichten wir so erneut Victoria, wo wir hofften, am nächsten Morgen eine Fähre nach Port Angeles auf der Olympic Halbinsel zu bekommen – und damit das erste Kapitel unserer Reise zum Abschluss zu bringen, indem wir Kanada vorerst hinter uns zu lassen.
In Victoria war dann auch wieder sehr schönes Wetter, so dass wir sogar draußen zu Abend essen konnten – erst das eineinhalbte Mal Essen gehen während unseres Sabbatjahres (in der Diamond Tooth Gerties Gambling Hall in Dawson City hatten wir uns einen Burger geteilt). Aber wenn man immer in der Wildnis steht, bietet sich auch selten die Gelegenheit. Zudem sind Kanada und die USA auch nicht gerade für kulinarische Höhepunkte berühmt.
Ganz in der Nähe des sehr hübschen Restaurants haben wir unseren Übernachtungsplatz in einer ruhigen Wohnstraße mit schönen alten Häusern bezogen – Stealth Camping, bzw. Park and Hide war angesagt. Von dort waren es nur zehn Minuten Fußweg zum Hafen, so dass wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zum Disney World-mäßig beleuchteten Parlamentsgebäude unternehmen konnten.
Weil auf den beiden Fähren, die am nächsten Tag tagsüber nach Port Angeles fahren sollten, keine reservierbaren Plätze, sondern nur noch einzelne Plätze auf first come first served-Basis vergeben wurden, sind wir am nächsten Morgen um 6:30 Uhr zum Hafen gefahren, um dort immerhin noch Platz Nr. 13 auf der Warteliste zu ergattern („less than a fifty percent chance“). Nach dem Frühstück auf dem Parkplatz des Fähranlegers mussten wir die US Immigration durchlaufen, was auch wieder völlig problemlos war. Dann ging es auch schon ans Beladen der Fähre und mit Platz 14 der Warteliste war diesen dann auch voll – Glück gehabt!
An Vancouver Island können wir uns auch noch sehr gut erinnern. Super Landschaft, dass können wir nur bestätigen.
Und jetzt viel Spaß in Amerika!!!!