6. Etappe: Italien – Teil 1: Sardinien (22.3.-30.4.2021)

Aufmerksame Leser unserer Seite wissen von unserem unschönen Erlebnis auf Korsika: Jemand hatte uns nachts einen Stein in die Windschutzscheibe geworfen. So waren wir während der letzten Tage auf der Insel damit beschäftigt, eine neue Scheibe einbauen zu lassen. Parallel dazu hatten wir den Flug für unseren Sohn nach Sardinien gebucht. Auf der Fahrt nach Bastia, wo wir die Scheibe beim Mercedes-Händler abholen mussten, gelang es mir, für Montag früh eine Fähre zu buchen – das Internet funktionierte zum Glück wieder. Alle anderen Fähren in dieser Woche waren für große Fahrzeuge bereits ausgebucht. Offensichtlich konzentrierte sich der LKW-Verkehr nach Sardinien wegen des coronabedingt stark reduzierten Fahrplans auf diese eine noch bediente Fährverbindung.

Das Sardinien-Einreise-Abenteuer

Das nächste Problem ergab sich daraus, dass das relativ autonome Sardinien – anders als Italien, wo ein Antigentest gereicht hätte – einen höchstens 48 Stunden alten PCR-Test verlangte. Einreise Montag früh, d.h. der Test durfte frühestens am Samstag gemacht werden. Die zunächst etwas muffelig wirkende Dame in dem Labor, in dem wir am Freitagnachmittag mit unserem Problem vorsprachen, antwortete dann auch mit einem kategorischen „Unmöglich!“ – um dann nach kurzem Nachdenken zum Telefon zu greifen und doch einen Weg zu finden: Am Samstagmorgen zwischen 9:00 Uhr und 9:15 Uhr sollten wir uns vor dem Labor einfinden (das dann natürlich geschlossen hatte). Dann würde jemand vorbeikommen, die Proben entnehmen und nach Porto-Vecchio bringen. Am Samstagnachmittag oder spätestens am Sonntag würden wir per Mail das Ergebnis bekommen. Obwohl das ganze reichlich abenteuerlich klang, funktionierte alles völlig problemlos und zuverlässig. Das Ergebnis erhielten wir noch am selben Abend per Mail.

Zwei weitere Probleme waren relativ leicht zu beseitigen: Für die Einreise nach Italien benötigten wir eine Selbsterklärung, die wir digital ausfüllten, und für die Einreise nach Sardinien mussten wir uns online registrieren.

Ein weiteres Problem lag uns allerdings etwas schwerer im Magen: Seit neuestem verbietet Sardinien jegliche Einreise aus touristischen Gründen! Wir waren gespannt, wie ernst diese Anweisung genommen wird!

Schließlich schockierte uns Sardinien noch damit, dass die Insel just am Tag unserer Einreise von der weißen in die orange Zone wechseln sollte. Das heißt, wir durften uns eigentlich auf der Insel nicht bewegen.

So traten wir die stürmische, aber zum Glück nur 50 Minuten lange Überfahrt mit etwas mulmigen Gefühlen an.

Sämtliche Befürchtungen erwiesen sich jedoch als unbegründet: Zwar wurden wir bei der Ausfahrt von der Fähre von der Polizei angehalten, die auch unseren PCR-Test sehen wollte. Damit war das „Verhör“ allerdings auch schon abgeschlossen. Der freundliche Beamte meinte noch, wir hätten ein cooles Auto, und wünschte uns eine gute Reise.

Dorgali – Lockdown 2.0

Unbehelligt von weiteren Polizeikontrollen erreichten wir stressfrei am frühen Nachmittag den schön gelegenen und liebevoll angelegten Agriturismo Neule’, auf dem wir Uli, Markus, Leonie, Laura, Karin, Martin, Antonia und Ernst wiedertrafen, die wir alle schon von unserem Lockdown auf Sizilien kannten.

Hoch über dem Lago del Cedrino haben wir hier nun ein schönes Lockdown-Quartier gefunden, in dem man es wohl gut einige Zeit aushalten kann – mittlerweile ist im Gespräch, den strikten Lockdown (ganz Italien ist zur Zeit orange oder gar rote Zone) bis Ende April zu verlängern. Dann wäre hier eine weitere Zwangspause angesagt. Angesichts der netten Gesellschaft und der schönen Umgebung können wir uns durchaus Schlimmeres vorstellen. Dennoch sind wir mittlerweile doch ziemlich angefressen, dass unsere Freiheit erneut derart beschränkt wird und wir derart fremdbestimmt reisen müssen – oder eben auch nicht.

Immerhin dürfen wir uns bisher innerhalb der Gemeinde frei bewegen und diese erstreckt sich zumindest bis Cala Gonone am Meer und umschließt einige auch für Anfänger interessante Klettergebiete. Unter nun wieder fachkundiger Anleitung arbeiten wir uns hier genauer in die technischen Aspekte des Kletterns ein und trauen uns zumindest im Nachstieg auch mal an schwierigere Routen.

Montag waren wir hier in Dorgali angekommen, am Freitag sollte Malte ankommen. Wegen der Einschränkung der Bewegungsfreiheit hatten wir uns natürlich einige Sorgen gemacht, ob er problemlos würde einreisen können und ob unsere Absicht, ihn in Cagliari abzuholen, als ausreichend wichtiger Grund für eine Ausnahme angesehen werden würde.

Doch auch diese Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet: Malte ist problemlos durch die Kontrolle gekommen – ein wenig erstaunt waren wir, dass sein negativer Corona-Test erst auf Sardinien verlangt wurde und nicht schon beim Check in in Frankfurt – und während der insgesamt nahezu sechsstündigen Fahrt wurden wir nicht einmal kontrolliert.

