Canyon de Chelly National Monument
Trotz dreier USA-Reisen war der Canyon de Chelly bisher terra incognita für uns. Er lag immer etwas abseits vom Weg – und das bestätigte sich auch in diesem Jahr: Die Fahrt zum Canyon de Chelly und wieder weg führte wenig aufregend durch die Navajo Indian Reservation und auch das National Monument selber liegt mitten im Indianerreservat, wodurch sich hinsichtlich der Verwaltung eine seltsame Zweiteilung ergibt. Einerseits unterliegt es dem National Park Service, andererseits der Navajo-Selbstverwaltung, sodass man zum Beispiel Exkursionen in den Canyon selber nur mit ortskundigem Navajo-Führer unternehmen darf. Auch bewirtschaften die Navajos Agrarflächen auf dem Canyon-Grund. Doch auch allein von den Aussichtspunkten entlang der North und der South Rim Road beeindrucken der nördliche Canyon del Muerto und der südliche Canyon del Chelly überaus. Die steil aufragenden orangerot leuchtenden Canyonwände und der damit kontrastierende grüne Canyongrund sind in dieser Kombination in der an Canyons durchaus reichen Region schon einzigartig.
Hinzu kommen die zahlreichen Zeugnisse indianischer Kultur in den Canyons, die man allerdings ohne Führer nur aus der Ferne sieht. Ursprünglich war der Canyon von den Anasazi besiedelt worden, allerdings Ende des 13. Jahrhunderts nach langen Dürreperioden wieder verlassen worden. In der Folge siedelten die Hopi hier, die schließlich Ende des 16. Jahrhunderts von den Navajo mehr und mehr verdrängt wurden. Der Name Canyon del Muerto („Todescanyon“) geht zurück auf eine spanische Strafexpedition, der 1805 115 Navajos zum Opfer fielen.
Petrified Forest National Park
Nicht nur die legendäre Route 66 führte einst durch den Petrified Forest National Park, wovon ein 1930er Studebaker zeugt, auch wir mussten ihn quasi zwangsläufig durchqueren. Und da es zeitlich gerade passte, entschieden wir uns trotz niedriger Erwartungen zu einem spontanen Besuch. Von der Interstate 40 führt die Straße durch den Park Richtung Süden und berührt dabei alle interessanten Punkte des Nationalparks.
Painted Desert
Die „bemalte Wüste“ ist dabei der erste Abschnitt, den man durchquert. Insbesondere im Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne zeigte sich dieser Teil ausgesprochen farbenfroh.
Blue Basin
Eine Rundtour zweigt von der Hauptstraße durch das Blue Basin ab und gibt den Blick auf tolle Badlands frei, die wir am folgenden Tag auf einer kurzen Wanderung noch genauer erkundeten – erfreulicherweise sind im Petrified Forest National Park Hunde auf allen Wegen erlaubt!
Crystal Forest
Waldspaziergang einmal anders – inklusive Bäume umarmen! Auf der kurzen Rundwanderung durch den Crystal Forest passiert man die größte Anhäufung versteinerter Bäume, die dem Park den Namen gegeben haben. Die Rinde sieht dabei noch erstaunlich „hölzern“ aus, während das Innenleben zwar noch ansatzweise Jahresringe erahnen lässt, aber häufig auch in den buntesten Farben erscheint. Absolut faszinierend!
Pueblo-Kultur
Ein weiterer interessanter Aspekt des Petrified Forest National Parks sind die Überreste der indianischen Pueblo-Kultur. Diese zeigt sich zum einen in zahlreichen Petroglyphen, zum anderen in indianischen Siedlungsstrukturen, etwa dem Agate House. Dieses ist zwar in den 30er Jahren wiederaufgebaut worden, allerdings wurden dazu die originalen Steine verwendet – versteinerte Baumstücke!
Weiter südwärts!
Am Morgen nach unserem Besuch des Petrified Forest National Park zeigte sich das Wetter passend zur politischen Situation in den USA: Es war der 6. November, am Tag zuvor waren die Präsidentschaftswahlen! So ungemütlich hatten wir uns Arizona im November nun wirklich nicht vorgestellt und so beschlossen wir, noch weiter südlich Richtung Tucson zu fahren, wo laut Wetterbericht noch deutlich angenehmere Temperaturen zu erwarten waren. Die Fahrt dorthin führte allerdings zunächst 200 Kilometer durch die Berge – und zum Teil dichtes Schneegestöber. Südlich der Apache Mountains waren die Wetterverhältnisse in der Tat wieder fast frühlingshaft, sodass wir auch wieder einen Kaffee in der Sonne genießen konnten.
