Texas (28. Januar – 5. Februar 2025)

Mit Überfahren der State Line nach Texas trat unsere Reise nun endgültig in ihre letzte Phase – und diese gestaltete sich nicht einmal besonders hübsch. Abgesehen vom Guadalupe Mountains National Park direkt hinter der Grenze hatte die Strecke entlang der Interstate 10 ostwärts kaum Schönheiten zu bieten. Und auch von dem Nationalpark hatten wir herzlich wenig, da er abgesehen von wenigen Zufahrten nur durch Wanderwege erschlossen ist, auf denen Ronja natürlich verboten ist. So mussten wir uns dann mit den schönen Blicken auf der Durchfahrt entlang dem Highway 180 zufrieden geben.

In den folgenden drei Tagen war dann nicht nur die Landschaft langweilig, wenn nicht zum Teil sogar hässlich mit riesigen Ölfeldern, auch die wenigen Orte – allen voran Pecos – wirkten mit vielen verfallenen Gebäuden unglaublich heruntergekommen. Ortsbilder, die wir in dieser abstoßenden Form in Europa allenfalls in Albanien gesehen haben. Schließlich stimmte das regnerische, nebelige Wetter ebenfalls in diesen Dreiklang ein und trug nicht eben zur Aufhellung unserer angesichts der Heimreise ohnehin schon traurigen Stimmung bei.

Padre Island National Seashore


Am frühen Nachmittag nach fast drei nervenden Fahrtagen erreichten wir dann mit dem unter Verwaltung des National Park Service stehenden Padre Island National Seashore noch einmal einen, wahrscheinlich letzten, Lichtblick. Mit ordentlicher Brandung donnerte der winterliche Golf von Mexiko (!) auf einen gut 100 Kilometer langen, absolut unverbauten Strand aus feinem, weißen Sand. Hinter dem Strand erstrecken sich ausgedehnte, wenn auch nicht sonderlich hohe Dünen. Und das beste: Auf dem gesamten Strand darf man ohne Einschränkung und Gebühr campen! So kamen wir auf den letzten (Kilo-)Metern dann doch noch zu einem tollen Übernachtungsplatz mit phantastischer Aussicht und ständigem beruhigenden Meeresrauschen.

Eigentlich war hier ein ruhiger Strandtag zum Entspannen eingeplant. Am Samstag sollte es dann nach Galveston gehen, um dort den Granny reisefertig zu machen. Aber dann kam mal wieder alles ganz anders als geplant. Da wir am Strand natürlich überhaupt keinen Handy-Empfang hatten, unternahmen wir nach dem Frühstück einen Strandspaziergang zum Visitor Center.

Über das dortige WLAN erreichte uns dann die nächste Katastrophennachricht in Form einer Mail unserer Verschiffungsagentur: Der Agent in Houston hätte unsere Fahrzeugpapiere, die wir in Absprache mit der deutschen Agentur am Montag dort persönlich vorbeibringen wollten, plötzlich schon zehn Tage vor Abgabe des Wagens benötigt. So könne man uns nicht garantieren, dass der Granny am 13. Februar aufs Schiff kommt – was im schlimmsten Fall zwei Wochen Verzögerung und 730 Dollar Standgebühr im Hafen bedeuten würde.

Houston

Also sind wir in einer Chaosfahrt sofort nach Houston aufgebrochen, um diese dort abzugeben. Es war Freitagmittag, das heißt in Deutschland waren schon alle im Wochenende. Zum Glück schafften wir es eine halbe Stunde vor Büroschluss zu Horizon Auto Shipping in Houston. Anschließend waren wir verhalten optimistisch, dass die Zollabfertigung noch rechtzeitig für die Verschiffung am 13. Februar durchgeführt werden kann. Eduardo, der zuständige Sachbearbeiter, riet uns dann schließlich noch, den Granny schon am Montag und nicht erst, wie geplant, am Dienstag im Hafen abzugeben, so dass der Zoll mehr Zeit hat.

