Nach gelungener Operation und vierwöchiger Schonfrist konnte es am 10. April endlich wieder losgehen: Griechenland war das Ziel. Am 20. April sind wir dort verabredet. Das heißt, wir haben zehn Tage Zeit, uns auf dem Landweg bis Igoumenitsa zu arbeiten. Das sollte einigermaßen gemütlich zu bewerkstelligen sein.
Deutschland

Mangfall-Tal
Nach einer Übernachtung bei Nürnberg haben wir uns angesichts des tollen Frühlingswetters entschlossen, den zweiten Tag etwas gemütlicher angehen zu lassen. So haben wir im hübschen Tal der Mangfall – eine absolute Zufallsentdeckung – eine ausgedehnte Mittagspause mit Blick auf den wildromantischen Fluss eingelegt. Beim anschließenden Hundespaziergang haben wir eine ausgesprochen nette Gartenwirtschaft entdeckt, wo wir dann zu Kaffee und köstlichem hausgemachten Kuchen eingekehrt sind. Das war ja im ersten Teil unseres Sabbatjahres leider insgesamt etwas zu kurz gekommen. Weil das Lokal auch am Freitagmittag schon gut besucht war, hat sich dann ein supernettes Paar aus München zu uns gesetzt, so dass wir dann noch länger als geplant geblieben sind. Trotzdem haben wir es dann noch knapp über die nahe österreichische Grenze geschafft.


Österreich
Salzburg
Von einem ruhigen Übernachtungsplatz oberhalb von Salzburg sind wir dann am nächsten Morgen in die tolle Stadt gefahren. Den sonnigen Samstag haben allerdings durchaus auch noch andere für einen Stadtbummel genutzt. Aber Salzburg ist auch wirklich wunderschön – auch schöne Städte sind in Amerika etwas kurz gekommen! Nach drei Stunden Asphalttreten waren wir dann aber auch erledigt, vor allem weil Almut noch in den Nachwehen einer fetten Erkältung steckte. So sind wir dann nach einem Mittagsmahl an der Salzach mit tollem Blick auf die Stadt am frühen Nachmittag weitergefahren.







Weil am darauffolgenden Sonntag das Wetter deutlich schlechter werden sollte, haben wir dann nach nur etwa 150 Kilometern unseren Fahrtag auch schon wieder beendet und uns an unserem Übernachtungsplatz an der Drau noch ein wenig in die Sonne gesetzt. Nach einer kurzen Hunderunde am nächsten Morgen zog es sich dann auch tatsächlich zu und begann zu regnen.

Kroatien

Leider setzte sich das bescheidene Wetter dann auch in Kroatien fort, so dass wir ziemlich schnell durch Kroatien hindurch gefahren sind. Allerdings gilt es hier noch eine Anekdote zu berichten. Die hat mit vier Orten zu tun: Yuma (USA) und Calexico (USA) sowie Moers (Deutschland) und Ogulin (Kroatien). Die ersten beiden liegen etwa 93 Kilometer auseinander, die zweiten beiden trennen 1070 Kilometer und drei Staatsgrenzen. Im Krankenhaus in Yuma (Arizona) bekam ich in ein Rezept, das ich in Calexico (Kalifornien) einlösen wollte. Das funktionierte natürlich nicht, weil der ausstellende Arzt – obwohl in Yuma in einer riesigen Klinik beschäftigt – in Kalifornien keine Zulassung hat. In Ogulin erhielt ich eine Mail von meinem heimischen Arzt mit der Nachricht, dass ich wohl noch nicht keimfrei sei – und einem PDF-Rezept für ein Antibiotikum im Anhang. Dieses Rezept konnte ich natürlich problemlos in der Apotheke in Ogulin einlösen, nachdem ich es der freundlichen Apothekerin als E-Mail geschickt hatte. Willkommen in der Zivilisation!

Krka
Da weiterhin nicht nur das Wetter blöd war und mich dann auch noch Almuts Erkältung niedergestreckt hatte, haben wir etwas enttäuscht die Plitvicer Seen ausgelassen und sind weiter Richtung Süden gefahren. Auch die ähnlich tollen Wasserfälle an der Krka, die ich vor etwa 47 Jahren das letzte Mal besucht hatte, haben wir links liegen lassen. Immerhin gab es vom Autobahnrastplatz aus einen tollen Blick auf das enge Tal der Krka und den hübschen Ort Skradin, vor dem wir damals vor der Fahrt mit dem Beiboot zu den Fällen geankert hatten. Anschließend waren bei Vollmond zu Smetanas „Moldau“ den Fluss wieder hinuntergefahren – überaus romantisch!