Nun sind wir glücklich, Malte hier zu haben. Mittlerweile haben wir ihn auch in die hohe Kunst des Kletterns eingeführt, so dass nun die gesamte Familie begeistert die Wände hochsteigt.

Cala Gonone

Von 800 Meter hohen Felswänden eingerahmt und so von Dorgali getrennt ist Cala Gonone mit seiner kleinen Marina und den schönen Stränden in der Umgebung ein beliebter Urlaubsort. In der coronabedingt zusätzlich beruhigten Vorsaison wirkt der Ort allerdings noch recht verschlafen.

Die Steilwände rings um Cala Gonone bieten natürlich auch zahlreiche Klettermöglichkeiten. Zum Glück halten sie auch leichtere Einsteigerrouten bereit, so dass auch wir dort auf unsere Kosten kommen – ebenso wie die Spezialisten, die sich an spektakulären Mehrseillängenrouten versuchen.

Cala Fuili

Einige Kilometer südlich von Cala Gonone liegt die Cala Fuili, die mit ihrem türkisblauen Wasser und dem hellen Kiesstrand im Sommer zahlreiche Badeurlauber anlockt. Da die Temperaturen noch nicht zum Bade laden, freuen wir uns im Moment mehr an den zahlreichen Kletterfelsen in der Bucht, die sich landeinwärts in eine tolle Schlucht fortsetzt. Die Routen dort allerdings sind eher deutlich sportlicheren Kletterern vorbehalten.Cala Fuili

Gola di Gorropu

Auch Wanderern bietet die Gegend um Dorgali einiges. Einer der Höhepunkte ist da sicherlich die Gorropu-Schlucht. Auf einer Länge von acht Kilometern hat der Riu Flumineddu sich bis zu 500 Meter tief in das Felsmassiv des Supramonte di Dorgali gefräst.

Leider ist der Eingang der Schlucht erst nach einem zweistündigen Fußmarsch erreicht, so dass man – wenn man so ausgiebig frühstückt wie wir – nur begrenzt Zeit zur Verfügung hat, sich über die riesigen, glattgeschliffenen weißen Felsen in die Schlucht zu arbeiten.

Der Fluss, der unterhalb der Schlucht munter plätschert, versickert in der Schlucht, um sich seinen Weg unterirdisch zu suchen. So kann man die bald nur noch etwa 20 Meter breite Schlucht mit ihren senkrecht aufragenden Felswänden trockenen Fußes erkunden.

In der Saison wird am Eingang der Schlucht ein Eintrittsgeld erhoben. Ende März ist der Zugang kostenlos und – was noch viel schöner ist – wir haben das grandiose Schauspiel für uns allein.

Auch ein zweiter Besuch in der Gola di Gorropu ist nicht langweilig – vor allem, wenn man mit Uli, Markus, Leonie und Laura unterwegs ist. So lassen sich dann auch größere Dammbauprojekte in Angriff nehmen.

Punta di Corrasi

Mit 1463 Metern ist die Punta di Corrasi der höchste Berg der wilden Karstlandschaft südlich von Dorgali. Da man von dem Örtchen Oliena aus auf einer zum Teil recht abenteuerlichen Straße bis auf etwa 990 Meter hinauffahren kann, ist der Aufstieg zum Gipfel in einer Stunde und 20 Minuten bewältigt.

Von oben bietet sich ein weiter Blick über die kargen Berge, die an die Winnetou-Verfilmungen der 60er Jahre erinnern, die Orte Dorgali, Oliena und Nouro und weiter bis zum Meer.Punta di Corrasi

Ostern

Über Ostern wurde ganz Italien zur roten Zone erklärt, was zu noch drastischeren Einschränkungen führt: Das Zuhause darf quasi kaum noch verlassen werden, Sport im Freien ist nur noch alleine möglich. Da wir mit den Carabinieri nicht unbedingt erörtern möchten, ob man alleine Sport macht, wenn der eine in der Wand herumturnt, während der andere unten steht und sichert, und zudem das Wetter über die Feiertage schlechter werden soll, werden wir die Ostertage wohl in unserem temporären Zuhause verbringen und es uns hier gut gehen lassen.

Außerdem ist es lustig, wenn Kletterer Osternester verstecken – da muss man dann auch schon einmal in die Bäume klettern.

Cala Cartoe

Etwas nördlich von Cala Gonone liegt die zu dieser Zeit einsame Cala Cortoe hübsch zwischen Felsen eingebettet. Den weitläufigen Strand teilten wir uns mit einem jungen italienischen Pärchen am anderen Ende – bis das Corpo Forestale diese riskante „Corona-Party“ auflöste. Wir durften bleiben, weil der Strand zur Gemeinde Dorgali gehört. Die Italiener mussten aber das Feld räumen, da sie vermutlich aus der Nachbargemeinde stammten. Gleichzeitig jedoch bleibt die Polizei untätig, wenn größere Menschengruppen ohne Masken auf den Dorfplätzen beieinander sitzen.

Mont Tuili

Etwas südlich von Dorgali in der Bergkette, die Dorgali von der Küste trennt, liegt der auf einem Fahrweg leicht zu erreichende Mont Tuili. Dabei kann man die Wanderung am Ortsrand von Dorgali beginnen und erreicht nach einem kurzen Anstieg den etwa 100 Jahre alten Tunnel, der Dorgali und Cala Gonone vor der Fertigstellung des neuen Autotunnels verband. Dieser verläuft genau unterhalb seines Vorgängers.

