8. Etappe: Heimwärts

1. Teil: Balkan (25.6.-27.6.2021)

Am 25. Juli haben wir das tolle Griechenland hinter uns gelassen und befinden uns seitdem – beginnend mit einem Schnelldurchlauf durch den Balkan – quasi auf der Heimreise, die uns weiter über Italien, wo wir in Ancona unsere Tochter eingesammelt haben, und Frankreich, wo wir in Colombier-le-Vieux das Sabbatjahr ausklingen lassen möchten, wieder in die Heimat führen soll.

Albanien (25.6.-27.6.2021)

Wir hatten überaus unterschiedliche Meinungen über Albanien gehört: Während die einen restlos begeistert von Land und Leuten waren, fanden viele andere die Durchquerung unangenehm und haben sich in dem Land unwohl gefühlt. So waren wir sehr gespannt darauf, was uns erwarten würde.

Schon der Grenzübertritt hatte es in sich: Eine gute Dreiviertelstunde mussten wir warten, weil das Computersystem keinen Zugriff auf das Internet hatte. Schließlich kam dann von oberer Stelle die Anweisung, die Einreisekontrolle analog abzuwickeln. Dazu wurden sämtliche Ausweisdaten in lange Listen eingetragen, die schon so gefüllt waren, dass man vermuten konnte, dass dies womöglich nicht der erste Computer-Crash war.

Auf den ersten Blick machte es uns Albanien auch nicht leicht: Von Süden entlang der Küste kamen wir zwar durchaus an einigen schönen Stränden vorbei. Diese waren allerdings nahezu durchgängig mit Sonnenschirm an Sonnenschirm und hässlichen Hotels auf der anderen Seite der stark befahrenen Küstenstraße unangenehm touristisch aufbereitet.

Insgesamt beeindruckte uns die Landschaft trotz einiger hübscher Abschnitte auch nicht sehr. Dafür störte uns der viele Müll, der überall herumlag. Auch die Orte, durch die wir kamen, waren durchweg eher hässlich: Heruntergekommene Betonbilligarchitektur neben extrem protzigen und überaus geschmacklosen Neubauten, die sehr an eine billige Kopie von Disneyland oder Las Vegas erinnerten. Insbesondere mit griechischen Säulen verzierte Fassaden und Bauten im Ritterburgstil schienen sehr in Mode zu sein. Da viele der Neubauten auch das in Südosteuropa weitverbreitete Bauruinen-Dasein fristeten, erinnerten letztere – zumindest aus der Ferne – tatsächlich an mittelalterliche Burgruinen: Ein kläglicher Ersatz für den auffälligen Mangel an wirklich alten Gebäuden. Nur wenige Orte gefielen durch ein hübsches, geschlossenes Ortsbild.

Was uns auch sehr nervte, war der starke Verkehr – der unter Umständen auf das Wochenende zurückzuführen war. Auffällig war, wie viele hochpreisige Autos unterwegs waren: Man sah überdurchschnittlich viele Range Rover, Porsche Cayennes oder Oberklassemodelle von Mercedes, Audi und BMW.

Man muss allerdings auch einräumen, dass das Wetter auch nicht dazu beigetragen hat, das Land zu mögen. Bei Temperaturen über 40 Grad hatten wir wenig Lust, Ortschaften nach netten Ecken zu durchforsten. Immerhin haben wir am Qafa e Llogarasë-Pass auf gut 1000 Metern Höhe ein einigermaßen kühles Nachtquartier gefunden. In einem der zahlreichen Ausflugslokale am Pass haben wir auch ganz vorzüglich und ausgesprochen preiswert zu Abend gegessen.

Erst am nächsten Tag, sozusagen auf den letzten Drücker, hat es Albanien doch noch geschafft, uns zu begeistern: Statt unmittelbar an der Küste auf dem schnellsten Weg die Grenze nach Montenegro zu überqueren, hatten wir uns entschlossen, von der Küstenstraße nordostwärts entlang der montenegrinischen Grenze in die Berge zu fahren. Die Strecke gestaltete sich als ausgesprochen spektakulär. Kurz vor der Grenze haben wir dann auf einem Bauernhof-Camping in dem netten Weiler Lepushë – einer kleinen Ansammlung von Gehöften in einem hübschen, grünen Tal – Quartier bezogen – mit tollem Blick auf die Berge.

Man müsste dem Land also vielleicht tatsächlich noch einmal eine Chance geben – zumal die wenigen Albaner, mit denen wir Kontakt hatten, ausgesprochen freundlich waren.

Montenegro (27.6.-1.7.2021)

Fast schien unser Besuch Montenegros an der fehlenden grünen Versicherungskarte zu scheitern. Schließlich ließ uns der nette Grenzbeamte aber dennoch passieren.

