Épirus (14.6.-24.6.2025)

Schon 2021 hatte uns die Region Épirus im Nordwesten Griechenlands sehr gut gefallen. Vor allem das Pindos-Gebirge, das sich von der Grenze zu Albanien bis hinunter zum Golf von Korinth in Mittelgriechenland zieht, hatte es uns mit seiner Schroffheit und Einsamkeit angetan. So fiel die Entscheidung nicht schwer, die letzten Tage in Griechenland hier zu verbringen, bevor es dann durch die Berge Albaniens endgültig wieder Richtung Norden gehen sollte. Über die Autobahn gelangten wir recht schnell bis Métsovo, wo unser erstes Abenteuer beginnen sollte, denn Autobahnen sind ja eigentlich nicht so unser Ding.

Megalo Peristeri – Kalarites

Da war die traumhaft schöne Offroad-Piste zwischen Megalo Peristeri und Kalarites schon eher nach unserem Geschmack. Hoch oben auf einem Balkon konnten wir von unserem Übernachtungsplatz aus in der Tiefe die Autobahn sehen, die sich über Viadukte und durch Tunnel ihren Weg durch das steile Tal bahnt, während wir hier oben die Aussicht, die Stille und die angenehmen Temperaturen genossen.

Ohne viel Zögern beschlossen wir, noch einen weiteren Tag in dieser tollen, wilden Bergwelt zu verbringen und den 2068 Meter hohen Belogiannis zu erklimmen. Von unserem zweiten Übernachtungsplatz in den Bergen auf 1990 Meter Höhe war das nur ein Spaziergang, der aber trotzdem einen phantastischen Ausblick bot.

Chroúsias-Schlucht

Von Kalarites am Ende unseres Offroad-Abenteuers konnten wir eine tolle Wanderung über uralte, teils gepflasterte Maultierpfade nach Syrrako unternehmen. Die beiden Bergdörfer trennt die schroffe Chroúsias-Schlucht, sodass wir vor der verdienten Pause in Syrrako zunächst auf steilen Treppen in die Schlucht hinunter- und auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen mussten.

Kloster Kipinas

Von Kalarites geht es dann auch per Auto zunächst noch weiter hinunter in die Schlucht. Etwas oberhalb der Straße klebt das im 13. Jahrhundert erbaute Kloster Kipinas in der Felswand. Eine Besichtigung der kleinen, schön restaurierten Anlage erwies sich als überaus lohnenswert, auch wenn erst der Blick von der anderen Talseite aus (links) die spektakuläre Lage richtig zeigte.

Métsovo

Über eine landschaftlich ebenfalls sehr reizvolle Strecke ging es durch ein Paralleltal zurück nach Métsovo. Dort war angesichts der Einsamkeit des nördlichen Pindos-Gebirges, das wir nun ansteuern wollten, ein Großeinkauf nötig. Das malerisch am Berghang gelegene Örtchen bietet immerhin einen kleinen Supermarkt, der sich wegen der verschachtelten alten Gebäude über drei Etagen erstreckt.

Brückentage

Schon bei unserem ersten Besuch vor vier Jahren begeisterten uns die im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen alten Steinbogenbrücken, die überall im Pindos-Gebirge zu finden sind. So standen natürlich auch in diesem Jahr zahlreiche dieser Bauwerke auf dem Besuchsplan. Darunter waren auch mehrere alte Bekannte.

Pefkofito – Aetomilitsa – Pyrsogianne

Auf den Rat zweier netter Feuerwehrmänner, deren Dienstfahrzeug ein 60 Jahre alter Unimog war, fanden wir zunächst bei Pefkofito einen netten Übernachtungsplatz an einem kleinen Wasserfall – leider direkt an der Straße. Am nächsten Tag ging es dann – ebenfalls ein Tipp der beiden – nach Aetomilitsa wieder in die richtig hohen Berge. Dort wollten wir eigentlich wandern, was aber wegen eines nahenden Gewitters ausfiel. Auch die in unserem Offroad-Reiseführer mit dem Schwierigkeitsgrad 1 klassifizierte Piste zurück nach Pyrsogianne an der Hauptstraße erwies sich als wenig erfreulich. Direkt hinter Aetomilitsa hatte offensichtlich relativ frisch ein Bergrutsch drei- bis vierhundert Meter der Strecke in die Tiefe gerissen. Nur fahrzeugbreit ist notdürftig Ersatz in den steilen Geröllhang gefräst worden, der aber durch die offensichtlich kräftigen Regenfälle der letzten Tage, von denen wir nichts mitbekommen hatten, teilweise schon wieder sehr ausgewaschen und schlammig war. Dieser Abschnitt brachte weniger unser Fahrzeug als vielmehr uns an unsere Grenzen.

