Nach einem All inclusive-Urlaub mit den Kindern in Tunesien – der einzige Selbstversuch mit dieser für uns absolut ungeeigneten Urlaubsform! – war Namibia unser erster ernsthafter Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent. Namibia ist dafür als Reiseland ideal: Es bietet eine gute Mischung aus Abenteuer und Sicherheit, phantastische Landschaften, endlose Weite und jede Menge Tiere.
Als unerschütterliche Camper kam für uns natürlich nur eine Campingreise in Betracht. Ein Allrad-Pickup mit Dachzelt war daher für uns das ideale Fortbewegungsmittel: Man kommt nahezu überall hin und hat ein vor Kriechtieren sicheres Dach über dem Kopf. Die Ausstattung der Mietfahrzeuge, die von zahlreichen Firmen angeboten werden, ist zweckmäßig: Tisch und Stühle, Kocher, Wassertank, Zusatz-Kraftstofftank, zweite Bordbatterie und eine Engel-Kühlbox, die trotz 30 Grad Außentemperatur auch bei Stufe 4 von 7 dafür sorgt, dass man beim abendlichen Springbock-Steak sein Bier am Stiel lutschen kann.
Kalahari
Die Kalahari erstreckt sich über Namibia und Botswana und ist mit über einer Million Quadratkilometern gut dreimal so groß wie Deutschland. Der rote Sand liefert das typische Erscheinungsbild der Kalahari. Die roten Dünen wirken im Sonnenuntergang am beeindruckendsten – am schönsten natürlich bei einem Sundowner, wie er nach einem ereignisreichen Tag auf der Kalahari Game Lodge serviert wird. Vorher hat man Gelegenheit, bei der Fütterung der Geparden zuzusehen und den wunderschönen Katzen dabei nah genug für ein Portraitfoto zu kommen. Nur in die Hocke gehen sollte man dabei nicht, weil die Tiere einen vielleicht dann als unterlegen erkennen. So könnte man dann schnell vom Beobachter zum Gegenstand der Fütterung werden.
Namib-Naukluft Nationalpark
Mit einer Wüstenfläche, die mit 50.000 Quadratkilometern Nordrhein-Westfalen eineinhalbmal bedecken würde, ist der Namib-Naukluft Nationalpark nicht nur der größte Nationalpark Afrikas, sondern der viertgrößte der ganzen Welt.
Von dieser riesigen Fläche ist allerdings nur ein winziger Teil zugänglich. Den weitaus größten Teil bekommen nur wenige Besucher im Rahmen mehrtägiger Geländewagen-Expeditionen zu Gesicht – Straßen sehen sie dabei nicht, nicht einmal Sandpisten durchqueren die schier endlose Wüste.
Die meisten Touristen beschränken sich auf einen Abstecher zum Sossusvlei und Deadvlei – Dieser lohnt allerdings jede Mühe, führt er doch nicht nur zu den höchsten Dünen der Welt, sondern in eine märchenhafte Traumwelt, die auch auf dem Mars liegen könnte, so unwirklich ist sie.
Vor Ort lohnt eine Übernachtung auf dem Sesriem Campsite innerhalb des Nationalparks. Denn nur von dort oder der ungleich teureren Sossus Dune Lodge darf man eine Stunde vor Sonnenaufgang in den Park, um zu beobachten, wie sich die Sonne glutrot über der berühmten Düne 45 – 45 Kilometer vom Parkeingang – erhebt und die Landschaft in ein traumhaftes Licht taucht.