Östlich des Küstengebirges bieten sich dann tolle Aussichten auf Cala Gonone und den Golf von Orosei. Der Gipfel selbst öffnet den Blick in die andere Richtung nach Dorgali und dessen schöne Umgebung. Heftiger, eisig kalter Wind lud allerdings leider nicht zum Verweilen ein.

Lago di Cedrino

Maltes letzten Tag nutzten wir noch für ein ganz anderes Sportprogramm: Auf dem Agriturismo Neule’ kann man auch Kajaks mieten und den Lago di Cedrino erkunden – eine reizvolle Alternative zu Wandern und Klettern. Außerdem war nett, dass der See in einem kurzen Spaziergang zu erreichen ist und so für diese Aktivität das Auto nicht bewegt werden musste.

Sardinien wird rot

Seit Montag, den 12. März, ist Sardinien rote Zone. Die Lockerung nach Ostern war also nur von sehr kurzer Dauer. In unserem Lockdown-Camp sorgte die Ankündigung zwei Tage vor der tatsächlichen Umsetzung für gehörigen Frust und hektische Überlegungen: Soll man für mindestens zwei Wochen – so lange bleibt die rote Zone per Gesetz mindestens bestehen – auf dem Agriturismo Neule’ ausharren? Muss man nun Sardinien fluchtartig verlassen? Wohin? Aufs italienische Festland, wo es noch zahlreiche orange Regionen gibt, in die zu reisen allerdings offiziell verboten ist? Nach Kroatien, das sich allmählich wieder dem Tourismus öffnen will, das aber gerüchteweise dem nächsten harten Lockdown entgegensteuert? Oder soll man trotz Verbots versuchsweise auf Sardinien umher reisen und gegebenenfalls eine Geldbuße riskieren?

Eine Expedition nach Cagliari

Ein Testlauf für die letzte Variante stand unmittelbar bevor: Schließlich musste Malte am Dienstagmorgen, den 13. März, in Cagliari ins Flugzeug gesetzt werden. Das bedeutete, dass wir am ersten „roten Tag“ nach Cagliari fahren, dort übernachten und wieder zurückfahren mussten.

Mit reichlich ungutem Gefühl machten wir uns also am Montag gegen Mittag auf den Weg. Würden wir kontrolliert werden? Würde unsere „Mission“ als ausreichend wichtiger Grund anerkannt werden? Würden wir nach Neule’ zurückkehren können?

Sämtliche Sorgen erwiesen sich jedoch erneut als unbegründet: Auf dem Hinweg sahen wir nicht eine Polizeikontrolle. Überhaupt konnten wir kaum Veränderungen zu der Zeit der orangen Zone feststellen. Nachdem wir die anfangs noch einsamen Bergstrecken hinter uns gelassen und uns wieder der Ostküste genähert hatten, schienen die Straßen wieder normal gefüllt zu sein.

Nach kurzer Wartezeit konnte Malte im Flughafen einen Corona-Test machen – in ganz Dorgali gab es dafür keine Möglichkeit und das nächste Testzentrum in Nuoro vergab nur Termine nach vorheriger Online-Anmeldung. Für diese benötigte man allerdings eine italienische Steuernummer.

Nach einer knappen Stunde war dann auch das negative Testergebnis per Mail eingetroffen und unser Sohn konnte sich für die Einreise nach Deutschland registrieren und online einchecken. Hier tauchte ein erstes Problem auf: Per Mail kam zwar ein Boarding Pass auf seinen Namen für den Flug Cagliari – Rom. Die zweite Bordkarte war allerdings für den selben Flug – aber auf einen fremden Namen. Spannend!

Zum Abendessen fuhren wir an die Lagune Stagno di Cagliari, wo wir bei ziemlichem Wind in etwas mülliger Umgebung, aber bei schönem Blick unsere letzte gemeinsame Mahlzeit einnahmen. Die Nacht verbrachten wir dann relativ ruhig auf dem Flughafenparkplatz, sodass wir am nächsten Morgen erst um fünf Uhr aufstehen mussten, um pünktlich zum Check in zu kommen.

Der Check in war dann noch einmal ein echtes Abenteuer: Die Dame am Schalter verlangte nach einem QR-Code, der das korrekte Ausfüllen der deutschen Einreiseerklärung bestätigte. Die Bestätigung war allerdings nur als Zahlencode gekommen. Zudem war das Testergebnis, obwohl am INTERNATIONALEN Flughafen Cagliari durchgeführt, nur auf italienischer Sprache gekommen. Deutschland, und somit auch Altitalia, verlangte allerdings vor dem Boarding einen Test auf Deutsch, Englisch oder Französisch. Auch nach dem Einloggen auf der – natürlich ebenfalls ausschließlich italienischen – Seite des Testlabors, das natürlich noch geschlossen hatte, konnten wir keine entsprechende Bestätigung herunterladen. Nach einigen Diskussionen, konnte Malte dann, obwohl wir beide Probleme nicht lösen konnten, dennoch einchecken und erhielt noch ein Formular, das er ausfüllen musste sowie auch einen Boarding Pass für den Anschlussflug Rom – Frankfurt – auf seinen NAMEN. Die Allitalia-Mail hatte am Check in-Schalter für allgemeine Belustigung gesorgt.

Am Sicherheitscheck reichte dieses Formular dann jedoch nicht aus. Mittlerweile kurz vor der angegebenen Boarding-Zeit musste noch ein weiteres Formular ausgefüllt werden. Inzwischen wieder ziemlich urlaubsreif konnte Malte dann aber ohne weitere Komplikationen nach Hause reisen.