Da aber auch der weitere, deutlich leichtere Teil der Strecke im Schlamm des einsetzenden Gewitters zu versinken drohte, entschlossen wir uns, unterwegs im Wald das Unwetter abzuwettern. Sportliche Betätigungen beschränkten sich so abgesehen von nötigen Hundespaziergängen auf den Innenraum.

Elefthero

In der Nähe des Dorfes Elefthero gibt es ein interessantes Museumsdorf zu sehen, das aber leider, weil geschlossen, nur durch den Zaun zu besichtigen war: Die Sarakatsani waren ein Nomaden-Stamm, der bis in die 1940er Jahre mit ihren Ziegen- und Schafherden im Pindosgebirge umherzog und in solchen provisorischen Hütten lebte. Nach dem netten Spaziergang, auf dem wir dieses Museumsdorf entdeckten, musste unser Hund einmal wieder von Kletten befreit werden. Ganz in der Nähe fanden wir einen hübschen Übernachtungsplatz mit wechselnder Aussicht.

Moni Agiou Ioannou Rogkovou / Koukouli

Auf der Weiterfahrt lohnte das kleine Kloster Agiou Ioannou Rogkovou einen kurzen Zwischenstopp, bevor wir mit Koukouli dem ersten der Zagóri-Dörfer einen Besuch abstatteten. Insgesamt 46 kleine Dörfer liegen in der Region Zagóri. Der slawische Name bedeutet „hinter den Bergen“ und deutet die abgeschiedene Lage schon an. So haben sich die Dörfer über die Jahrhunderte ihr charakteristisches Aussehen und die dörflichen Strukturen bewahrt. Auch während der osmanischen Herrschaft (1446-1821) erhielten die Zagóri-Dörfer weitreichende Privilegien und Selbstverwaltung. Die „Hauptstraße“ von Koukouli war – wie in vielen anderen Dördern der Region auch – zu eng für unseren Granny, sodass wir für den netten Bummel durch den Ort außerhalb geparkt haben.

Kalogerikó-Brücke

Nicht weit, nahe dem Dorf Kipi, spannt sich die 1814 erbaute Kalogerikó-Brücke über den Vikos, der einige Kilometer flussauf die berühmte Vikos-Schlucht in die Felsen gegraben hat. Zu solchen Leistungen wäre der Fluss zur Zeit vermutlich nicht in der Lage, er lag bei unserem Besuch trocken! Anders als beim ersten Besuch unserer Lieblingsbrücke 2021: Damals lud das Flüsschen zum erfrischenden Bade ein. Aber der vergangene Winter hat wohl kaum Schnee gebracht und auch das Frühjahr war vergleichsweise trocken. Die Trockenheit ist übrigens auch daran zu merken, das viele der Brunnen am Wegesrand nun schon im Frühsommer ausgetrocknet sind.

Kapésovo

Das nächste Zagóri-Dorf auf unserer Besichtigungstour war Kapésovo. Eigentlich hatten wir von hier aus eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt in die Vikos-Schlucht geplant. Allerdings war der Weg derart zugewuchert, dass wir bei einer kleinen Kapelle umgekehrt sind und uns stattdessen auf einen Besuch der örtlichen Taverne beschränkt haben.

Vikos-Schlucht

Stattdessen sind wir dann zum Aussichtspunkt Beloi gefahren, den wir von 2021 schon kannten, der aber nichtsdestotrotz einen grandiosen Blick in die Schlucht bietet. Die Felswände fallen zwischen 600 und 1000 Metern ab und damit hat es die Vikos-Schlucht – bezogen auf das Verhältnis zwischen Breite und Tiefe – als tiefste Schlucht ins Guinnes-Buch geschafft. Anschließend wollten wir, nach dem Besuch der ebenfalls toll gelegenen Kókkori-Brücke aus dem Jahr 1750, in dem Zagóri-Dorf Dilofo unseren letzten Abend in Griechenland mit einem Abendessen feiern, allerdings hatte die eine der beiden Dorf-Tavernen mittlerweile dauerhaft geschlossen, die andere war gerade dabei, mangels Andrang die Türen zu schließen. Èpirus leidet wohl besonders unter der Nahost-Krise. Normalerweise zieht es gerade in die Zagóri-Region so viele israelische Besucher, dass die Speisekarten zum Teil das Angebot auch auf Hebräisch zeigen. Eine wichtige Einnahmequelle für die karge Gegend, die nun zur Zeit wegfällt.

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