Mexiko (3.-10. Januar 2025)

Was es in diesem Beitrag zu sehen gibt:

Nachtrag 2. Januar 2025


Wir hatten uns dann spontan doch noch für das Krankenhaus in Yuma entschieden, so dass wir dann doch noch einen etwas positiveren Eindruck vom amerikanischen Gesundheitssystem gewinnen konnten: Alles war deutlich besser organisiert, nach recht kurzer Wartezeit kamen wir dran und ich wurde in einen der gut 100 Behandlungsräume der Notfallambulanz gebracht. Erstaunlich war, dass Ronja hier mit hinein durfte!


Nach einigen Vorgesprächen wurde der Katheter entfernt. Da das spontane Pipimachen trotz voller Blase aber leider auch nach zwei Stunden immer noch nicht geklappt hatte, bekam ich direkt einen neuen verpasst. Nach weiteren sieben Tagen Antibiotikum sollte dieser dann entfernt werden. So sind wir dann ziemlich frustriert Richtung mexikanische Grenze aufgebrochen und haben uns mal wieder in die Wüste gestellt.

Mexicali


In Calexico, dem US-amerikanischen Grenzort wollten wir dann noch schnell das Rezept für das neue Antibiotikum einlösen. Hierbei wurden wir dann mit einer neuen Lachnummer des amerikanischen Gesundheitswesens konfrontiert: Der Arzt, der das Rezept ausgestellt hatte, ist, obwohl er in Yuma, Arizona, in einem riesigen Krankenhaus arbeitet, in Kalifornien (Calexico) nicht ins Ärzteregister eingetragen, weshalb das Rezept nicht eingelöst werden konnte. Die netten Damen meinten allerdings, dass ich das Präparat ohne Probleme mit meinem Rezept auch in Mexiko bekommen könnte.


Der Grenzübertritt verlief ausgesprochen problemlos, so dass wir nach einer guten halben Stunde mexikanischen Boden unter den Füßen hatten. Dafür erwies sich die Einschätzung der Apothekerinnen in Calexico leider als Trugschluss: Nach dem Besuch von vier Apotheken in Mexicali mussten wir feststellen, dass es genau dieses Antibiotikum in Mexiko überhaupt nicht gibt. Nun ja, ich hatte ja noch für eine Woche das Notfallantibiotikum aus Deutschland.

San Felipe


So ließen wir Mexicali dann hinter uns und fuhren gut zweieinhalb Stunden nach San Felipe, dem ersten Ort an der Ostküste der Baja California, am Mar de Cortés. In diesem mäßig schönen, stark auf amerikanische Touristen ausgerichteten Kaff fanden wir einen einigermaßen bezahlbaren Stellplatz auf einem mäßig schönen Campingplatz am mäßig schönen Strand von San Felipe. Hier mussten wir nun eine Woche ausharren bis zum Ziehen des Katheters. Weiter südlich wurde die Besiedlung der Baja deutlich dünner, so dass mit einer akzeptablen medizinischen Versorgung erst mehrere hundert Kilometer weiter zu rechnen gewesen wäre. Immerhin hatten wir einen schönen Frühstücksplatz direkt am Meer – abends war es leider zu kühl, um draußen zu essen.


So nutzten wir dann zumindest die Anklänge an Zivilisation, die San Felipe immerhin bot: Wir gingen abends nett essen, was bisher ja etwas kurz gekommen war, ließen die Reifen am Granny von vorne nach hinten und umgekehrt wechseln, um für gleichmäßige Abnutzung zu sorgen, und erkundeten recht lustlos die zahlreichen Souvenirbuden, die allesamt das gleiche zu insgesamt überhöhten Preisen anboten. Eine recht schöne Tischdecke haben wir dann dennoch erstanden, die Almut als Unterlage für Ihre Yogamatte nutzen wollte, die Ronja aber dann für sich beanspruchte.

Und erneut Mexicali


Das Centro Regional de Salud in San Felipe machte keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck. Außerdem gab unser medizinischer Telefonjoker Martin den Rat, den Katheter von einem Facharzt ziehen zu lassen, da dieser bei erneutem Misserfolg auch direkt entsprechende Ursachenforschung betreiben könnte. Ein Urologe war natürlich in San Felipe nicht aufzutreiben, so dass wir wieder zurück nach Mexicali fuhren. Tante Google empfahl zwei Ärzte, die über zahlreiche sehr gute Bewertungen verfügten. Leider wurde unsere erste Wahl bei Google auf der falschen Straßenseite einer vielbefahrenen fünfspurigen Einbahnstraße angezeigt. So wurden wir nach einem zugegebenermaßen gewagten, aber keinesfalls gefährlichen Spurwechsel direkt von der Polizei angehalten. Wir sollten mit auf die Wache kommen und eine Strafe bezahlen. Nach einiger Diskussion wurden wir dann schließlich ohne Strafe mit Polizeieskorte zum Arzt geleitet. Die Praxis befand sich unmittelbar an der Grenze, hinter den Gebäuden auf der anderen Straßenseite war der mindestens zehn Meter hohe Grenzzaun zu sehen.


Verrückterweise war die Straße beidseitig vollständig mit Arztpraxen, Privatkliniken und Labors sämtlicher medizinischer Fachrichtungen zugebaut – und das alles sehr edel in Marmor und Glas. Auch ein Blick südlich der Grenze offenbart die Probleme des amerikanischen Gesundheitssystems.


Der Arzt hatte auch sofort Zeit und erklärte mir nach einem recht flüchtigen Blick auf das Ultraschall, dass ich ohne Katheter auf keinen Fall urinieren könnte und bot mir für den kommenden Montag einen OP-Termin zur Verkleinerung meiner Prostata an. Die OP hätten wir für den Schnäppchenpreis von 5000 Dollar bekommen. Das war uns dann doch etwas zu spontan. Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht beschlossen wir dann, am nächsten Tag in die USA zurückzufahren. Die Rückkehr nach Deutschland schien uns in dieser Situation die beste Option zu sein.

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