Ermutigt durch die problemlose Hinfahrt beschlossen wir, nicht auf dem direkten Weg nach Dorgali zurückzufahren, sondern einige landschaftlich schöne Umwege zu nehmen. Dies erwies sich als gute Entscheidung, lernten wir so doch noch einige wunderschöne Gegenden Sardiniens kennen, nachdem wir bisher auf die unmittelbare Umgebung Dorgalis beschränkt waren.

Als erstes fuhren wir durch spektakuläre Schlucht Gola di Rio Cannas, wo wir auch in toller Umgebung endlich eine Frühstückspause einlegten.

Später bogen wir Richtung Jerzu von der gut ausgebauten SS125 entlang der sardischen Ostküste in die Berge ab. Eine interessante Entdeckung war dabei das Ruinendorf Gairo Vecchio – das neue Gairo mit knapp 1400 Einwohnern liegt ein wenig weiter oberhalb am Berghang. Der alte Ortskern wurde 1951 bei einer Überschwemmung nahezu vollständig zerstört.

Schließlich entdeckten wir durch Zufall – der Hund musste bewegt werden – noch den hübschen Wasserfall Cascata Sothai.Cascata Sothai

Der Entschluss: Wir zeigen der roten Zone den Stinkefinger!

Die problemlose Fahrt nach Cagliari und zurück, die tollen Landschaften unterwegs und vor allem die Begegnung mit einem anderen Womo-Reisenden in Gairo Vecchio ließen in uns den Entschluss reifen, unser Glück weiterhin auf Sardinien zu suchen und der roten Zone den Stinkefinger zu zeigen! Besagter Wohnmobilist berichtete, dass er seit zwei Wochen – also auch während der roten Zone über Ostern – unbehelligt auf Sardinien unterwegs gewesen sei und bei einer Kontrolle durch das Corpo Forrestale mit der Angabe, er reise als Fotograf beruflich, keine Probleme gehabt habe.

So ganz wohl fühlten wir uns bei dem Plan nicht, verstießen wir damit doch bewusst gegen die geltenden Regeln. Anderseits schienen sich auch die Sarden daran nicht sehr konsequent zu halten, was auch die Polizei nicht übermäßig zu interessieren schien: Einmal sahen wir einen Polizisten gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern vor einer offensichtlich inoffiziell geöffneten Bar sitzen. Ein anderes Mal kamen wir einem Polizeiwagen entgegen, dessen Besatzung an uns ebenso wenig interessiert wirkte wie an der größeren Gruppe unmaskierter Einwohner, an der er unmittelbar zuvor vorbeigefahren war. Dass wir zumindest den Sinn der Regelungen umzusetzen gedachten, nämlich Kontakte und damit mögliche Infektionsrisiken zu vermeiden, beruhigte unser Gewissen zusätzlich.

Aber der Abschied von unseren in zwei gemeinsam verlebten Lockdowns liebgewonnenen Schicksalsgefährten in Neule’ fiel uns auch nicht ganz leicht. Erschwert wurde dieser durch einen Neuzugang im Tierreich des Hofes: Am Morgen vor unserer Abfahrt tauchte ein extrem süßer Welpe in unserem Camp auf.

Etwas traurig verbrachten wir unseren letzten gemeinsamen Abend in Neule’ – Uli, Markus, Leonie und Laura brachen am folgenden Tag Richtung Ligurien auf und Antonia und Ernst wollten auf Sardinien bleiben. Den folgenden Tag nutzten wir zur Gestaltung unserer „beruflichen Legende“ für die Weiterfahrt und am Donnerstag brachen wir dann gemeinsam mit Karin und Martin auf – Ruhris on Tour!

Giara di Gesturi

Nach langer Fahrt durch einsame Bergregionen erreichten wir am frühen Abend unsere erste Station: die Giara di Gesturi. Das etwa 14 mal sieben Kilometer große und ungefähr 550 Meter hohe Hochplateau beherbergt die berühmten cavallini della Giara – die kleinwüchsigen sardischen „Wildpferde“. Zwischen 500 und 600 dieser wenig scheuen Tiere leben in dem Naturreservat. Vermutlich wurden sie schon von den Phöniziern im ersten Jahrtausend vor Christus nach Sardinien gebracht. Nur wegen der äußerst isolierten Lage – die Hochebene fällt nach allen Seiten gut 250 Meter steil ab – konnten die sardischen Urpferde ihre Wildheit in der Giara di Gesturi bewahren.

Wirklich „wild“ sind die cavallini della Giara natürlich nicht mehr. Zu sehr sind sie an die zahlreichen Besucher gewöhnt – auch wenn wir auch dieses Spektakel bei allerdings mäßigem Wetter für uns alleine hatten.

So verbrachten wir dort trotz des Regens einen schönen Hochzeitstag – zumal uns Karin und Martin morgens mit leckeren Muffins und Luftballons überraschten und uns außerdem die frohe Nachricht ereilte, dass Freunde Wolfgangs Ehering, den der Schussel bei unserem weihnachtlichen Heimatbesuch bei einem Waldspaziergang verloren zu haben glaubte, auf der Terrasse gefunden hatten. Was für ein Timing!

