Kalifornien – Teil 2 (8. Dezember 2024 – 1. Januar 2025)

Mission San Juan Bautista

Die 1797 gegründete Mission San Juan Bautista ist eine der zahlreichen von den Spaniern gegründeten Missionen in Kalifornien – und für uns eine willkommene Pause auf dem Weg Richtung Küste. Die ersten Meilen westwärts vom Yosemite aus waren zwar landschaftlich noch durchaus schön, später fuhren wir jedoch durch eine ziemlich schreckliche und öde Agrarwüste, in der die endlosen Orangenplantagen noch am hübschesten waren.

Auf einer Strecke von 970 Kilometern gründeten spanische Missionare zwischen 1683 und 1834 insgesamt 21 Missionen, um die armen Heiden zu bekehren. Diese waren jeweils einen Tagesritt, also etwa 50 Kilometer voneinander entfernt und bildeten zusammen den Camino Real, den Königsweg.

Nach einem gemütlichen Bummel durch das Missionsgelände erreichten wir etwas nördlich von Monterrey pünktlich zum Sonnenuntergang den Pazifik.

Highway 1

Der Highway 1 entlang der kalifornischen Küste ist eine der amerikanischen Sehnsuchtsstraßen. Insbesondere der Abschnitt südlich von Monterrey Richtung Los Angeles ist aber auch wirklich ausgesprochen schön. Leider ist die Strecke aber zur Zeit nicht durchgehend befahrbar: Seit im Januar 2023 der Regent-Erdrutsch einen Teil der oft steil über dem Pazifik verlaufenden Straße weggerissen hat, ist diese im schönsten Abschnitt südlich von Big Sur leider nicht mehr passierbar. Das angekündigte Wiedereröffnungsdatum verzögert sich seitdem kontinuierlich. Zur Zeit geht man von einer Fertigstellung nicht vor Sommer 2025 aus.

Das bedeutete für uns, dass wir von Carmel by the Sea aus den Highway 1 leider nur als 70 Kilometer lange Sackgasse befahren konnten – verbunden mit einem Umweg von gut 120 Kilometern, bis wir bei Cambria wieder an die Küste gelangten.

Monterrey

Das für sein Jazz-Festival berühmte Städtchen ist von John Steinbeck in seinem Roman „Die Straße der Ölsardinen“ verewigt worden. Heute ist die Cannery Row, einst Schwerpunkt der Fischverarbeitung, eine trubelige Touristenmeile und auf der Fisherman’s Wharf findet ein kitschiger Weihnachtsmarkt statt.

Historisch sind noch einige Gebäude in Monterrey, wie etwa neben einzelnen Bauten in der Innenstadt das alte Zollgebäude am Hafen.

Carmel by the Sea

Carmel hat wunderbare weiße Sandstrände im Angebot, an denen man phantastisch den Sonnenuntergang beobachten kann. Lohnenswert ist aber auch die 1770 von den Spaniern errichtete Mission – eine weitere Station auf dem Camino Real.

Big Sur

Der Big Sur genannte Abschnitt des Highway 1 ist landschaftlich definitiv das schönste Stück der Strecke. Steil über dem Pazifik teilweise über atemberaubende Brücken verläuft die Straße und bietet immer wieder traumhafte Ausblicke auf in der Tiefe liegende Strände. Diese zu besuchen, ist aber leider ein recht kostspieliges Vergnügen, da sie meist als State Parks gebührenpflichtig sind. Zehn bis fünfzehn Dollar Day Use Fee sind auch für einen kurzen Strandbesuch fällig.

Julia Pfeiffer Burns State Park

Julia Pfeiffer Burns hatte hier an der Küste gemeinsam mit ihrem Mann eine Farm bewirtschaftet. Deshalb sind einige der State Parks hier nach den beiden benannt. Auch hier sind zehn Dollar für die Fünf-Minuten-Wanderung zum Aussichtspunkt über dem zugegebenermaßen hübschen Strand, auf den der McWay-Wasserfall malerisch plätschert, zu entrichten. Da der Pfad hinunter zum Strand aber schon seit Jahren verschüttet ist und auch der eigentliche Aussichtspunkt nur unter Umgehung einer Absperrung illegal zu erreichen ist, weil dieser Teil des Weges ebenfalls wegzubröseln droht, fanden wir den Preis schon ziemlich unverschämt. Mehr hat der State Park nämlich nicht zu bieten, und wenn die üppigen Eintrittsgebühren dann nicht einmal in den Erhalt der wenigen Wege investiert werden, ist das schon ärgerlich.