Saguaro National Park
Schon an unserem ersten Übernachtungsplatz im südlichen Arizona wuchsen zahlreiche Saguaros. Diese tollen, zum Teil sechs bis acht Meter hohen Kakteen sind wohl der Inbegriff des Wilden Westens und Mexikos. Im Saguaro National Park sind sie explizit unter Schutz gestellt. Entsprechend sind hier ganze Berghänge mit diesen fast außerirdischen Gewächsen überzogen. Eine kurze Wanderung durch diese unwirkliche Gegend durften wir tatsächlich auch mit Ronja unternehmen. Hier setzten wir unser Programm „Waldbaden“ und „Bäume umarmen“ fort.
Arizona Sonora Desert Museum
Der Begriff Museum ist etwas irreführend für das, was einen hier erwartet: Auf einem riesigen, toll gestalteten Gelände findet der Besucher eine umfassende Präsentation des Lebens in der Wüste. Dazu gehören natürlich die entsprechenden Pflanzen, aber auch zahlreiche Beispiele der lokalen Tierwelt. Faszinierend – und auch ein wenig beängstigend – waren zum Beispiel die unglaublich zahlreichen verschiedenen Klapperschlangen-Arten, ebenso wie die Spinnen und Skorpione. Aber auch größere Säugetiere, wie Puma und Dickhornschafe, sowie zahlreiche Vögel, wie etwa auch Kolibris, gab es zu bewundern. Ebenso ließen die wunderschön angelegten Kakteengärten den durchaus üppigen Eintrittspreis angemessen erscheinen.
Tucson
Barrio Histórico
In unmittelbarer Nähe von Downtown Tucson finden sich zwei ältere, durchaus interessante Stadtviertel: Das Barrio Histórico zeigt den Einfluss der Mexikaner, die hier bis zum Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846-1848) geherrscht haben. Meist einstöckige, farbenfrohe Adobe-Gebäude im sogenannten Sonora-Stil finden sich hier – Straßenzüge, die man ähnlich auch in vielen mexikanischen Orten finden könnte.
El Presidio Historic District
Im El Presidio Historic District finden sich neben weiteren mexikanisch anmutenden Adobe-Bauten auch die Kathedrale und das 1928 im Pueblo Revival-Stil erbaute Pima Courthouse, in dem in den 30er Jahren dem berüchtigten Gangster John Dillinger der Prozess gemacht wurde. In diesem Gründerviertel kann man aber auch zahlreiche zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute Villen der einst bedeutendsten Familien Tucsons bewundern.
Gemeinsam war leider beiden insgesamt durchaus schönen Vierteln das völlige Fehlen einer netten Café-Landschaft, die wir hier erwartet hätten.
Davis-Monthan Air Force Base
Einen großen Teil des Stadtgebietes von Tucson nimmt die Davis-Monthan Air Force Base, von der regelmäßig Kampfjets zu Übungsflügen über den kargen Gebirgszügen um Tucson aufsteigen. Auf einer Fläche von gut zehn Quadratkilometern warten hier mindestens viertausend ausrangierte Flugzeuge der US Air Force auf ihre endgültige Verschrottung oder Wiederverwertung. Im trockenen Wüstenklima halten sich die Wracks recht lange. Dieser „Boneyard“ ist von einigen Straßen auch einsehbar – ein beeindruckendes Areal!
Rincon Mountains
Östlich von Tucson erheben sich die Rincon Mountains. Die spärlich bewachsenen Berghänge bilden ein beliebtes Naherholungsgebiet – und uns einen willkommenen Übernachtungsplatz mit beeindruckender Fernsicht auf Tucson, die umliegenden Berge sowie einen formidablen Sonnenuntergang. Außerdem laden seit langem die angenehmen Temperaturen mal wieder dazu ein, draußen zu Abend zu essen.