Swakopmund
Dem gemütlichen Städtchen Swakopmund am Atlantik sieht man seine deutsche Kolonialvergangenheit deutlich an. Kein Wunder, denn die 1892 entdeckte und durch ein Stationsgebäude gesicherte Mündung des Flusses Swakop wurde bald zum wichtigsten Hafen für deutsche Einwanderer. So erhielt Swakopmund bereits 1909 Stadtrechte. Obwohl nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 die meisten deutschen Straßennamen in afrikanische Namen geändert wurden, erinnert noch viel an diesen unrühmlichen Teil der deutschen Geschichte, als Swakopmund noch das Einfallstor für die Eroberung und Besiedlung Deutsch-Südwestafrikas war. Davon zeugen nicht nur die Namen zahlreicher Hotels (Deutsches Haus, Hotel Eberwein oder Hansa Hotel) und die Schwarzwälder Kirschtorte im Café Anton, sondern vor allem die zahlreichen architektonischen Hinterlassenschaften, wie der Bahnhof, das ehemalige Kaiserliche Bezirksgericht oder das Woermann-Haus. Das alles sieht hübsch aus, lädt zum Bummeln, Fotografieren und Verweilen in einem der Straßencafés ein.
Trotzdem sollte man den historischen Hintergrund dieses hübschen Örtchens nicht aus dem Blick verlieren. Denn obwohl die deutsche Fahne nur für 21 Jahre über Namibia wehte – von 1894 bis 1915 –, hat diese Fremdherrschaft tiefe Spuren hinterlassen. So wurden 1904 im Rahmen des Herero-Aufstandes bis zu 60 Prozent dieses Volkes getötet. Doch auch heute sind die Nachwehen dieser Zeit und der folgenden südafrikanischen Herrschaft, die die Apartheid nach Namibia „exportierte“, spürbar. Denn auch heute sind die meisten Farmen im Besitz von Weißen, während die überwiegende Mehrheit der schwarzen Mehrheit in Armut lebt und auf Almosen angewiesen ist.
Walvis Bay
Von Swakopmund lohnt ein Ausflug nach Walvis Bay, von wo aus man auf das Wasser der Lagune aufbrechen sollte, die man mit Kayaks oder Ausflugsbooten erkunden kann.
Spitzkoppe
Der markante 1728 Meter hohe Felskegel der Spitzkoppe zählt zu den am häufigsten fotografierten Bergen Namibias. Doch nicht nur das: Auch der weitläufige Campingplatz rund um das „Matterhorn Namibias“ zählt zu den schönsten, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften. Zwar ist er extrem einfach ausgestattet (Wasser und Duschen gibt es nur am Eingang, einen Supermarkt überhaupt nicht), dafür findet jeder zwischen den pittoresken Felsformationen ein einsames und malerisches Fleckchen mit Plumpsklo und Feuerstelle.
Seit 2012 wird der Platz von einem Joint Venture aus einem privaten Investor der einheimischen Spitzkoppe Community betrieben. Die Einnahmen kommen dieser zur Hälfte zu Gute.
Etosha-Nationalpark
Der Etosha-Nationalpark ist nur unwesentlich kleiner als Mecklenburg-Vorpommern, landschaftlich allerdings deutlich anders aufgestellt. Zwar sind die Seen (2200 in Meck-Pomm) deutlich sparsamer gesät und auch die über 70 natürlichen oder künstlichen Wasserstellen können den insgesamt ziemlich trockenen Gesamteindruck nicht deutlich verändern. Aber dafür kann der Park mit 582 verschiedenen Tierarten – darunter eine Fischart! – aufwarten. Vertreten sind natürlich alle afrikanischen Großtierarten wie Elefant, Nashorn, Giraffe, Zebra und zahlreiche Antilopenarten. Auch die bekanntesten Großkatzen wie Löwen, Leoparden und Geparden leben im Park – die letzteren beiden allerdings meist gut versteckt und ohne orts- und tierkundigen einheimischen Führer selten zu sehen.
Trotzdem bietet Etosha auch für den Selbstfahrer unvergessliche Tierbegegnungen. Insbesondere im Herbst – gegen Ende der Trockenzeit – finden die Tiere kaum Wasser und sind so in großer Zahl an den Wasserstellen zu beobachten – an den meisten vom sicheren Auto aus, in den Camps wie Okakuejo, Halali oder Namutoni sind Tribünen um die Wasserstellen angelegt. Wenn man Angst vor Langeweile hat, kann man ein Buch mitnehmen – wir sind allerdings selten zum Lesen gekommen. Zu ereignisreich war die Zeit!