Pfeiffer Beach

Für 15 Dollar Parkgebühr darf man hier immerhin an den Strand. Dieser ist in der Tat schön. Schön wäre vermutlich auch der Sonnenuntergang gewesen, wenn die untergehende Sonne durch eines der Felsentore scheint. Da Campingplätze entlang dieses Küstenabschnittes allerdings auch bei sehr bescheidenem Komfort nicht unter 60 Dollar zu finden sind, haben wir es vorgezogen, wieder zurück nach Carmel zu fahren und dort umsonst auf dem Supermarktparkplatz zu übernachten.

Erdrutsch-Umfahrung

Salinas

Ein kleiner Spaziergang durch die historische Altstadt von Salinas bot bei der Umfahrung des Regent-Erdrutsches Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten und den Hund zu bewegen. Einige hübsche Art Deco-Gebäude wirkten fast europäisch.

Mission Nuestra Señora de la Soledad

Pünktlich für eine gemütliche Mittagspause erreichten wir – ebenfalls auf dem Camino Real gelegen – die 1791 gegründete, eher kleine Mission Nuestra Señora de la Soledad. Sehr gemütlich, mit wenigen Besuchern genossen wir die dort sehr entspannte Atmosphäre.

Cambria

Oberhalb von Cambria fanden wir einen hübschen, ruhigen Übernachtungsplatz mit Meerblick, bevor wir bei Cambria dann wieder auf den Highway 1 stießen – nicht ohne uns vorher das historische Schulgebäude anzuschauen.

Highway 1 – Fortsetzung

Piedras Blancas Elephant Seal Rookery

Sex on the Beach, live und in Farbe! Seit 1990 finden sich hier am Strand regelmäßig größere Gruppen von Seeelefanten zur Paarung ein. Insgesamt etwa 25000 sind hier in den Gewässern vor der Küste heimisch. Bei unserem Besuch waren so auch viele Jungtiere zu sehen, unter anderem auch ein am Tag zuvor geborenes Baby. Besonders beeindruckend sind aber die massigen Bullen, die bis zu 2300 Kilogramm auf die Waage bringen können. So viel Masse zu bewegen, ist natürlich anstrengend. Daher ging es am Strand eher gemächlich zu.

Morro Bay

Was bei Reisen in Entwicklungsländer ja oft ein wenig deprimierend wirkt, sind die Elendsviertel – so auch am Strand in Moro Beach. Zu sehen, wie die armseligen Unterkünfte dicht an dicht direkt an den Strand gebaut waren, brach uns schier das Herz! Man kann den armen Menschen ja auch nicht helfen! Aber andererseits musste der Hund bewegt werden und so mussten wir da durch.

Pismo Beach

Einige Kilometer südlich in Pismo Beach gibt es eine Monarchfalter-Kolonie, die allerdings in den letzten Jahren deutlich geschrumpft ist. So waren wir anfangs ein wenig enttäuscht, weil wir nur einen einzelnen Schmetterling hoch oben in den Eukalyptusbäumen ausmachen konnten. Dann allerdings gewährten uns die freundlichen Volunteers, die das Wäldchen betreuen, einen Blick durch ihr Spektive. So konnten wir dann doch noch ein größeres Bündel dieser farbenprächtigen Falter ausmachen. Schwierig war es dann allerdings, diese durch den Kamerasucher in den Bäumen wiederzufinden.

Santa Barbara

Schon fast eine Stadt, aber doch überschaubar genug, lockt Santa Barbara zu einem gemütlichen Stadtbummel vor allem durch die Altstadt. 1782 errichteten hier spanische Soldaten eine erste Befestigungsanlage, das Presidio de Santa Barbara. Kurz darauf, 1786, wurde die Mission Santa Barbara gegründet. Der spanische Einfluss endete mit der Niederlage der Spanier im Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko 1822. Seit Ende des Amerikanisch-Mexikanischen Krieges 1847 gehört Santa Barbara wie der Rest Kaliforniens zu den USA. Dennoch ist der spanisch-mexikanische Einfluss noch überall spürbar – vor allem weil auch moderne Gebäude diesen Stil aufgreifen und so ein recht einheitliches schönes Stadtbild entsteht.

