1. Etappe: Frankreich

Sabbatjahr 2020/21: Quarantäne-to-go

Es ist so weit: Wir wagen uns weg! Trotz aller Widrigkeiten und Unwägbarkeiten machen und wagen wir uns auf den Weg. In den folgenden Berichten möchten wir euch teilhaben lassen an unserer Reise, an unseren Erlebnissen und Eindrücken von Europa in dieser merkwürdigen Zeit.

Plan K: Südschweden (26.6.2020)

Nun ist es amtlich: Unsere erste Etappe ist Schweden. Nachdem der Abenteuerurlaub in Amerika ja nicht geklappt hat, fahren wir nun immerhin „mit dem offiziellen Risiko-Gütesiegel des Auswärtigen Amtes“ (taz am wochenende, 12.06.2020) – anders als für die meisten anderen europäischen Staaten gilt für Schweden nach wie vor eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Dadurch „steht Schweden jetzt irgendwie auf einer Stufe mit Burkina Faso oder dem Südsudan“, was unserer „Expedition“ „die wohlige Aura des Halbverbotenen und Gefährlichen“ (ebd.) verleiht!

Plan L: Frankreich (27.6.2020)

Nun ist es amtlich: Unsere erste Etappe ist Frankreich. Moment – habe ich da nicht eben etwas Anderes geschrieben? Ach so, ja – das war gestern! Die „dynamische Situation“, in der wir uns im Moment befinden, verlangt uns schon einiges ab, auch wenn wir das mit dem Planen ja mittlerweile aufgegeben haben.

Folgende Veränderung ist eingetreten: Norwegen hat angekündigt, ab dem 15. Juli die Grenzen für einige Europäer zu öffnen – es sei denn, man reist aus Schweden ein. In Norwegen ist man offenbar zu einer ähnlichen Bewertung des einst hochgeschätzten Nachbarn gelangt wie beim Auswärtigen Amt – aus Burkina Faso kommend hat man eben an vielen Grenzen Schwierigkeiten.

Ich glaube, ich müsste jetzt noch irgendwie erklären, wie das mit Frankreich zusammenhängt: Wir besuchen zunächst einmal zur Überbrückung gute Freunde in Colombiers-le-Vieux, lassen es uns dort gemeinsam mit unserer Tochter, die sofort einen Freudentanz veranstaltet hat, eineinhalb bis zwei Wochen bei leckerem, über dem Lagerfeuer zubereiteten Essen und gutem Rotwein gut gehen und versuchen dann, nach Norwegen zu gelangen. Schweden stünde dann für den Rückweg an.

Mal sehen, wie lange dieser Plan hält – verflixt, vergessen: wir wollten ja gar nicht mehr planen!

Anfahrt (30.6.-2.7.2020)

(Mehr oder weniger) leere Autobahnen, keine kilometerlangen deutschen und holländischen Wohnwagen- und Wohnmobilkolonnen, ein sehr unentspannter belgischer Frittenbudenwirt (mit trotzdem leckeren Fritten) – auf der Fahrt waren die Corona-Folgen noch gut zu spüren. In Frankreich bei der Zwischenübernachtung auf dem Campingplatz war es hingegen fast wie immer: der Platz gut gefüllt, in der Rezeption trug – außer einigen Touris – niemand eine Maske, allerdings musste man seine Kontaktdaten hinterlassen und es gab Desinfektionsmittel auf den Toiletten. Auf der Autobahn wurde man auch regelmäßig an Covid 19 erinnert und gebeten, man solle an seine Nächsten denken.

Colombier-le-Vieux (2.-14.7.2020)

Wie immer ist Colombier ein toller erster Stopp zum Runterkommen: Zur Ruhe kommen, lange schlafen, zum Wachwerden in den Doux springen, in der Hängematte hängen, viel lesen und gelegentlich hoch zum Bahnhof Dampflok gucken – Das fühlt sich schon fast wie Urlaub an!

Die weiteren liebgewonnenen Rituale, die die Gegend bietet, sind coronabedingt leider gerade nicht so angesagt: Dienstags mit dem Museumszug nach Lamastre zum Wochenmarkt fahren und die Flohmärkte der Umgebung abklappern.

Aber trotz Corona werden mit den Franzosen Bisous getauscht – was muss, das muss. Aber Gigondas und Tain l’Hermitage desinfizieren ja.

Chemin de Fer du Vivarais

Touristisches Highlight ist natülich die Museumsbahn Chemin de Fer du Vivarais. Die originale Schmalspur-Bahnstrecke ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Mit einem Streckennetz von etwa 200 Kilometern verband sie die Rhone mit der Loire über das dazwischen liegende Gebirgsmassiv und erreicht dabei Höhen über 800 Metern. Dabei windet sich das Bähnlein durch enge Schluchten, diverse Tunnel und über atemberaubende Viadukte.

Ende der 60er Jahre sollte die Strecke stillgelegt werden, wurde allerdings quasi unmittelbar anschließend von einem Museumsverein übernommen. Inzwischen wird die Museumsbahn von einem Wirtschaftsunternehmen betrieben, wodurch der gesamte Betrieb leider etwas von seinem ursprünglichen Flair verloren hat.

Dia-Show

Der Gare de Colombier als Filmset

Während unseres Aufenthaltes wurde am Bahnhof ein Krimi gedreht, was dazu führte, dass für drei Tage ein 60Köpfiges Filmteam das Bahngelände und die Wiesen am Fluss bevölkerte. Das war ziemlich rummelig, hatte aber auch einen hohen Unterhaltungswert. Insbesondere Die Location Manager, mit denen wir uns gut verstanden haben, lieferten interessante Insider-Geschichten.

Rosalie

Noch ein weiteres Urlaubsprojekt: Peter und Heidi haben ein neues Auto gekauft – Rosalie, Baujahr 1933. Der Kauf war mit einem eintägigen Filmprojekt verbunden. Wegen der Versicherung musste der ehemalige Besitzer dazu als Chauffeur herhalten – insgesamt eine witzige Aktion. Der Film dazu gibt es unten!

Das Rosalie-Video

Abschied (14.7.2020)

Abschied unter Tränen und große La Hola-Welle auf der Brücke – Die Abfahrt aus Colombier-le-Vieux ist immer wieder ein emotionaler Moment. Heute war sogar die 414 extra für uns mit der Tricolore geschmückt!

„À l’année prochaine!“

Das Colombier-Video

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