Auch Split und Dubrovnik konnten wir wetter- und gesundheitsbedingt nicht besuchen – irgendwie vermiest uns meine Gesundheit in diesem Sabbatjahr so einiges …
Montenegro
Bucht von Kotor
Im ersten Sabbatjahr hatten wir uns Auto an Auto an der Bucht von Kotor entlang geschoben und die hübschen Orte am Ufer mangels Parkmöglichkeiten vorbeiziehen sehen. Nun sah es anfangs etwas ruhiger aus, sodass wir zumindest in Risan eine kurze Pause einlegen konnten. In Perast hingegen, wo eine in der Bucht liegende künstliche Insel mit der hübschen Kirche Gospa od Škrpjela zu einer Bootstour lockt, herrschte wieder das bekannte Parkchaos. Zudem nervten Touri-Schlepper, die uns direkt eine Tour zu der Insel aufschwatzen wollten, die allerdings derart gut besucht war, dass wir nach dem Blick aus der Ferne auf die Touri-Massen keine Lust mehr auf den Ausflug hatten. Durch Kotor ging es dann wieder nur im Schritttempo und an zentrumsnahe Parkplätze war nicht zu denken. Doch auch anderthalb bis zwei Kilometer außerhalb des Zentrums sollte das Parken noch 15 Euro kosten. So haben wir dann wie schon im ersten Sabbatjahr auf einen Besuch der Altstadt verzichtet, zumal wir keine wirklichen Fans von Menschenmassen sind.




Sveti Stefan
Leider setzte sich der Stau auch südlich der Bucht von Kotor in einer Riesenbaustelle fort. Auch die Küstenorte begeisterten nicht wirklich: Jeder erdenkliche Flecken zugebaut, viele halbfertige Neubauten, während zahlreiche Rohbauten bereits wieder zu Bauruinen verkamen. Immerhin konnten wir oberhalb des Inselchens Sveti Stefan eine Mittagspause mit schöner Aussicht einlegen. Das hübsche Postkartenmotiv war mal ein Fischerstädtchen aus dem 15. Jahrhundert, bis es in den 1950er Jahren zu einem luxuriösen Resort umgebaut wurde – ein bisschen Disneyland-mäßig, aber immerhin im Gegensatz zu den anderen Badeorten hübsch anzuschauen.

Skadarsko Jezero
Kurz hinter Sveti Stefan verließen wir die stark befahrene Küstenstraße und flohen über das Küstengebirge zum Skadar-See. Hier führt eine abenteuerliche, einspurige Straße meist weit oberhalb des Sees mit tollen Ausblicken über den See bis zu den dahinter liegenden hohen Bergen. Eine kurvige Abfahrt bescherte uns dann unseren bisher schönsten Übernachtungsplatz – einsam und bis auf das abendliche Froschkonzert ruhig an einem kleinen Hafen. Der südliche Teil des Skadarsko Jezero gehört schon zu Albanien. Von unserem Stellplatz sind es gerade einmal etwa 700 Meter bis zur Grenze.




Albanien

Nach einem Bankbesuch und Einkaufsstopp in der gesichtslosen Stadt Shkodra am Südende des Skadarsko Jezero ging es relativ küstennah mit viel Verkehr südwärts. In dem hässlichen Badeort Golem legten wir eine Mittagspause am Strand ein – und waren fassungslos, wie dicht hier Hotel an Hotel gesetzt war. Insgesamt bot sich ein ähnliches Bild wie in Montenegro: Eine recht gleichmäßige Mischung aus relativ schicken Neubauten neben Rohbauten, Bauruinen und heruntergekommenen Bauten aus den 1970er Jahren. Eine unglaubliche Bettenkapazität wird hier errichtet, die in einem krassen Missverhältnis zu dem schmalen und nicht besonders schönen Strand steht. Als wir weiter südlich bei Vlorë erneut auf die Küste stießen, sah es ähnlich aus. Zumindest bezogen auf die Küste wird der zur Zeit wachsende Albanien-Boom sicherlich nicht lange anhalten.