Los Angeles

Eigentlich wollten wir diesen Moloch weiträumig umfahren, was, wie uns auch einige Los Angelesianer versicherten, kein Verlust gewesen wäre. Hannah zuliebe wagten wir von dem Los Angeles im nördlichen Bereich durchquerenden Freeway eine Expedition zum Hollywood Sign. Auch hier quälten wir uns auf endlosen Windungen vorbei an frustrierenden Elendsquartieren die Beverly Hills hinauf, bis wir endlich einen Platz mit freiem Blick auf das Zeichen erreichten.

1923 wurden die über 14 Meter hohen Buchstaben als Werbung für ein Immobilienprojekt aufgestellt. 1932 erlangte der Schriftzug erstmals die Aufmerksamkeit der Presse, als sich die arbeitslose Schauspielerin Peg Entwistle vom H in den Tod stürzte. Der tragische Fall wirft ein deutliches Licht auf die Traumfabrik Hollywood, wo Ruhm und Untergang, Hoffnung und Verzweiflung so dicht beieinander liegen. Zwei Tage nach ihrem Tod lag das so lange ersehnte Angebot für eine Hauptrolle in ihrem Briefkasten – die einer Selbstmörderin.

Seit dieser Zeit wurde das Hollywood Sign einige Male restauriert oder erneuert. Der originale Schriftzug wurde 1978 demontiert und spielte 2005 bei Ebay 450.000 Dollar ein. 1987 wurde anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. kurzfristig ein L entfernt.

Joshua Tree National Park

Nach diesem Abstecher in die uns doch fremde Großstadtwelt zog es uns dann doch wieder in die Wüste. Die fünfspurig ausgebauten Autobahn führte uns um die Mittagszeit zum Glück zwar durch dichten Verkehr, aber doch ohne nennenswerte Staus aus dem Großraum Los Angeles heraus, so dass wir abends auf einem nicht hübschen, aber ruhigen Walmart-Parkplatz am Rande des Joshua Tree National Parks unser Nachtquartier fanden. Vorher hatten wir bei einem Aldi (Süd!) noch unsere Weihnachtseinkäufe erledigen können.

Die ersten mormonischen Siedler erinnerten die Äste dieser Pflanzen an die rettenden Arme Joshuas, der als Nachfolger Mose die Israeliten ins gelobte Land führte. Auch wenn einem diese biblische Ader fehlt, kann man diesen originellen Bäumen mit ihren weit ausgetreckten Ästen vor allem zu Sonnenauf- und -untergang eine gewisse mystische Wirkung nicht absprechen. Zumal sie wirkungsvoll mit den rund geschliffenen Felsen kontrastieren. Der Name Joshua Tree ist biologisch nicht korrekt, denn eigentlich handelt es sich dabei nicht um Bäume: Die Joshua Trees gehören zur Familie der Agaven.

Painted Canyon

Container 66/33: 1340 / Text

Südlich vom Joshua Tree National Park bot uns der Painted Canyon einen traumschönen und ruhigen Platz für die Nacht. Am nächsten Morgen hatten wir großen Spaß daran, einen der zahlreichen Washs zu erkunden, durch die sich bei starken Regenfällen das Wasser seinen Weg aus den Bergen in die Ebene bahnt.

Borrego Springs

Ein Golfplatz mit grünen Wiesen, Palmen und Seen mitten in der Wüste – das wäre wahrscheinlich nicht der Ort, wo ihr uns vermutet hättet, oder? Aber der angegliederte Campingplatz bietet schöne Stellplätze unter Palmen und angenehmen Luxus – und das zu akzeptablen Preisen, wenn man auf direkten Strom-, sowie Frisch- und Abwasseranschluss verzichten kann.