Iglesiente

Das karge Küstengebirge westlich von Sardiniens Hauptstadt Cagliari wurde schon in der Antike auf der Suche nach seinen großen Erzvorkommen durchfurcht. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier nach verschiedenen Metallen, Kohle, Silber und anderen Bodenschätzen gesucht. Die Spuren dieser langen Bergbautradition sind auch heute noch allerorten zu sehen. Überall gibt es alte Minenanlagen – zum Teil gut sichtbar direkt am Straßenrand, zum Teil etwas versteckter und nur auf wilden Offroad-Pisten oder zu Fuß zu erreichen. Solche Expeditionen in die Einsamkeit der sardischen Berge sind zu Corona-Zeiten natürlich das optimale Programm – zumal es dort auch interessante Klettergebiete gibt.

San Nicolao

Der schöne Strand von San Nicolao war unsere erste Station im Iglesiente. Von hier bietet das Capo Pecora ein lohnendes Ausflugsziel.

Buggerru

Ein wenig südlich von San Nicolao liegt die ehemalige Bergbaustadt Buggerru. Nach wie vor bestimmen die ehemaligen Minengebäude das Stadtbild, auch wenn das Örtchen nicht zuletzt durch den Neubau einer großen Marina den Strukturwandel in Richtung Tourismus gestalten möchte. Mit seiner tollen Lage zwischen hohen Felswänden hätte Buggerru da durchaus Potenzial.

Cala Domestica

Noch eine Bucht weiter im Süden liegt der tolle Strand der Cala Domestica. Die Ruinen, die sich hier unmittelbar am Strand befinden, stammen übrigens nicht von einer Mine, sondern einer verfallenen Thunfischfang-Anlage.

Der Grugua-Track

Von Buggerru aus führte uns der zum Teil recht abenteuerliche Grugua-Offroad-Track – benannt nach einem einsam gelegenen Bauernhof am Wegesrand – in die Berge. Von unserem aussichtsreichen Übernachtungsplatz hatte man einen schönen Blick auf Reste der Miniera di San Luigi.

Starke Regen- und Graupelschauer setzten den Weg nachts und am nächsten Morgen heftig unter Wasser. Wieder einmal musste der Allrad zeigen, was er kann – und der Granny ließ uns nicht im Stich.

Der San Benedetto – Arenas-Track

Aufgrund der gut versteckten Übernachtungsmöglichkeiten – immerhin waren wir ja in der Illegalität unterwegs – starteten wir nach einem Großeinkauf in Iglesias direkt zu unserem nächsten Offroad-Track. Der San Benedetto – Arenas-Track stand ganz unter dem Zeichen des Bergbaus. Trotzdem führt die Strecke durch eine phantastische wilde Berglandschaft

Das Bergbaustädtchen San Benedetto ist noch auf Asphalt zu erreichen. Von hier aus erreichten wir auf einer holprigen Piste einsam in den Bergen weitere Teile der Miniera di San Benedetto. Von 1869 bis 1990 wurde hier Zink gefördert.

Die Ruinen der Miniera di Malacalzetta einige Kilometer weiter lagen so malerisch, dass wir uns entschieden, hier zu übernachten. Diese Mine wurde schon in der pisanischen Epoche ausgebeutet. Der industrielle Abbau begann 1872. Bis 1986 baute man hier Blei und Zink ab.Miniera di Malacalzetta

Am nächsten Tag erreichten wir die größte und spannendste Mine auf unserer Tour: In der Miniera di Arenas (1848-1981) wurden ganze Berghänge im Tagebau auf der Suche nach Blei, Zink und Barium durchwühlt.

Am interessantesten jedoch war die Lavaria, die Wäscherei, in der die Erze gewaschen wurden.

Die spannende Gegend verließen wir in Richtung der Grotta di San Giovanni. Die Piste verlief durch dichten Wald und hatte noch ein kleines Abenteuer für uns parat: Ein umgestürzter Baum versperrte uns den Weg. Ein kleines, aber feines schwedisches Beil und Almuts schweizer Offiziersmesser sorgten für freie Fahrt.

Die Grotta di San Giovanni, die man auf 850 Metern durchwandern kann – eine mittlerweile für Autos gesperrte Straße führt hindurch –, war wegen Corona leider komplett geschlossen und auf einem Plakat wurde vor der direkt mit der nächsten Polizeiwache verbundenen Video-Überwachung gewarnt.

Costa Verde

Die wilde, einsame Costa Verde machte ihrem Namen alle Ehre: Mittlerweile (Ende April) explodiert die Natur und Sardinien zeigt sich in frischem Grün und einem unglaublichen Blütenmeer.

Außerdem begeistert die Costa Verde mit weiten, einsamen Stränden – zumindest in diesem zweiten Corona-Frühjahr.

Miniera di Montevecchio

In der beeindruckenden Miniera di Montevecchio wurde von 1848 bis 1991 Blei, Zink und Silber gewonnen – eine der wenigen Minen, die umfassend aufgearbeitet und durch verschiedene Führungen erschlossen ist. Zum Beispiel kann man auch das sehr feudale Direktionsgebäude besichtigen. Wegen Corona ist nun natürlich alles leider zu, sodass nur ein Flug mit der Drohne bleibt.

Strand von Funtanazza: Casa al Mare Francesco Sartori

1956 wurde die Casa al Mare Francesco Sartori als Ferienkolonie für die Kinder der Minenarbeiter aus der 18 Kilometer entfernten Mine von Montevecchio eröffnet. Um die 200 Kinder konnten hier ihre Ferien verbringen – in einer Anlage, die für die damalige Zeit bahnbrechend war und von der Presse als „modernste Meereskolonie Europas“ gefeiert wurde.

