Nach der vollständigen Asphaltierung des Alaska Highway bietet der Dempster Highway das letzte echte Kanada-Abenteuer! Ca. 40 Kilometer vor Dawson City zweigt die Straße vom Klondyke Highway ab und führt in 880 Kilometern bis Tuktoyaktuk am Arktischen Ozean. Bis vor etwa sechs Jahren war dieses Ende der Welt nur im Winter erreichbar. Der Dempster Highway endete in Inuvik und bis Tuktoyaktuk ging es nur auf einer Eispiste weiter.
1959 wurde mit dem Bau des Dempster Highway begonnen, der 20 Jahre in Anspruch nahm. Nur die letzten zehn Kilometer vor Inuvik sind asphaltiert, der Rest ist eine meist gut befahrbare, mitunter aber auch reichlich rumpelige Schotterpiste.
Entlang der Strecke gibt es nur vier Ortschaften – alle liegen bereits in den Northwest Territories, die 456 Kilometer ab Klondyke Highway beginnen: Fort McPherson (km 550), Tsiigehtchic (km 608), Inuvik (km 736) und Tuktoyaktok (km 880)
Entsprechend abenteuerlich ist auch die Versorgungslage: Eine erste Tankstelle gibt es am Eagle Plains Hotel auf halber Strecke zwischen Klondyke Highway und Inuvik. Auch in Fort McPherson, Inuvik und Tuktoyaktok kann man tanken – wenn Sprit vorrätig ist! Die Tankmöglichkeiten sind auch etwas abenteuerlich: An der Selbstbedienungstankstelle an der Einmündung in den Klondyke Highway habe ich erst einmal eine Dieseldusche genommen – sehr erfrischend. T-Shirt und Shorts kamen sofort in den Müll, so dass ich dann den Tankvorgang in Unterhose zu Ende bringen musste. Eine notdürftige Waschung wenige Kilometer weiter am Klondyke machte mich wieder einigermaßen gesellschaftsfähig.
Das Abenteuer wird aber dann belohnt mit einer größtenteils ausgesprochen abwechslungsreichen und landschaftlich reizvollen Strecke.
Tombstone Territorial Park
Nach einem kurzen Abschnitt durch Wald- und Buschland windet sich die Piste hinauf in die Ogilvie Mountains, die hier im Tombstone Territorial Park unter Schutz stehen. Auf dem Grizzly Lake Trail haben wir uns hier knapp neun Kilometer und 770 Höhenmeter zu einem Bergsattel hinauf gekämpft, der einen phantastischen Rundumblick bot.
Nach Überquerung des North Fork Passes – mit 1289 Metern der höchste Punkt des Dempster – senkte die Straße sich eine baumlose Hochebene, die, durchzogen von Wasserläufen und Seen, einen traumhaften Weitblick bot. Einen entsprechenden First Class-Übernachtungsplatz haben wir dort dann auch gefunden.
Ogilvie Mountains
Weiter geht es durch die Ogilvie Mountains in etwas niedrigere Regionen. Einige Zeit folgt die Straße dabei dem rostroten Engineer Creek bis zu seiner Mündung in den Ogilvie River. Toll sieht es aus, wie sich hier das durch Eisenoxyd gefärbte Wasser mit den klaren Fluten des Ogilvie River mischt.
Nun geht es zunächst sehr hübsch am Ufer des Ogilvie Rivers entlang, bis sich die Piste in eine endlose, mit krüppeligen, dünnen, zum Teil verbrannten Föhren bestandene, Hügellandschaft hinaufschraubt. Trotz der Straßenführung in Kammlage war dieser Teil der Strecke nicht nur wegen der großen Waldbrandgebiete und der katastrophalen Straßenqualität der unangenehmste Teil der Strecke, die wir gefahren sind.
Richardson Mountains
Wenige Kilometer nach dem obligatorischen Tankstopp in Eagle Plains erreicht die Straße dann zum Glück den Polarkreis mit einem ersten tollen Panoramablick auf die Richardson Mountains – auch von unserem in der Nähe liegenden Übernachtungsplatz.