Tierbegegnungen

Außerdem ist es der ideale Standort, wenn man die nahegelegenen grandiosen Metallskulpturen von Ricardo Breceda erkunden will, von denen etwa 130 auf ein weitläufiges Wüstenareal verteilt sind. Warum hat das jemand Galleta Meadows genannt? Dennis Avery, der Besitzer von Galleta Meadows, wollte irgendwann sein Land mit weithin sichtbaren freistehenden Kunstwerken verzieren und beauftragte Breceda mit der Arbeit. Erfreulicherweise ist das große Areal frei zugänglich. Unser absoluter Liebling war die 120 Meter lange Seeschlange, die sich durch den Wüstenboden „gräbt“ und dabei sogar die Straße unterquert.

San Diego

Die zweitgrößte Stadt Kaliforniens überrascht – zumindest außerhalb der Rush Hour – mit angenehm erträglichem Verkehrsaufkommen. Außerdem hat es uns an allen touristischen Highlights, die wir angefahren haben, keinerlei Mühe bereitet, einen Parkplatz zu finden – und das zu Preisen, zu denen man in Düsseldorf nicht einmal einen Tretroller parken könnte. So machte es uns dann große Freude – teilweise entlang des ausgeschilderten scenic drive – die Stadt zu erkunden.

Old Town

1769 entstand auf dem Presidio Hill mit der Mission San Diego de Alcalá die erste spanische Siedlung in Kalifornien. Am Fuße des Presidio, also der spanischen Garnison, entstand der Keim des ursprünglichen San Diego. Heute werden hier einige restaurierte oder rekonstruierte Gebäude aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts als Historic State Park konserviert – auch wenn die meisten eher als Souvenir- oder Fressbuden genutzt werden.

Gaslamp Quarter

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand die heutige Downtown von San Diego, deren Kern das historische Gaslamp Quarter bildet. Aus dieser Zeit sind in einem gut fußläufig zu erschließendem Areal noch etwa 90 Gebäude erhalten: viktorianische Backsteinbauten neben ersten Hochhäusern. Diese kontrastieren wirkungsvoll mit den Glas- und Betontürmen der umgebenden neuen Downtown. Nachdem das Viertel zu Beginn der 1980er Jahre ziemlich heruntergekommen war, gab es zum Glück eine Wiederbelebung und viele alte Gebäude wurden liebevoll restauriert, so dass auch abends schicke Restaurants und nette Kneipen zum Flanieren laden.

Embarcadero

Der Embarcadero (spanisch „Landungsbrücke“) beschreibt das touristische Hafenareal San Diegos. Neben zwei Kreuzfahrtterminals gibt’s hier auch allerlei Historisches zu sehen. Hauptanziehungspunkt ist sicherlich die „Midway“, ein 300 Meter langer, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs vom Stapel gelaufener und 1992 außer Dienst gestellter Flugzeugträger, der seit 2004 in San Diego als Museumsschiff vor Anker liegt und – natürlich nur ohne Hund – besichtigt werden kann. Auch bei den Schiffen im angrenzenden Maritime Museum mussten wir uns auf einen Blick von außen beschränken. Unter anderem liegt hier die „HMS Surprise“, ein Nachbau einer Fregatte aus Nelsons Zeiten, die der heimliche Star in dem Film „Master und Commander“ mit Russel Crowe war.

Whalewatching

Entlang der amerikanischen Pazifikküste ziehen in jedem Winter hunderte von Grauwalen von den nährstoffreichen Gewässern in Alaska und Kanada hinunter zu den warmen Buchten der Baja California, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich im Frühjahr auf die 8000 Kilometer lange Rückreise zu begeben. Insofern ist San Diego natürlich auch ein guter Ausgangspunkt für Whalewatching-Touren. Da der Zug der Grauwale zum Zeitpunkt unseres Besuchs gerade erst begann, machten wir uns keine großen Hoffnungen. Andererseits hätten wir im schlimmsten Fall für überschaubare 29 Dollar (Winterpreis unter der Woche) einen schönen Bootsausflug unternommen. Während der ersten zwei Stunden sah es auch genau danach aus, dann allerdings gerieten wir in eine riesige Delfinschule mit mehreren hundert Tieren, die unser Boot für eine gute Viertelstunde beobachteten. Überall brodelte das Wasser, als die eleganten Tiere in einem Mordstempo um uns herum zogen. Schließlich entdeckte ein anderer Passagier doch noch einen Blas, auf den der Skipper dann zuhielt. Ein riesiger Finnwal tauchte einmal kurz vor unserem Bug auf. So hatten wir zwar keine Grauwale gesehen, aber immerhin den zweitgrößten Wal, von dem es weltweit geschätzt nur 80.000 Exemplare gibt – keine schlechte Bilanz!