Doch in den 70er und 80er Jahren ging es mit dem Bergbau auf Sardinien bergab und so wurde die Kolonie 1983 geschlossen und ist seitdem dem Verfall preisgegeben. Überlegungen, die Anlage zu renovieren oder in ein Luxushotel umzuwandeln scheiterten am Geld, aber auch an den mittlerweile hohen Küstenschutzbestimmungen in Italien: Ein Neubau ist danach nicht möglich, sondern nur die Renovierung bestehender Gebäude. Mittlerweile ist die Kolonie allerdings derart verfallen, dass dies kaum noch Sinn ergibt. So bietet der Komplex immerhin noch ein tolles Fotomotiv mit morbidem Charme.

Zudem kann man hier wunderbar ruhig mit schönem Strand- und Meerblick stehen und den Sonnenuntergang genießen.

Planargia

Der „mittlere Westen“ Sardiniens ist nicht mehr so wild und einsam wie die Costa Verde, hat aber dennoch einige spannende Ziele zu bieten.

Tresnuraghes

Etwas südlich des kleinen Städtchens Tresnuraghes fanden wir einen einsamen, entlegenen und ausgesprochen aussichtsreichen Übernachtungsplatz. Von hier aus unternahmen wir eine originell markierte, aber in weiten Teilen etwas zugewucherte Wanderung mit schönen Ausblicken auf die unbesiedelte Küste.

Ein kleines, rätselhaftes Wehrkirchlein reizte ebenfalls zu einer näheren Erkundung.

Tomba die Giganti Laccaneddu

Bei der Weiterfahrt entdeckten wir zufällig das etwas abseits der Hauptstraße idyllisch gelegene Hünengrab Tomba die Giganti Laccaneddu.

La Nurra

Der Nordwestzipfel Sardiniens lockt noch einmal mit einsamen Strände und spannenden Minen.

Miniera di Argentiera

Wie der Name schon vermuten lässt (lat. argentum = Silber), wurde hier Silber abgebaut – und das schon in der Antike. Die Minenanlagen, die man heute noch bewundern kann, stammen allerdings aus dem 19. und 20. Jahrhundert. 1963 war die Mine erschöpft und wurde stillgelegt.

In einer kleinen Ausstellung wird die Geschichte der Mine didaktisch aufbereitet und zu normalen Zeiten gibt es auch Führungen. Zum Glück kann man aber auch so durch das Gelände streifen und viel entdecken.

Dia-Show Minen in West-Sardinien

Durch einen Klick auf das Bild öffnet sich die Dia-Show in einem neuen Fenster. Der Link „Zurück zum Reisebericht“ in der Fußzeile der Dia-Show bringt dich wieder hierher.

Für bergbauinteressierte Ruhris und Menschen, die wie ich Freude am Morbiden haben, gibt es hier eine größere Sammlung der schönsten Minen-Bilder.

Logudoro

Die Region südöstlich von Sassari wartet mit einigen der schönsten Kirchen Sardiniens auf, die zudem noch absolut coronakonform sehr entlegen in der Landschaft liegen.

Basilica della Santissima Trinità di Saccargia

Die romanische Kirche ist im typisch pisanisch-toskanischen Stil des 12. Jahrhunderts erbaut. Das wohl auch sehr interessante Innere der Kirche blieb uns Dank Corona leider verborgen, aber auch von außen ist das Bauwerk überaus eindrucksvoll. Aus dem weißen Kalk und schwarzen Basalt der im Hintergrund sichtbaren Steinbrüche erbaut zeichnet sich der Bau durch ein auffallendes Streifenmuster aus.

Basilica di Sant’Antioco di Bisarcio

Toll waren aber auch die blühenden Kakteen, die wir hier fanden.

Ganz anders wirkt die nahezu gleich alte Pisanerkirche Sant’Antioco di Bisarcio. Zum einen wirkt der rote Trachyt, aus dem die Kirche erbaut ist, düsterer. Zum anderen ist aber auch der Baukörper gedrungener und wehrhafter.

Necropoli di Su Murrone

Bei der entlegenen Necropoli di Su Murrone fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz. Die Grabstätte aus der Ozieri-Kultur ist etwa 5000 Jahre alt. In eine große, flache Granitplatte sind mehrere Grabkammern gehauen worden.

Gallura

Der äußerste Nordosten Sardiniens begeisterte uns mit seiner absolut unvergleichlichen Küste und einsamen Berggegenden im Landesinneren.

Costa Paradiso

Die Costa Paradiso trägt ihren Namen in der Tat zu Recht. Rosa- bis orangefarbene Porphyrfelsen in den aberwitzigsten Formen umrahmen einladende Badebuchten. Auf einer traumhaft schönen Wanderung kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus – zumal dieser unglaubliche Küstenabschnitt abgesehen von der Ferienhaussiedlung gleichen Namens weitgehend unerschlossen ist. So sind wir außer einem weiteren Wanderer und einem Eremiten, der hier in einem abenteuerlichen Lager zwischen den Felsen haust, keinem Menschen begegnet – dafür aber einer Schildkröte!

Capo Testa

Den Nordzipfel Sardiniens bildet das Capo Testa – westlich von Santa Teresa di Gallura, dem Fährhafen, in dem wir sechs Wochen zuvor aus Korsika kommend die Insel erreicht hatten.

Anders als an der Costa Paradiso – aber nicht weniger schön – bestimmen hier Granitfelsen das Bild. Auch hier scheint Henry Moore zu Werke gewesen zu sein – oder seine Anregungen geholt zu haben. Jedenfalls kann man sich auch hier an den unglaublichen Felsformationen kaum sattsehen.

