Idaho (11.-19. Oktober 2024)

Auf unserer ersten USA-Reise 1991/92 haben wir Idaho im wahrsten Sinne des Wortes links (also westlich) liegen lassen. Wegen der „100 % fat free Idaho potatoes“, die in allen Supermärkten feilgeboten wurden, hatten wir uns einen Agrarstaat wie die eher langweiligen Bundesstaaten im mittleren Westen vorgestellt. Unser Besuch auf dieser Reise hat uns eines Besseren belehrt: Idaho hat auch tolle Landschaften zu bieten!

Hells Canyon National Recreation Area

Der Snake River, der den eindrucksvollen Hells Canyon in die Landschaft gefräst hat, bildet die Grenze zwischen Oregon und Idaho und so liegt die Hells Canyon National Recreation Area gleichmäßig auf beide Bundesstaaten verteilt. Da man aber nur auf der östlichen Idaho-Seite weit in den Canyon hineinfahren kann, wird dieses Reiseziel im Idaho-Bericht behandelt – obwohl die Straße auf den letzten Kilometern über den Hells Canyon-Damm noch einmal nach Oregon wechselt. Auch wenn der Hells Canyon an einigen Stellen tiefer als der Grand Canyon sein soll, ist er doch bei weitem nicht so eindrucksvoll – zumindest in dem kurzen mit dem Auto und zu Fuß zugänglichen Teil (der Trail am Ende der Straße führt nur noch etwa zweieinhalb Kilometer weiter in den Canyon hinein). Der Rest des Canyons ist allerdings leider nur auf mehrtägigen Rafting-Touren zu erreichen. Trotzdem ist auch der Anfang des Canyons durchaus imposant.

Payette National Forest

Nach ausgedehnten landwirtschaftlich genutzten, eher trockenen Gegenden erreichten wir im Payette National Forest wieder eine tolle Gebirgsregion mit ausgedehnten Wäldern. Diese waren, weil es auch hier eher trocken war, meist recht licht und boten so immer wieder schöne Blicke. Leider hatte es auch hier wieder großflächige Waldbrände gegeben, was der Schönheit der Landschaft nicht unbedingt zuträglich ist. Kurz vor Stanley erreicht der Highway 21, der uns in diese Berge führt, eine weite Hochebene, an deren Rand sich die schroffen Berge der Sawtooth Mountains erheben.

Sawtooth National Forest

Die Sawtooth Mountains im gleichnamigen National Forest waren dann eine echte Entdeckung und zeigten uns noch einmal, dass die B-Sehenswürdigkeiten abseits der Nationalparks durchaus ebenfalls viel zu bieten haben. Am schönen Pettit Lake etwa fanden wir nicht nur einen traumhaft schönen Übernachtungsplatz, sondern konnten auch eine tolle Wanderung unternehmen. Gleichzeitig zeigte sich hier auf gut 2000 Metern Höhe auch der Indian Summer von seiner schönsten Seite.

Craters of the Moon National Monument

Nach einem Bürovormittag vor der öffentlichen Bücherei in Ketchum, einem recht noblen Wintersportort, brachen wir bei immer noch bescheidenem Wetter Richtung Osten zum Craters of the Moon National Monument auf. Das vor genau 100 Jahren als National Monument unter Schutz gestellte Gebiet gibt erneut Zeugnis über die enorme vulkanische Aktivität der Gegend ab. Auf einem knapp zwölf Kilometer langen Scenic Loop kann man dieses gigantische Lavafeld mit mehreren kleineren Vulkankegeln durchfahren, das in den 60er Jahren den US-Astronauten der Apollo-Missionen als Trainingsfeld diente, was wir am späten Nachmittag bei dichten Wolken, leichtem Nieselregen und mäßiger Begeisterung auch taten. Unmittelbar außerhalb des Monuments fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz. Allerdings wurde es nun auch ziemlich kalt: Nächtliche Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneeregen machten es sehr ungemütlich, sorgten aber auch dafür, dass nicht nur die höheren Berge in der näheren Umgebung, sondern auch die Craters of the Moon am nächsten Morgen weiß überpudert waren. So war bei blauem Himmel ein zweiter Besuch durchaus lohnenswert.

Targhee National Forest

Nach dem Großeinkauf in Idaho Falls sollte es weiter Richtung Yellowstone gehen. Unser hübscher Übernachtungsplatz am Henry’s Fork Snake River im Targhee National Forest bot dafür ein hübsches Zwischenquartier, das uns am nächsten Morgen mit einem Winter Wonder Land überraschte. Leider verabschiedete sich am Morgen unsere komplette Bordelektronik, so dass wir etwas verzweifelt waren. Schließlich funktionierte weder Licht, noch Kühlschrank, Wasser oder gar Heizung. Nachdem wir sämtliche Sicherungen ausgebaut und überprüft hatten, wozu zunächst einmal der komplette Stauraum unter dem Bett ausgeräumt werden musste, und dabei keinen Fehler finden konnten, war klar, dass wir eine Werkstatt ansteuern mussten. Immerhin sprang das Auto an (Starterbatterie und Bordnetz sind getrennt), allerdings ließ sich die Trittstufe nicht einfahren, was einerseits zum Fahren nicht ganz ungefährlich und andererseits durch ein permanentes Warnsignal auch ausgesprochen Tinnitus-fördernd ist. Zum Glück ließ sich diese manuell einfahren und durch Kabelbinder sichern.

Da es Samstag war, rechneten wir schon fast damit, bis Montag in Idaho Falls im Hotel übernachten zu müssen, denn ohne Heizung und Wasser und nächtlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt wäre es nicht sehr gemütlich geworden. In Rexburg auf halber Strecke nach Idaho Falls fanden wir dann einen ziemlich großen geöffneten Wohnmobilhändler mit eigener Werkstatt. Allerdings war kein Techniker verfügbar, aber alle waren sehr nett und man verwies uns an einen noch größeren Händler in Idaho Falls, wo man uns sicherlich helfen könnte. Dort angekommen erfuhren wir, dass die Werkstatt wegen „hibernization“ („Winterisierung“?) an diesem und am Vortag geschlossen sei. Man verwies uns an einen recht kleinen Wohnmobil- und Campingzubehörladen, dessen supernetter Chef sich dann auch nach draußen bemüht und unseren zentralen Elektroblock einmal durchgemessen hat – mit dem Ergebnis, dass dort sowohl von den Batterien als auch von der Solaranlage Strom ankommt, dieser aber nicht ins Bordnetz eingespeist wird. Nach einiger Sucherei war das zentrale Steuerpanel als Fehlerquelle recht wahrscheinlich. Dort habe sich wohl durch Kondenswasser ein Kurzschluss gebildet, so die Vermutung. Entsprechende Stellen waren auf der Platine auch gut zu sehen.

Der Rat: Steuerpanel bestellen und ersetzen. Da das aus Deutschland hätte bestellt werden müssen, wären wir vermutlich eine Woche oder mehr in Idaho Falls hängengeblieben. Almut hat uns allerdings gerettet, indem sie die korrodierten Stellen mit Q-Tips und Sterilium gereinigt hat. Und nun funktioniert alles wieder einwandfrei. Trotzdem werden wir uns wohl von Hannah im November zur Sicherheit ein neues Steuerpanel mitbringen lassen. Die Untersuchung und Beratung war kostenlos, sodass uns das zunächst recht gravierend erscheinende Problem lediglich einen Tag und eine viertel Tankfüllung gekostet hat. Vom selben Übernachtungsplatz soll es dann endlich weiter in den Yellowstone National Park gehen.

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