Von der Grenze aus ging es durch ein weites, fruchtbares Tal bis nach Plav am gleichnamigen kleinen See. Die Orte wirkten insgesamt freundlicher und weniger heruntergekommen, doch auch hier gab es wenig alte Bausubstanz, obwohl die wenigen erhaltenen alten Natursteinhäuser ausgesprochen schön waren. Stattdessen überwogen auch in Montenegro eher wenig geschmackvolle Neubauten.

Nacionalni Park Prokletije

In Plav bogen wir von der Hauptstraße in den schönen, hochalpinen Prokletije Nationalpark ab – in der Hoffnung in größeren Höhen ein kühles Plätzchen für die Nacht zu finden. Tatsächlich führte die zunehmend ruppiger werdende Dirt Road in den Park uns rasch von 960 bis auf eine Alm in 1780 Metern Höhe. Eigentlich wollten wir noch weiter in die Wildnis vordringen, doch ein Teil unserer Reisegruppe traute unserem Granny den nun stark ausgewaschenen und sehr steilen Weg nicht mehr zu. Bei den starken Verschränkungen fehlte tatsächlich immer wieder einzelnen Rädern der Bodenkontakt, sodass die Räder trotz Allrad zwischenzeitlich kurz durchdrehten. In solchem Gelände machen sich dann doch die fehlenden Differenzialsperren bemerkbar.

Trotzdem fanden wir knapp unterhalb der Alm einen hübschen Übernachtungsplatz.

Tara-Schlucht

Die tiefe Tara-Schlucht ist eines der Highlights der schroffen Bergwelt Montenegros. Auf einer spektakulären Brücke kann man die Tara überqueren. Es geht allerdings auch noch abenteuerlicher: Diverse Zip Lines überspannen das Tal. Überhaupt ist die Brücke mit diversen Bars, Restaurants und Souvenirbuden touristisch intensiv erschlossen.

Nacionalni Park Durmitor

Mit kargen Hochebenen vor den felsigen Zweitausendern, auf denen noch vereinzelte Schneefelder zu sehen waren, begeisterte uns der Durmitor Nationalpark – nachdem wir erst einmal die Skihochburg Žabljak hinter uns gelassen hatten.

In einem schönen Hochtal fanden wir einen traumhaften Platz für die Nacht, der allerdings von oben von der Passstraße aus einsehbar war. So lockten wir noch drei Schweizer mit ihren Geländewagen an, die sich dann zu uns gesellten.

Temperaturmäßig bot die alpin wirkende Gegend ein nettes Kontrastprogramm zu den 44 Grad an der albanischen Küste. Einige Tage später, so wurde uns berichtet, sollen an der albanisch-montenegrinischen Grenze sogar 52 Grad erreicht worden sein. (Hölle, Hölle, Hölle!)

Im Durmitor hingegen endeten einige vielversprechende seitlich abzweigende Pisten gar vor Schneefeldern.

Von dem nahe gelegenen Pass Sedlo aus kletterten wir mit Guide über eine Via Ferrata auf die 2199 Meter hohe Uvita greda – 300 Höhenmeter, davon etwa 200 Kletterei. Auch wenn sich der Schwierigkeitsgrad maximal im Dreierbereich bewegte, waren wir so endlich einmal wieder in der Wand. Außerdem ist das schon etwas anderes, wenn es 200 Meter nahezu senkrecht hinunter geht.

Anschließend waren wir dann doch rechtschaffen müde, so dass wir froh waren, nur wenig weiter einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz zu finden.

Piva-See

Aus dem Durmitor Nationalpark ging es bergab Richtung Küste. Unterwegs passierten wir den traumhaft schönen Piva-Stausee, der tief unten in einer engen Schlucht liegt. Die Straße schraubt sich hinab bis zum See, bietet aber wegen dichten Bewuchses kaum Aussichten. Erst die Drohne zeigt die Schönheit des Panoramas.

Bucht von Kotor und Nacionalni Park Lovcen

Von der weltberühmten Bucht von Kotor waren wir ein wenig enttäuscht: Zum einen war das Wetter ausgesprochen diesig, so dass der Eindruck von der Landschaft nicht so spektakulär war. Zum anderen war die Küstenlinie erwartungsgemäß extrem touristisch erschlossen. Einzelne Ortschaften – unter anderem natürlich Kotor – schienen eine hübsche Altstadt zu haben, was wir in Montenegro bisher sehr vermisst hatten. Aber sämtliche Parkmöglichkeiten waren restlos zugestellt, so dass wir keine Chance zu einer Besichtigung hatten. Schade, dass wir mittlerweile doch in der Hauptsaison unterwegs sind.

Von Kotor aus windet sich eine abenteuerliche Straße in endlosen Serpentinen auf nahezu 1400 Meter in den Lovcen Nationalpark hinauf. Zwischendurch bieten sich immer wieder grandiose Aussichten auf die tief unten liegende Bucht. Allerdings verlangt die Straße der Beifahrerin doch einiges ab, da sie überwiegend einspurig und zudem recht stark befahren ist, so dass man einigen Stellen rangieren musste. Außerdem versumpfte die Aussicht wegen des Wetters zunehmend, bis Kotor schließlich unter den Wolken verschwand.

