Ein kleines Fazit zum hohen Norden

Die Statistik macht das Kernproblem am hohen Norden direkt anschaulich: gut 8600 Kilometer (von Dawson Creek bis Prince Georg) in 33 Tagen, das macht durchschnittlich 260 Kilometer Fahren pro Tag. Wir haben also ziemlich viel Zeit im Auto verbracht und das auf Strecken, die mitunter wenig abwechslungsreich waren. Dies ist eine der wesentlichen Schwierigkeiten beim Reisen im hohen Norden: Die wirklichen Highlights liegen oft endlos weit auseinander.

Die vielen reinen Fahrtage verhinderten auch, dass einmal Zeit blieb, um zur Ruhe zu kommen. So hatten wir im Norden nicht einen Tag, an dem das Auto nicht bewegt wurde, und der einzige Ort, an dem wir mehr als einen Tag verbrachten, war Dawson City. Das Reisen fühlte sich oft nicht wirklich wie Urlaub an.

Ein weiteres Problem bestand in der, auch durch die langen Autofahrten bedingten, mangelnden Möglichkeit für körperliche Aktivitäten: Es gab sehr wenig ausgewiesene bzw. in unserer Karten-App angezeigte Wanderwege und auch für Kanutouren geeignete Seen gab es wenige. Kanufahren wäre eher auf Flüssen möglich gewesen, aber das haben wir uns einfach nicht zugetraut, weil Flüsse in Kanada und Alaska einfach viel wilder als in Europa sind und zudem das logistische Problem des Rücktransports zum Auto zu lösen bleibt.

Zudem lief uns ständig die Zeit davon, weil wir permanent auf der Flucht vor dem Herbst waren. Letztendlich wäre es toll gewesen, wenn wir vier Wochen früher hätten starten können. So war es uns, als wir Ende August im südlichen British Columbia ankamen, auch dort schon zu kalt etwa für ausgedehnte Kanutouren.

Auf der anderen Seite bot der hohe Norden wirklich unfassbar beeindruckende Landschaften. Absolute Highlights auf unserer Reise waren definitiv der erste Teil des Dempster Highway im Yukon (auch wenn dies von Teilen der Reisegruppe anders bewertet wird), der Denali Highway in Alaska durch die grandiose Alaska Range, die Bootstour in den Kenali Fjords National Parks in Alaska mit Orcas, Seeottern, Seelöwen und Gletschern, die Bären in Haines in Alaska und die tolle Fährfahrt nach Skagway.

Aber auch Dawson City mit seinen vielen alten Gebäuden aus der Zeit des Goldrausches hat uns natürlich beeindruckt.

Vor allem aber bleibt die unendliche Weite und Einsamkeit in Erinnerung, die natürlich letztendlich die langen, oft auch eintönigen und ermüdenden Fahrten bedingte. Aber die Erfahrung, 700 Kilometer am Stück durch die Einsamkeit ohne jegliche nennenswerte menschliche Siedlung, ohne Versorgungsmöglichkeiten und ohne Handy-Empfang – digital detox at it’s best! –, war wirklich unvergleichlich!

Unter dem Strich bleibt also das Gefühl, im Süden Kanadas den Sommer und damit viele tolle Möglichkeiten verpasst zu haben. Andererseits würden wir auf die tollen Erlebnisse und Eindrücke im hohen Norden aber auch nicht verzichten wollen.

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