Insbesondere das Valle di Luna, das Mondtal, bietet viele Highlights auf engstem Raum. Diese Schönheit zog in den 70er Jahren zahlreiche Hippies an, die monatelang die vielen Höhlen des Tals bevölkerten. Zwar begann die Obrigkeit ab 1984 gegen diese „Besiedlung“ vorzugehen, doch auch heute scheinen viele der Höhlen bewohnt und ein Versammlungsplatz mit Feuerstelle zeugt von einem regen Sozialleben. Einen „Höhlenmenschen“ trafen wir auch während unseres Besuchs.

Das Valle di Luna zog übrigens schon die alten Römer an, die die reichen Granitvorkommen für ihre Monumentalbauten nutzten. Dazu wurden die Felsen mit Kerben „perforiert“. In diese wurden Holzkeile getrieben. Durch regelmäßiges Wässern quollen diese auf und sprengten den Felsen so an der vorgesehenen Stelle auseinander.

Vom alten Leuchtturm am Capo Testa hat man noch einmal einen Blick auf die Kreidefelsen von Bonifacio auf Korsika.

Die schönen Strände am Kap wirken zwar sehr einladend, die Wassertemperatur lässt – zumindest für uns Weicheier – nicht mehr als ein Fußbad zu. Dafür bietet der Strand Gelegenheit zu körperlicher Ertüchtigung aller Art.

Monti Ultani-Track

Nach sechs Wochen auf Sardinien – davon drei Wochen in unserem Lockdown-Camp in Dorgali – hatten wir Ende April dann doch das Gefühl, genug von dieser tollen Insel gesehen zu haben! Unser Zwischenziel war das italienische Festland – in der Hoffnung doch irgendwann nach Griechenland zu kommen.

Zum Abschied auf der Fahrt Richtung Olbia zeigte sich Sardinien noch einmal von seiner schönsten Seite: Durch Kiefernwälder und pittoreske Granitfelsen führte uns der gut befahrbare Monti Ultani-Offroad-Track über eine Passhöhe hinüber zur Ostküste.

Den letzten Abend auf Sardinien verbrachten ruhig wir auf einer bunten Blumenwiese – Frühstück in der Sonne am nächsten Morgen inklusive.

Nach wenigen Kilometern auf der Hauptstraße war Olbia erreicht und die Buchung der Fähre für den selben Abend war zum Glück problemlos und schnell erledigt – der Versuch der Online-Buchung war zuvor zweimal fehlgeschlagen.

Unser Fazit zu Sardinien

Eigentlich hatten wir keine sehr hohen Erwartungen an Sardinien. Abgesehen von schönen Stränden hatten wir uns die Insel immer relativ langweilig vorgestellt: recht flach und weitgehend öde.

Doch schon das Supramonte bei Dorgali belehrte uns eines Besseren. Auch wenn die Berge nicht so hoch wie auf Korsika waren, so waren sie doch schroff und beeindruckend. Auch die Einsamkeit und Wildheit einzelner Gegenden – insbesondere des Supramonte und des Iglesiente – hat uns positiv überrascht.

Ebenfalls positiv überrascht hat uns, dass auf Sardinien im Vergleich zu Sizilien und dem übrigen Süditalien sehr wenig Müll herumliegt. Auch waren die Orte und Gehöfte bei weitem nicht so heruntergekommen wie sonst oft im südlichen Italien und es gab nicht so viele verfallene Häuser – außer natürlich in den ehemaligen Bergwerkstädten im Iglesiente.

Orange und rote Zone auf Sardinien

Die drei Wochen Zwangspause im Lockdown in Dorgali haben, nachdem wir zwei Monate lang recht rastlos waren, erneut durchaus positiv zur Entschleunigung geführt. Außerdem war es natürlich toll, die El Bahira-Truppe wiederzutreffen, denn auch bei uns waren die Sozialkontakte, seit wir Brigitte und Klaus im Januar in der Normandie besucht hatten, gleich Null.

Und natürlich war es auch angenehm, ein festes Quartier zu haben, als Malte uns besucht hatte. Und ihm tat die Gemeinschaft in Neule’, glauben wir, auch wirklich gut. Studieren in Einsamkeit ist auch wirklich Mist!

Nach der ersten Panik angesichts der roten Zone und der Sorge, ob wir unbehelligt würden reisen können, haben wir das Umherreisen auf Sardinien sehr genossen. Auch wenn sich das durchaus komisch angefühlt hat, unterwegs zu sein, wenn behördlicherseits eigentlich Stillhalten verordnet ist, sind wir froh, dass wir uns an dieser Stelle über die Coronaregeln hinweggesetzt haben. Es wäre wirklich schade gewesen, nur so wenig von dieser tollen Insel gesehen zu haben – zumal es wohl noch einige Jahre dauern wird, bis wir erneut zu dieser tollen Jahreszeit nach Sardinien werden reisen können. Bedauerlich war es natürlich, dass alle größeren kulturellen Stätten geschlossen waren und das Schlendern durch nette Orte ebenfalls ausfiel. Dafür sind wir völlig coronakonform durch die einsamsten Gegenden Sardiniens gereist und haben so wunderschöne Ecken kennengelernt – und sind in den drei Wochen, die wir herumgereist sind, nicht einmal kontrolliert worden.

Die Sarden

Leider haben wir, bedingt durch unsere Form des Reisens und die Corona-Beschränkungen, nur wenig Kontakt zur einheimischen Bevölkerung gehabt. Unser Eindruck von den Sarden war, dass diese überaus freundlich sind, aber nicht so offen auf Fremde zugehen wie die Süditaliener oder Sizilianer.