Balboa Park

Fünf Quadratkilometer Parkfläche im Stadtgebiet San Diegos! Diese grüne Lunge ist sicherlich ein Aspekt, der San Diego zu einer der lebenswertesten Großstädte der USA macht. Ein Viertel der Fläche belegt davon der berühmte San Diego Zoo, den man – natürlich – nicht mit Hund besichtigen kann. Im Zuge der Panama-California Exposition 1915/16 und der California- Pacific Exhibition 1935/36 wurden zahlreiche Museen in den Park gebaut. Vor allem die Gebäude der ersten Ausstellung stellen den Höhepunkt der sogenannten Spanish-Colonial-Revival Architektur dar, in der der Mission-Revival-Stil um neobarocke Elemente erweitert wurde. Ein bisschen wie Disneyland, typisch amerikanisch eben, aber schön.

Mission Basilica San Diego de Alcalá

Die erste Missionskirche auf dem Presidio Hill war kaum mehr als eine Reisighütte. Da die Mission sich den knappen Platz dort zudem mit dem Fort teilen musste und außerdem das Wasser knapp war, wurde die Mission bald darauf weiter landeinwärts verlegt. Hier hatte die erste Mission des Camino Real deutlich bessere Bedingungen, sich zu entfalten.

La Jolla

Nördlich von Downtown liegt das schicke Strandviertel La Jolla („La Hoya“ ausgesprochen). Fährt man hier südwärts auf dem scenic drive, hat man den Pazifik malerisch zur Rechten, während man linker Hand noble Villen passiert. Aber auch ein Spaziergang entlang der Küste lohnt sehr: An den Stränden und auf den Felsen pulsiert das Leben. Unmengen von Seehunden, Seelöwen, Pelikanen und zahlreichen anderen Vogelarten lassen einen daran zweifeln, in einer Großstadt zu sein.

Mission Beach

Südlich an La Jolla schließt sich der kilometerlange Mission Beach an. Entweder unmittelbar am Strand oder auf der Strandpromenade kann man hier Kilometer machen, sodass die Strecke bei Joggern und Radlern sehr beliebt ist.

Weihnachten und Jahreswechsel

Dieser Teil wird nun etwas textlastig werden, denn die Feiertage waren leider nicht sehr erquickend. Doch der Reihe nach:

20. Dezember 2024

Am frühen Freitagmorgen gegen 5 Uhr mussten wir Hannah am Flughafen abliefern. Nach einem tränenreichen Abschied in der Kiss and Fly-Zone fuhren wir zum Ocean Beach für das Frühstück. Dort ereilte uns schon der erste Notruf: Hannahs Flug war zwei oder drei Stunden verspätet. Prima, da hätten wir ja auch ausschlafen können. Bald zeichnete sich allerdings ab, dass in den nächsten Stunden gar nichts aus San Diego herausgehen würde. Dichter Nebel legte den Flugverkehr für nahezu zwölf Stunden lahm. Das bedeutete für Hannah natürlich, dass sämtliche Anschlussflüge platzten, Zwischenübernachtung am Flughafen in Salt Lake City, am nächsten Morgen weiter nach Amsterdam, wo der Anschlussflug nach Düsseldorf wegen erneuter Verspätung dann auch weg war. In Amsterdam konnte sie zum Glück dann abgeholt werden. Entschädigung? Bezahlung eines Hotels in Salt Lake City? Durch die EU-Fluggastverordnung selbstverständlich, in den USA kann man von solchen Rechten nur träumen!

Nachdem Almut noch versucht hatte, am Flughafen unterstützend tätig zu werden, haben wir es gerade noch geschafft, aus der Innenstadt San Diegos herauszufahren und uns zum Übernachten in eine ruhige Seitenstraße zu stellen.

21.-22. Dezember 2024

Am Samstag stand dann eine längere Odyssee in Sachen Ronja an: Für den Grenzübertritt nach Mexiko benötigten wir ein aktuelles Gesundheitszeugnis. Natürlich war dies spontan in keiner der etwa acht Tierarztpraxen, die wir angefahren hatten, erhältlich. So machten wir dann in der nettesten Praxis für Montag Nachmittag einen Termin aus. So hatten wir dann einen einigermaßen geruhsamen Sonntag mit Hunderunde und Einkaufen vor uns.

