Phoenix
Am 16. November haben wir unsere Lieblingstochter Hannah in Phoenix am Flughafen abgeholt. Nun sind wir für fünf Wochen zu dritt unterwegs – voll toll! Nachdem am kommenden Morgen auch Hannahs Koffer angekommen war, konnten wir wieder Richtung Tucson aufbrechen: Wir wollten uns noch einmal gemeinsam den Saguaro National Park und das Arizona Sonora Desert Museum anschauen.
Saguaro National Park und Arizona Sonora Desert Museum
Auch bei dem zweiten Besuch im Saguaro National Park erfreuten wir uns an diesen tollen Gewächsen. Sie boten auch einen schönen Hintergrund, um die Wegwagen-T-Shirts zu präsentieren, die Hannah uns geschenkt hatte. Ansonsten konzentrierte ich mich beim zweiten Mal fotografisch auf die morbide Seite des Nationalparks: Auch tot sehen die Kakteen ausgesprochen ästhetisch aus.
Das Arizona Sonora Desert Museum besuchte Almut mit Hannah alleine, so dass Ronja nicht alleine im Auto bleiben musste und die beiden so mehr Muße hatten. So konnten sie dann unter anderem die Raubvogel-Vorführung besuchen, aber haben auch noch einiges über Saguaros gelernt – so zum Beispiel, dass hüfthohe Saguaros meist schon 40 Jahre alt sind, während die richtig großen, sechs bis acht Meter hohen Exemplare durchaus 150 bis 300 Jahre auf dem Buckel haben können.
Tonto National Monument
Hannah überredete uns trotz der dort herrschenden winterlichen Temperaturen, den Grand Canyon noch einmal zu besuchen, so dass es von Tucson aus dann zunächst Richtung Norden weiter ging. Dabei lag das kleine Tonto National Monument dann direkt am Wegesrand. Auf einer kurzen Stichstraße vom großen Theodore Roosevelt Lake erreicht man einige kleinere hübsch gelegene, wenn auch nicht allzu spektakuläre Cliff Dwellings der Salado, die diese Region zwischen 1300 und 1450 besiedelten.
Grand Canyon National Park
Auch beim vierten Mal haut einen der Grand Canyon aus den Socken, was daran liegt, dass diese Dimensionen schier unfassbar sind: bis zu 1800 Meter tief und bis zu 29, im Schnitt etwa 16 Kilometer breit, wobei die Fahrt vom South Rim zum North Rim knapp 340 Kilometer lang ist und etwa viereinhalb Stunden benötigt. Man steht am Rand, schaut in die Tiefe und zum nördlichen Canyonrand hinüber und versucht verzweifelt, das Gesehene mit diesen Fakten in Deckung zu bringen – und ist schlicht überwältigt.
Deshalb ertrugen wir die nächtlichen Temperaturen von -8° C gerne und waren überhaupt nicht böse, dass Hannah uns zu diesem Umweg gedrängt hatte. Zur Belohnung durfte sie im Auto schlafen. Eine Wanderung hinein in den Canyon kam wegen mangelnden Trainingsstandes ohnehin nicht in Frage, aber auch die Wanderung am Rim entlang bietet phantastische Aussichten. Und Ronja durfte mit! Allerdings hatten wir zwischendurch Sorge, sie würde sich bei der Jagd auf den Weg kreuzende Squirrels in den Canyon stürzen. Neben den Squirrels waren aber auch die vielen Vögel sehr süß, die beim Wassertankfüllen an die „Tränke“ kamen.
Route 66
Auch der Umweg über die Route 66 ging auf einen Wunsch Hannahs zurück. Und auch diesen Umweg haben wir nicht bereut. Immerhin hat dieser 1926 fertiggestellte, knapp 4000 Kilometer lange Highway von Chicago nach Los Angeles spätestens seit dem Film „Easy Rider“ aus dem Jahr 1969 Kultstatus und steht wie keine andere Straße für motorisierte Freiheit im amerikanischen Westen. Heute erfüllt die als Autobahn ausgebaute Interstate 40 verkehrsmäßig die Aufgabe der Route 66 und verläuft auch in weiten Teilen auf deren Trasse. So ist die Route 66 als Ganzes längst nicht mehr erhalten und die Sehnsuchtsstraße ist nur noch in einigen Abschnitten in ihrem ursprünglichen Streckenverlauf erhalten.
Seligman bis Kingman
Obwohl landschaftlich weniger abwechslungsreich als der weiter südwestlich liegende zweite von uns befahrene Teil der Route 66, hat die Teilstrecke von Seligman bis Kingman auch ihren Reiz. So hat die oft stur geradeaus durch die karge Landschaft führende Straße durchaus auch einen spröden Charme. Hinzu kommen zahlreiche Relikte aus der „guten, alten Zeit“, die von den Bewohnern meist liebevoll gepflegt und mit viel Witz präsentiert werden – oft natürlich auch mit entsprechenden finanziellen Interessen als Souvenirläden angelegt, oft aber auch aus purer Begeisterung, wie die Tankstelle in Valentine auf dem Bild links, deren Besitzer, als wir für das obligatorische Foto hielten, herausgestürmt kam, um ein Beweisfoto zu machen, dass sogar deutsche Besucher vor diesem Museumsstück halten. Viele gute Tipps und einen Spüllappen mit dem Logo der Valentine Station gab es kostenlos als Zugabe.
Einige Meilen weiter in Hackberry gab es eine weitere alte Tankstelle mit vielen alten Autos und einem gut sortierten und besuchten, originellen Route 66-Devotionalienhandel.
Kingman bis Topock
Dieser zweite Abschnitt der Route 66 führt kurvenreich durch die Berge und begeistert als „Arizona Sidewinder“ vor allem Motorradfahrer. Das ehemalige Minenstädtchen Oatman ist zwar nett, aber eine ziemliche Touristenfalle. Witzig sind immerhin die zahlreichen wilden Esel – Nachfahren der in den Minen eingesetzten und bei deren Stilllegung freigelassenen Tiere. Diese betätigen sich in und um Oatman als Wegelagerer und werden für ihre Dreistigkeit oft genug mit Möhren belohnt.