Das bedeutete dann noch weitere Organisiererei: Der Termin mit dem Escort Service, ohne den man nicht aufs Hafengelände kommt, musste verschoben werden, der Mietwagen umgebucht werden und vor allem hatten wir nun einen Tag weniger, um den Granny reisefertig zu machen – zumal wir das Airbnb erst ab Sonntag gebucht hatten, was das Umräumen im Auto deutlich erschwerte. So verbrachten wir dann den Samstag im Großraum Houston mit dem Besuch einer Waschstraße, wo wir den Wagen innen und außen gründlich reinigten, und ersten Umräumarbeiten, die durch die Hundeboxtransport, die wir am Freitag zum Glück völlig unkompliziert bekommen hatten, nicht unbedingt erleichtert wurden.

Galveston

Am Sonntag mussten wir dann den Mietwagen in Houston am Flughafen abholen und anschließend konnten wir unser reizendes Airbnb in Galveston beziehen, was die Raumnot im Granny deutlich milderte, weil wir dieses nun mit den DIngen, die nicht mit verschifft werden sollten, zurümpeln konnten.

So haben wir es dann doch noch mit einigem Stress geschafft, den Wagen am Montagmittag zum Hafen zu bringen.

Strandpromenade

Nun mussten wir bis Mittwoch nur noch die Rucksäcke für den Flug packen – ansonsten hatten wir eineinhalb Tage frei für ein kleines touristisches Programm in Galveston, in denen aber dann leider ziemlich häufig mehr oder weniger dichter Nebel herrschte.

Nur zwei Blocks von unserer Unterkunft befindet sich der Strand, wo sich auf dem Galveston Island Historic Pleasure Pier ein Vergnügungspark befindet, der nun im Winter allerdings geschlossen ist. Immerhin bot er im Nebel ein interessantes Fotomotiv.

East End

Im East End finden sich sehr viele tolle Villen aus der Gründerzeit, von denen die meisten liebevoll restauriert, einige aber auch charmant angeranzt sind. Mittlerweile haben hier viele reiche Houstoner ihr Wochenenddomizil. Um 1800 jedoch war Galveston bedingt durch den Hafen eine durchaus bedeutende und wohlhabende Stadt, zeitweise sogar die größte in Texas.

Friedhof

Der frühere Wohlstand Galvestons spiegelt sich auch auf dem örtlichen Friedhof wider, auf dem zahlreiche prunkvolle Grabmäler aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten des vergangenen Jahrhunderts zu finden sind.

Historic Downtown

Das historische Geschäftsviertel am alten Hafen lädt mit einigen schönen Gebäuden zum Bummeln ein, so dass wir auch den letzten Tag vor dem Abflug noch einmal nett nutzen konnten. Aber leider gibt es auch hier, wie in den meisten amerikanischen Städten, keine Fußgängerzone. Diese grandiose Erfindung hat lnur selten den Weg über den großen Teich gefunden.

Rückflug

Nach einem gemütlichen letzten Frühstück sind wir völlig staufrei zum Flughafen gekommen, nachdem wir zuvor mit unseren letzten Bardollars den Mietwagen vollgetankt hatten. Der Check in war zum Glück völlig unproblematisch. Auf Nachfrage konnten wir bis eineinhalb Stunden vor Abflug warten, so dass Ronja nicht allzu lange in die Box gesperrt werden musste. Die Arme war schon recht aufgeregt.

Nach einem angenehmen Flug mit einem supernetten Steward sitzen wir mittlerweile in Amsterdam Schipohl und warten auf unsere Lieblingstochter, die leider im Stau steht. Zum Glück ist auch Ronja wohlbehalten angekommen und wir konnten sie schnell aus ihrem Gefängnis befreien. Auch die Einreise mit dem Tier war völlig unproblematisch.

Und nun ist der Amerika-Abschnitt unseres Sabbatjahres endgültig zu Ende. Jetzt hoffen wir noch darauf, dass der Granny ähnlich unproblematisch nach Hause kommt und vor allem, dass unsere Gesundheit es zulässt, dass wir im Frühjahr noch ein wenig durch Europa touren. Pläne haben wir da aber nicht – da haben wir ja schon wieder ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht -, allenfalls lose Ideen.

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