Dafür kann man bis kurz unterhalb des Gipfels des 1647 Meter hohen Jezerski Vrh fahren. Über eine steile Treppe, die glücklicherweise durch einen kühlen Tunnel führt, erreicht man das Njegoš-Mausoleum. Der Staatsstifter Montenegros, Fürstbischof von Montenegro und bedeutendster Dichter des serbischen Sprachraums erkor sich noch zu Lebzeiten den Gipfel für seine Grabkapelle aus. Das Mausoleum wirkt pompös und pathosgeladen. Ein derartiger Personenkult wirkt auf uns doch sehr befremdlich. Zum Glück bietet der Gipfel noch einen schönen Ausblick.

Kroatien (1.7.-4.7.2021)

Von der Bucht von Kotor ist es nicht mehr weit bis zur kroatischen Grenze. Ohne direkt zu lügen („Wir sind auf dem Heimweg und nehmen die Fähre von Split nach Ancona.“), gingen wir bei der Einreise als Transitreisende durch, so dass wir keinen Corona-Test benötigten.

Eigentlich wollten wir uns unbedingt Dubrovnik ansehen, aber die Recherchen ergaben, dass der nächstgelegene Campingplatz knapp 60 Euro von uns haben wollte und der Parkplatz nahe der Altstadt für eine Übernachtung sogar noch teurer gewesen wäre. Ansonsten hätte man zusätzlich zu dem Campingplatz noch zehn Euro pro Stunde Parkgebühren bezahlen oder in einem vermutlich überfüllten Bus, in dem wahrscheinlich niemand eine Maske getragen hätte (auf dem Balkan scheint man Corona weitgehend zu ignorieren), in die Stadt fahren müssen.

Überhaupt schreckte uns auch das in der Stadt zu erwartende Gedränge angesichts der Unbekümmertheit, die man hier angesichts von Corona zeigt, deutlich ab.

Insel Hvar

So entschlossen wir uns spontan, unsere drei verbleibenden Tage auf dem Balkan für einen kleinen Badeurlaub auf der Insel Hvar zu nutzen. Fast wäre das noch an Almut und der Fähre gescheitert: Angesichts des Preises („265!!! Die spinnen doch!“) kam sie vom Ticketbüro wutentbrannt zurück. Schon auf der Weiterfahrt wurde uns dann aber klar, dass vermutlich kroatische Kuna, also etwa 35 Euro, gemeint waren. Mit einer Alarmwende erreichten wir so eben noch die Fähre – und konnten pünktlich zum Sonnenuntergang unseren Campingplatz direkt am Meer beziehen.

Ein Abendessen im dazugehörigen Restaurant mit Meerblick und frisch gezapftem Budweiser rundete den ansonsten etwas anstrengenden Fahrtag ab. Hier ereilte uns dann aber doch noch ein Preisschock: Das leckere, aber nicht sooo üppige Abendessen war mit 50 Euro nicht nur deutlich teurer als erwartet – eine Karte gab es nicht –, sondern auch zweieinhalbmal so teuer wie unser vorzügliches Essen in Albanien.

Am folgenden Tag war ein Strandtag angesagt. Praktischerweise konnten wir direkt aus dem Wohnmobil ins Meer stolpern, was unseren Hund völlig begeistert. Wenn wir Badesachen anziehen wird sie schon immer ganz aufgeregt und drängt uns bellend zur Eile.

Auch wenn wir die Freibadatmosphähre, die in der schönen Bucht herrschte, und das Baden im herrlichen, lauwarmen

Der Leuchtturm von Hvar vor den Bergen der Makarska Riviera

Der Leuchtturm von Hvar vor den Bergen der Makarska Riviera

Für die Einreise nach Italien kamen wir in dem gemütlichen kleinen Hafendörfchen Sucuraj völlig problemlos, wenn auch für 40 Euro pro Person nicht unbedingt preiswert, an einen Corona-Schnelltest. Außerdem lädt der hübsche Hafen zu einem Bummel und einem kühlen Getränk in einer der zahlreichen Straßenkneipen ein – toll entspannt, wie in Jugoslawien Ende der 70er Jahre!

Split

Nicht ganz so entspannt ging es am nächsten Tag in Split zu: Die Altstadt ist zwar wunderschön, aber leider auch entsprechend gut besucht. In den meist sehr engen Gassen ist es nicht immer möglich, einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu wahren. Eine Maske trägt niemand. Das hauptsaisontypische Gedränge ist nun nicht nur nervig, sondern hinterlässt in Zeiten von Corona auch einen unangenehmen Beigeschmack. Zum Glück konnte man dem Gedränge in den Seitengassen noch ganz gut entgehen.

Dia-Show Split

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