23. Dezember 2024

Am Montagvormittag waren für den Grenzübertritt noch einige Kopien anzufertigen. Anschließend erhielten wir in der sehr freundlichen Tierklinik nach knapp zwei Stunden das benötigte Zertifikat, sodass wir noch weiter Richtung Osten fahren konnten, wo wir in Mexicali nach Mexiko einreisen wollten. In der Wüste nicht allzu weit von der Interstate 8 entfernt fanden wir einen ruhigen und aussichtsreichen Übernachtungsplatz, der für die nächsten Tage unsere Heimat werden sollte. Denn innerhalb einer Stunde haute mich eine Harnwegsinfektion völlig aus den Latschen. Aufgrund früherer ähnlicher Erlebnisse hatte ich mir zu Hause für genau diesen Zweck ein passendes Antibiotikum verschreiben lassen, sodass ich unmittelbar mit der Therapie beginnen konnte.

24.-26. Dezember 2024

Da sich keine unmittelbare Besserung einstellte, waren die Weihnachtstage eher bescheiden. Immerhin hatten wir uns zuvor bei Aldi passend mit Rotkohl und Apfelmus eingedeckt. Statt der Rouladen mussten wir uns allerdings leider mit einem Steak begnügen. Als am ersten Weihnachtstag nach vier Antibiotikumeinnahmen immer noch keine Besserung in Sicht war, riefen wir unseren lieben Freund Martin an, der als praktizierender Hausarzt, wusste, dass das mir verschriebene Antibiotikum bei Harnwegsinfekten eher die letzte Wahl ist – ich liebe meine Hausärztin! Zum Glück hatten wir auch noch ein geeigneteres Präparat in der Bordapotheke, sodass ich hoffte, dass es nun bald vorwärts ginge.

27. Dezember 2024

So trafen wir uns dann frohen Mutes mit Mona und Andy, die wir auf dem Alaska Highway kennengelernt hatten, auf dem hübschen Agua Caliente Campground bei heißen Quellen mitten in der Wüste. Am nächsten Tag wollten wir gemeinsam Richtung Mexiko aufbrechen.

28. Dezember 2024

Am nächsten Morgen ging es mir immer noch ziemlich mies mit starken Schmerzen im Unterbauch, sodass wir überlegten, noch einen weiteren Erholungstag an den heißen Quellen einzulegen. Zum Glück jedoch gab es am Rangerbüro seit zwei Wochen Starlink und so die Möglichkeit, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Handyempfang gab es natürlich nicht. Ein weiteres Telefonat mit Martin versetzte uns ein wenig in Panik: „Ins Krankenhaus! Sofort!“ „Sofort“ hieß in unserem Fall eine Stunde Fahrt durch die Wüste. Aber das sollte unser geringstes Problem werden, wie sich herausstellen sollte. Zunächst war die Aufnahme im Krankenhaus schon etwas kompliziert: Das Computerformular bereitete bei unseren deutschen Adressen Probleme. Als das dann irgendwann erledigt war, tat sich lange Zeit überhaupt nichts. Obwohl wir schon bei der Aufnahme die Dringlichkeit angesprochen hatten und Almut zwischendurch an der Anmeldung mehrere Male erneut darauf hingewiesen hatte, dauerte es geschlagene acht Stunden, bis wir das erste Mal einen Arzt zu Gesicht bekamen! Dann kam ein wenig Bewegung in die Sache: Blutabnahme, CT des Bauchraumes, ein neues Antibiotikum, diesmal intravenös. Kurz vor Mitternacht fiel dann die Entscheidung für einen Blasenkatheter, der zum Glück nahezu unmittelbar Erleichterung verschaffte. Gegen 2 Uhr nachts, nach über 13 Stunden in der Klinik, fielen wir dann in unserem Granny auf dem Krankenhausparkplatz ins Koma. Ein Hoch auf das deutsche Gesundheitssystem!