Chiricahua National Monument
Da wir noch eine Woche bis zum Eintreffen Hannahs in Phoenix überbrücken mussten, entschlossen wir uns zu einem kleineren Schlenker Richtung Osten von Tucson aus. Unser erstes Ziel, das National Monument in den Chiricahua Mountains stellt bizarre Felstürme in einer ansonsten überraschend grünen Gebirgslandschaft unter Schutz. Das zerklüftete Felsenlabyrinth diente im 19. Jahrhundert dem Apachen-Häuptling Cochise und seinen Kriegern als Rückzugsort. Leider sind auch hier Hunde verboten, so dass wir uns mit einem Blick vom Aussichtspunkt am Ende der Parkstraße begnügen müssen.
Coronado National Forest
Dafür finden sich im unmittelbar angrenzenden Coronado National Forest Unmengen traumhaft schöner Übernachtungsplätze. So können wir in toller Umgebung den Tag am Lagerfeuer gemütlich ausklingen lassen. Am nächsten Morgen ging es auf einer ausgesprochen holprigen Dirt Road durch die Chiricahua Mountains in den ebenfalls im Coronado National Forest gelegenen Cave Creek Canyon. Auch dieser zeigte sich ausgesprochen grün – eine Landschaft, die wir in Arizona, mit dem wir eher die trockenen Kaktus-Wüsten des Saguaro National Park verbunden hatten, überhaupt nicht erwartet hätten. Von den über 300 verschiedenen Vogelarten, die es hier geben soll und von denen viele tatsächlich nur hier in den USA zu finden sind, war allerdings leider nicht allzu viel zu sehen. Die meisten sind mittlerweile ins mexikanische Winterquartier abgereist – was wir angesichts der immer noch sehr angenehmen Temperaturen nicht wirklich nachvollziehen können. Andererseits zeigt uns die Vegetation doch deutlich, dass es auch hier herbstet.
Whitewater Draw Wildlife Area
Dieser Tipp kam von der überaus freundlichen Dame in der Ranger Station im Cave Creek Canyon: Am Rande einiger kleiner Seen überwintern hier mehr als 20.000 Sandhill-Kraniche. Das ist schon durchaus beeindruckend, auch wenn die Tiere nur friedlich am und im Wasser herumstehen und sich außer kleinerer Rangeleien wenig tut. Wenn dann aber plötzlich Tausende dieser durchaus großen Vögel mit ohrenbetäubendem Geschrei in mehreren „Angriffswellen“ unmittelbar über einen hinweg fliegen, ist das schon ein ziemlicher Wow-Effekt!
Lowell
Eher weil wir uns verfahren hatten, gerieten wir in die nur wenige hundert Meter lange, aber überaus pittoreske Erie Street im kleinen Örtchen Lowell. In einer Art liebevoll dekoriertem, frei zugänglichen Freiluftmuseum wirkt hier ein Straßenzug mit Tankstellen, Werkstatt, Geschäften und alten Autos, als wäre man in eine Zeitmaschine geraten. Dabei ist das Ganze nicht auf Hochglanz gebürstet, sondern zeigt eine charmante Patina. Eine tolle Zufallsentdeckung!
Bisbee
In unmittelbarer Nachbarschaft lädt das überschaubare, aber quirlige Bisbee mit vielen interessanten Geschäften, Kneipen, Galerien und jeder Menge Street Art ebenfalls zum Stadtbummel ein. Ein zentrumsnaher, aber ruhiger Parkplatz ermöglichte eine unauffällige Übernachtung und endlich mal wieder einen Restaurantbesuch.
Ironwood Forest National Monument
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Nachdem uns unsere Ostrunde wieder zurück nach Tucson geführt hatte, bogen wir auf eine gut befahrbare Dirt Road in das Ironwood Forest National Monument ab. Das Konstrukt „National Monument“ haben wir noch nicht so ganz verstanden: Einige National Monuments stehen unter der Verwaltung des National Park Service. Dort gelten in aller Regel ähnlich strenge Regeln wie in den Nationalparks. Andere, wie auch das Ironwood Forest National Monument, werden vom Bureau of Land Managment unterhalten. Hier gibt es weder eine touristische Infrastruktur, wie Visitor Center, Picknick Areas oder Campgrounds, noch irgendwelche Regeln. So können wir hier sowohl traumhaft schön zwischen Saguaros unser Nachtquartier beziehen, wo immer wir wollen, als auch nach Herzenslust mit dem Hund spazieren gehen.
Sehr schön wieder .
Tolle Bilder und Texte.
Schön, dass es euch so gut geht und Hannah euch in Kürze besucht.
Ganz liebe Grüße von uns beiden aus dem trüben und kälter werdenden Oberhausen