Oricum
Etwas südlich von Vlorë liegen mitten in einem Militärgebiet die antiken Ausgrabungsstätten von Oricum. Bei der Einfahrt muss man seinen Pass abgeben und wird von einem Mitarbeiter des Denkmalsamtes zu der archäologischen Stätte eskortiert. Auch zu osmanischen Zeiten lag hier ein Militärhafen, wovon einzelne, verstreute pittoreske Überreste unter Olivenbäumen zeugen. Diese kontrastieren eigenwillig mit den umgebenden halb verfallenen Militärbaracken neuerer Zeit.





Auf der anderen Seite der südlich der Ruinen gelegenen Lagune findet sich die hübsche Marmorkirche auf einer Felseninsel inmitten eines ausgedehnten Sumpfgebietes. Beides besuchten wir von einem sehr gemütlichen Camping im nahen Bergdorf Dukat. Abends wurden wir von den unglaublich lieben Besitzern – beide um die 80 – und deren Sohn zum Raki eingeladen.


Zum Glück war der Strandabschnitt kurz vor den Ruinen noch nicht zugebaut, so dass wir dort noch eine wirklich nette Pause machen konnten – fast wie Urlaub!




Llogarasë-Pass
Von Dukat aus war der 1030 Meter hohe Llogarasë-Pass zu überqueren. Von der Passhöhe öffnet sich der Blick auf die hier beginnende albanische Riviera, die laut Reiseführer einer der am wenigsten verbauten Küstenabschnitte des Mittelmeeres sein soll. Steil abfallende Berge mit wenigen kleinen, schwer zugänglichen Buchten machen zumindest eine ebenso dichte Bebauung wie in Albaniens Norden schwieriger.

Gjipe Beach
Das zeigt sich auch am Gjipe Beach, der am Ausgang einer spektakulären Schlucht liegt. Der Strand selbst ist auch nur zu Fuß oder mit Hardcore-Geländewagen zu erreichen. Für unseren Granny war uns die Piste deutlich zu rumpelig. Zwei Schweizer Pärchen ließen sich allerdings nicht abschrecken.
Trotz sonnigem Ostersamstag und gut besuchten Parkplatzes hielten sich die Besuchermengen am Strand selbst in angenehmen Grenzen. Mehrere Strandbars und in Walk-in-Campingplatz lassen allerdings ahnen, dass der ausgesprochen schöne Strand im Sommer mehr Gäste anlockt, zumal der Canyon interessante Klettermöglichkeiten bietet.




Jalë und Spile
Wenige Kilometer weiter zweigt die Zufahrt zum Badeort Jalë von der Hauptstraße ab. Bei der Annäherung bietet sich zunächst ein sympathisches Bild: Zwei oder drei maximal dreistöckige Hotels gruppieren sich um eine hübsche, kleine Bucht. So könnte ein Badeurlaub auch im Hochsommer noch recht gemütlich ausfallen. Bei der Einfahrt in den Ort wird die Illusion leider schnell zunichte gemacht: Von einem Bergrücken zunächst verdeckt zeigt sich hier eine Großbaustelle wie zuvor in Vlorë und wir fragen uns erneut, wo die ganzen Menschen, die hier einmal untergebracht werden sollen, denn hin sollen.
Einige Kilometer über eine ruppige Sandpiste weiter Richtung Spile, dem nächsten Badeort, finden wir in einer hübschen, unverbauten Bucht, die wir uns über Nacht mit drei bezaubernden Holländerinnen teilen, dann aber doch noch einen idyllischen Platz für den Ostersonntag. Wer die unverbaute albanische Riviera noch erleben möchte, sollte sich also ziemlich beeilen!




Porto Palermo
Die vermutlich venezianische Festung Porto Palermo wacht strategisch günstig und malerisch zugleich über der Einfahrt zu einem geschützten Naturhafen. In die interessanten Gewölbe durften wir sogar unser Hundicap mitnehmen – weil sie so lieb ist, sogar ohne Leine!
Von hier aus waren es dann nur noch wenige Kilometer bis zur griechischen Grenze, wo wir uns am Abend mit Anke und Martin treffen wollten, um gemeinsam Griechenland zu erkunden.