29.-30. Dezember 2024

Nachdem wir uns am nächsten Sonntagorgen sehr traurig von Mona und Andy verabschiedet hatten, zog es uns zur weiteren Rekonvaleszenz wieder in die Wüste. Recht einsam standen wir dort unter grandiosem Sternenhimmel, mussten dafür jedoch am nächsten Morgen das erste Mal unseren Granny aus dem Sand buddeln. Erster Versuch: Räder frei graben, Sandbleche unterlegen – ein Meter weiter, noch tiefer im Sand! Der zweite Versuch, nachdem wir den Luftdruck um die Hälfte reduziert hatten, um für eine größere Auflagefläche zu sorgen, war dann zum Glück erfolgreich. Anschließend war noch ein Erholungstag in Agua Caliente angesagt.

31. Dezember 2024

Um halb fünf morgens mussten wir aufbrechen, um pünktlich um 6 Uhr zum Entfernen des Katheters zu kommen. Leider war die Schwester, die uns eine zügige Behandlung versprochen hatte, nicht da. So hatte man uns dann nach zwei Stunden Wartezeit nicht einmal in das System eingepflegt und konnte auch keinerlei Auskunft über die Dauer des weiteren Prozedere machen, obwohl der Warteraum kaum gefüllt war. So zogen wir dann entnervt von dannen und beschlossen, woanders unser Glück zu versuchen. Das erwies sich Silvester erwartungsgemäß als unmöglich. Also noch einmal in die Wüste. Am 2. Januar wollten wir dann in Yuma, etwa 100 Kilometer weiter östlich unser Glück versuchen.

1. Januar 2025

Nachdem wir friedlich ins Neue Jahr hineingedämmert waren, beschlossen wir, einen Campingplatz bei Yuma auszuprobieren, der akzeptable Preise bei ausreichender Citynähe und vor allem eine Dusche versprach. Der Betreiber des Campingplatzes riet uns dringend vom Krankenhaus in Yuma ab. Alle, die er kennt, würden für medizinische Behandlung nach Mexiko fahren, weil dort die Versorgung deutlich besser sei. Die Unmengen an Snowbirds – meist pensionierte Amerikaner und Kanadier, die den Winter in Südkalifornien oder Arizona verbringen – haben wohl dafür gesorgt, dass sich in den Orten südlich der Grenze eine sehr hohe Arztdichte entwickelt hat. Also werden wir wohl morgen Richtung Mexicali aufbrechen und dort unser Glück versuchen.

6 Kommentare zu „Kalifornien – Teil 2 (8. Dezember 2024 – 1. Januar 2025)“

  1. Frohes neues Jahr an Euch beiden!
    Eure abenteuerliche Zeit mit wunderbaren Bildern ist für mich momentan wie eine Therapie Mittel!!!
    Ihr seid sehr vorbildlich und mutig!
    Lieber Wolfgang, ich wünsche Dir, das Deine gesundheitlichen Probleme verschwinden und NIE wieder kommen!
    Liebe Grüße von uns beiden!😍😍

  2. Oh man….

    Ihr Lieben.
    Da hattet ihr ja nach dem Verabschieden von Hannah überhaupt keine schöne Zeit.
    Wir drücken gaaaanz feste die Daumen, dass es dir Wolfgang schnell wieder besser geht und die Ärzte in Mexiko helfen.
    Euch beiden wünschen wir nach dem holprigen Start ins neue Jahr 2025 gaaaanz viel Gesundheit, damit ihr euer Abenteuer weiter genießen könnt.
    Wir denken ganz feste an euch zwei und drücken euch aus der Ferne.

    Wir sind treue wegwagen Fans und freuen uns immer , von euch zu „hören“( lesen) und tolle Fotos zu genießen….. Nebenbei lernt man auch immer wieder etwas dazu.

    Ganz liebe Grüße von euren beiden
    Arndt&Heike

  3. Oh, sehr schön , Ihr seid nun in Mexiko. Außer Euren fantastischen Reiseberichten, gibt es für uns zur Zeit leider nichts Positives aus den USA zu erfahren. Um so mehr freut uns jetzt Eiuer derzeitige Aufenthaltsort, wo dann auch Dir, lieber Wolfgang, endlich geholfen wird. Toi, toi, toi. Gönnt Euch jetzt Ruhe und wir freuen uns wie gehabt auf die spannenden Berichte.
    Grosses Bises
    RubyGuK

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