Der Dempster Highway ist übrigens die einzige Straße in Kanada, die den Polarkreis überquert. Das hat uns ziemlich überrascht, fühlten wir uns doch schon länger deutlich nördlicher – vor allem auch im Vergleich zum ersten Sabbatjahr, in dem wir ja in Norwegen und Schweden ziemlich lange nördlich des Polarkreises unterwegs waren. Auch die Richardson Mountains waren wieder durch baumlose Tundra und entsprechend tolle Blicke geprägt.
Peel River Crossing
134 Kilometer nach dem Polarkreis-Monument wand sich der Dempster Highway dann zum Peel River, der mit einer Fähre überquert wird. „Don’t pay the ferryman!“ – Die Fähren auf der Strecke sind kostenlos.
Nach einem Besuchsversuch im nahen, aber geschlossenen Nitainlaii Information Center, das über die drei hier ansässigen indigenen Stämme informiert, und einem Spaziergang am Peel River, bei dem Ronja von einem sehr süßen Husky-Mix angehimmelt wurde, den sie wegen seines jugendlichen Temperaments allerdings immer wieder in seine Schranken weisen musste, sind wir mit der nächsten Fähre wieder an das südliche Ufer des Flusses gefahren. Hier, nach insgesamt 541 Kilometern endete unsere Fahrt auf dem Dempster Highway. Der restliche Teil soll landschaftlich wenig Abwechslung bieten und auch wenn der Reiz, ans Ende der Welt zu fahren, groß ist, zählen die fehlenden 340 Kilometer immerhin doppelt.
Rückfahrt
„Auf dem Rückweg sieht ja alles anders aus!“ – Mit dieser Weisheit versuchen wir uns immer Wanderungen schönzureden, auf denen man auf demselben Weg zurück muss. Auch hier bestätigte sich der Spruch – zumal die Richardson Mountains mit Regen und einem gewaltigen Temperatursturz um nahezu 20° empfingen. Am Polarkreis hatten wir tagsüber noch bei über 30° geschwitzt und um 22:30 Uhr noch bei 26° im T-Shirt und kurzer Hose vor dem Granny gesessen, und auch beim Aufstehen erinnerte die Temperatur (17°) eher an die morgendliche Frische in einem Griechenlandsommer – kein Vergleich mit dem ersten Sabbatjahr, in dem wir gejubelt haben, wenn das Thermometer in Nordnorwegen einmal zweistellige Werte gezeigt hat. Diese wenig sommerlichen Werte begleiteten uns nun für eine Zeit.
Der Dauerregen ließ die Straße zudem zu einem glitschigen Matsch werden und wir bedauerten von Herzen die vergleichsweise zahlreichen Radler, die wir unterwegs gesehen hatten. Zwischendurch klarte es zwar ein wenig auf, abends an unserem wenig attraktiven Stellplatz schüttete es aber wieder wie aus Eimern.
Endgültig schlechte Laune bekamen wir, als zunächst unsere Lithium Ionen-Batterie nur noch 2 % Ladung anzeigte und kurz darauf unsere Dachluke undicht wurde!
Bei zunächst sehr schönem Wetter zeigten die Oglivie Mountains sich erneut von ihrer schönsten Seite. Bald zog es sich jedoch wieder zu und es begann zu regnen.
In Dawson City belohnten wir uns im örtlichen Schwimmbad bei angenehmen Wassertemperaturen und der besten Dusche seit Halifax für die Strapazen.
Doch nun folgt – neben der dringend nötigen Autowäsche – schon das nächste Abenteuer: Werden die Amerikaner uns nach Alaska einreisen lassen? Gerüchteweise sind schon Leute an der Grenze zurückgeschickt worden … – 105 Kilometer meist üble Schotterpiste auf dem Top of the World Highway später werden wir es wissen.
Wow! Die Landschaft sieht ja super schön aus . Und Ronja Baby hat Freunde gefunden Süüüß<3 . Ganz viel Spaß weiterhin.
Wir wollten ihren Kunpel auch schon mitnhemen. Der war sehr süß!