Sardinien-Video

6. Etappe: Italien

Festland (ab 1.5.2021)

Etwas orientierungslos sind wir wieder auf dem italienischen Festland gelandet. So genau wissen wir nicht, wo es hingehen soll. Eigentlich wollen wir ja seit Anfang November nach Griechenland, aber der dort seitdem geltende harte Lockdown mit ganztägigen Ausgangsbeschränkungen hat uns bisher davon abgehalten. Nun signalisiert das dringend auf den Tourismus angewiesene Land die Absicht, sich ab dem 15. Mai für die Touristen zu öffnen. Auch schon vorher soll es schrittweise Lockerungen geben. So soll mittlerweile nach Einreise nur noch ein PCR-Test, aber keine Quarantäne mehr nötig sein. Auch sollen ab dem 3. Mai Restaurants und Cafés wieder öffnen dürfen. Die Reisebeschränkungen und die Verpflichtung, jedes Verlassen des Heims, was ohnehin nur aus sehr eingeschränkten Gründen und in engem Radius gestattet ist, – auch tagsüber, ab 22 Uhr gilt sowieso eine absolute Ausgangssperre – per SMS oder Formular zu rechtfertigen, scheinen aber vorerst noch weiter zu gelten. So klingt Griechenland für uns zunächst einmal nicht so attraktiv, aber vielleicht wird ja auch dort nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird.

Nach der frühmorgendlichen Ankunft mit der Fähre in Chivitavecchia und einem Frühstück etwas außerhalb der Stadt sind wir bei sehr bescheidenem Wetter – es hat fast durchgehend geregnet – bis an den Südrand der Abruzzen gefahren.

Abruzzen

Während auf der Fahrt immerhin noch 17-18 Grad herrschten, endete unsere Fahrt im dichten Nebel und Nieselregen auf gut 1000 Metern Höhe bei nur noch etwa 11 Grad am Lago del Matese. Nachdem wir einige Zeit ohne ausgekommen waren, musste doch noch einmal die Heizung ran.

Am nächsten Morgen war es zwar auch nicht viel wärmer, aber zumindest auf der Höhe des Sees zeigte sich gelegentlich die Sonne. So haben wir uns dann doch zu einer kleinen Wanderung entschlossen. Obwohl uns diese nur bis auf etwa 1500 Meter Höhe führte, wirkte die Landschaft dort richtig alpin. Toll, auch wenn wir natürlich dort oben wieder in den Wolken waren – aber das erzeugte schon eine sehr eindrucksvolle Stimmung.

Gargano

Aber trotzdem sind wir nach dem Mittagessen Richtung Sonnenschein, Wärme und Ostküste aufgebrochen – unser Ziel ist Bari, um dort die Fähre nach Griechenland zu nehmen. Da es allerdings immer noch keine verlässlichen Informationen gab, ob dort ab dem 3. Mai der Lockdown gelockert werden würde oder nicht, haben wir zunächst die Gargano-Halbinsel angesteuert.

Der Gargano zeichnet sich – abgesehen von einigen wunderschönen, aber leider mit großen Ferienanlagen zugebauten Buchten – durch eine tolle und naturbelassene Küste aus. Schön, wenn auch touristisch extrem erschlossen ist auch der große Strand von Vieste. Auf den Kreidefelsen, die ihn zur Stadtseite hin begrenzen, thront die Altstadt.

Während die küstennahen und tieferen Regionen durch große Oliven-Plantagen genutzt werden, werden weite Teile der „höheren Regionen“ der bis zu 1000 Meter hohen Halbinsel überraschenderweise von ausgedehnten, uralten Buchenwäldern bedeckt. Diese werden auch durch einen Nationalpark unter Schutz gestellt. So kamen wir uns bei einem Spaziergang durch den Foresta Umbra dann fast vor wie in der Heimat.

Manfredonia

Es ist Dienstag, der 4. Mai, und aus Griechenland gibt es noch immer keine Neuigkeiten – immerhin auch nicht die sonst mit schöner Regelmäßigkeit am Montag verkündete Verlängerung des Lockdowns um eine weitere Woche. Es besteht also noch Hoffnung.

Jetzt haben wir erst einmal große Wäsche gemacht (einmal 20, zweimal acht Kilogramm).

Bari

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Bari, wo alles erfreulich unkompliziert verlief: Als erstes sind wir zum Fährhafen gefahren, der sehr unübersichtlich und schlecht ausgeschildert ist (viele Baustellen). Aber die Buchung der Fähre war schnell und problemlos – und vor allem auch noch preiswerter als über das Internet. Wir stehen auf dem offenen Deck und können im Granny übernachten.

Direkt anschließend sind wir zu einem medizinischen Labor gefahren, wo wir kurz vor der Mittagspause noch für denselben Nachmittag einen Termin für einen PCR-Test bekommen haben.

Danach sind wir auf einen großen Park and Ride-Parkplatz am Stadtrand von Bari gefahren, wo wir Antonia und Ernst getroffen haben, die auf derselben Fähre wie wir nach Griechenland übersetzen.

Nach dem Corona-Test sind wir noch durch die hübsche Altstadt gebummelt und haben mit Antonia und Ernst zusammen einen Aperol getrunken und ein Stück Pizza gegessen – da Apulien orange Zone ist, dürfen Kneipen und Restaurants zwar nicht öffnen, bieten aber Straßenverkauf an. Bei munterem Treiben mit coronakonformen Abständen haben wir alles auf einem schönen Platz genossen, bevor wir zu unserem Übernachtungsplatz zurück spaziert sind.

Die härteren Mitreisenden – also inklusive Ronja alle außer dem Autoren – nutzten den Nachmittag dann noch für ein erstes Bad in diesem Jahr.

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