Arizona (10.-17. Januar 2025)

Was es in diesem Beitrag zu sehen gibt:

Rücksturz zur Erde


„Rücksturz zur Erde!“ – der Notfallbefehl von Commander Cliff Allister McLane von Raumschiff Orion für einen schnellstmöglichen Rückflug aus den endlosen Weiten des Alls zur Heimat kam mir angesichts unserer Situation in den Sinn. Etwas überstürzt am frühen Morgen verließen wir dann auch Mexiko – deutlich vor Öffnung der Wechselbuden, so dass wir nicht einmal unsere mexikanischen Pesos in Dollars zurück tauschen konnten. Dass es bis zu unserer tatsächlichen Heimkehr schleppend langsam gehen und noch fast einen Monat dauern sollte, ahnten wir da noch nicht …


Der Grenzübertritt zurück in die USA dauerte zwar gut eineinhalb Stunden, angesichts der Schlange der wartenden Autos kam uns das aber dann doch recht fix vor. Ein sehr netter Grenzbeamter erleichterte uns pro Forma um einige Lebensmittel, ließ uns aber den Großteil unseres Kühlschrankinhalts – wir hatten zuvor erklärt, dass wir noch einige Vorräte hätten. Nach kurzem Anstehen und Erklären der Situation bekamen wir problemlos erneut 180 Tage Aufenthalt zugesprochen, so dass wir, was die Gestaltung unserer Rückreise angeht, extrem flexibel sind.
Von Seabridge hatten wir sehr schnell eine Zusage, unser Auto zeitnah von Baltimore nach Hamburg schippern zu können. So machten wir uns dann auf die lange Fahrt Richtung Ostküste.


Kurz hinter Phoenix fanden wir einen hübschen Übernachtungsplatz mit Fernblick, der aber dadurch getrübt wurde, dass zum einen bis spät in den Abend Leute mit ihren OHVs (Off Highway Vehicles) lautstark durch die Wüste donnerten, zum anderen auf der nahen Gun Range ebenfalls noch ziemlich lange herumgeballert wurde – die spinnen, die Amis!


Am nächsten Morgen kamen uns dann allerdings doch Zweifel: War der Entschluss doch etwas unüberlegt? Erneute Recherchen offenbarten schnell die Schwachstellen unserer Planung: In Baltimore und auf dem Weg dorthin herrschte tiefster Winter mit Schneestürmen, Temperaturen bis zu -20° C und allem, was dazu gehört. Also galt es, Alternativen zu entwickeln. Dieser Entscheidungsprozess zog sich über mehrere Tage hin, während derer wir ziel- und planlos im Großraum Phoenix herumeierten. Gleichzeitig standen wir im intensiven Austausch mit dem ADAC, über den wir unsere Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hatten. Für Erleichterung sorgte dann immerhin die Zusage, dass die bisherigen und alle weiteren Behandlungskosten gedeckt seien. Der ADAC war so glücklich, dass ich mich nicht in den USA operieren lassen wollte, dass sie mir sogar einen Business Class-Flug nach Deutschland spendieren wollten, um dort für eine weitere Behandlung zu sorgen. Zwischenzeitlich durchdachten wir verschiedene Möglichkeiten, wie es weiter gehen könnte:


Variante 1: Den Wagen in Las Vegas unterzustellen und gemeinsam nach Deutschland zu fliegen und später zurückzukehren. Über nette Bekannte, die wir während der Reise kennengelernt hatten, hatten wir auch schnell ein total liebes Angebot für eine Unterstellmöglichkeit für unseren Granny. Allerdings fliegt KLM, die den einzigen Direktflug ab Las Vegas anboten – Condor fliegt die Strecke erst ab April -, Las Vegas mit einem der beiden Flugzeugtypen an, auf denen kein Hundetransport möglich ist. Von allen anderen größeren Flughäfen im weiten Umfeld ist Europa nur mit mindestens einem Umstieg zu erreichen. Los Angeles – Frankfurt mit Lufthansa scheiterte an den Kosten von 6400 Euro.


Variante 2: Ich fliege alleine zurück, Auto, Almut und Hund bleiben hier. Diese Möglichkeit hatten wir nach ein paar Tagen wieder verworfen, Almut wollte auf keinen Fall alleine in Amerika bleiben. Und auch ich fühle mich wohler, wenn Almut dabei ist.


Variante 3: Behandlung in den USA. Mit viel Mühe war es uns gelungen, in Phoenix schon für den folgenden Tag einen Facharzttermin zu bekommen. Dieser ließ uns dann allerdings wieder Abstand von Variante 3 nehmen. Für 250 Dollar Vorkasse erfuhren wir, dass frühestens in drei Wochen weitere Untersuchungen möglich seien, die dann zu einer Diagnose und Überlegungen für die weitere Behandlung führen könnten. Die größere Gründlichkeit gegenüber dem Kollegen in Mexicali war zumindest vertrauenerweckender, aber wir waren also leider kein bisschen schlauer geworden. So in der Luft zu hängen und überhaupt nicht zu wissen, wie es nun weitergehen sollte, zehrte mittlerweile ziemlich an den Nerven.


Endlich zeichnete sich mit Variante 4 dann aber doch eine Lösung ab: Verschiffung des Grannys und Rückflug von einem Ort weiter im Süden der USA, wo der Winter nicht gar so übel wütet, dass sogar „Präsidenten“ indoor vereidigt werden müssen. Brunswick (Georgia), Charleston (South Carolina) und Galveston (Texas) kamen in Betracht. Schließlich erhielten wir recht zügig am 16. Januar ein Angebot für eine Verschiffung ab Galveston. Das war ohnehin unser Favorit, weil Texas mit der kürzesten Anfahrt verbunden war. Immerhin verkürzt sich die Anfahrt von der mexikanischen Grenze zur Ostküste so gegenüber Baltimore von 4050 auf 2270 Kilometer. Seit dem 21. Januar haben wir nun eine Buchungsbestätigung für die Verschiffung am 13. Februar und können so die weiteren Dinge organisieren. Dabei erfahren wir viel Hilfe von tollen Menschen! So hat unsere liebe Freundin Uschi zu unserem Wunschzeitpunkt einen Facharzttermin in Deutschland organisiert, so geht es auch.


Seitdem geht es uns deutlich besser, weil so der weitere Verlauf klarer wird – auch wenn sich ständig neue Probleme auftuen: Die Buchung der Flüge ab Houston (etwa 90 Kiometer von Galveston) erweist sich als problematischer, als gedacht. Zum einen zickt der ADAC angesichts des Business Class-Preises der KLM von 7480 Euro, die würden mich gerne mit Turkish Airlines über Istanbul nach Hause schicken. Mit Verweis auf den wegen Ronja erforderlichen Direktflug darf ich nun doch Economy fliegen. Zunächst hieß es, dass sei ja dann kein Krankentransport. Zum anderen ist die Buchung für unser Hundicap bei KLM kompliziert: Man muss eigentlich erst die Flüge buchen und kann dann eine Anfrage wegen des Hundetransportes stellen. Und was passiert, wenn man da eine Absage erhält? Sollen wir Ronja dann in Houston aussetzen? Telefonisch hat unsere supertolle Lieblingstochter nun (Mittwoch, 22.1.) eine vorläufige Buchung für uns gemacht und am Freitag erfahren wir hoffentlich, ob das Hundi mit darf. Alternativ ginge es sonst mit der Lufthansa, aber deutlich teurer. Wenn diese nächste Hürde geschafft ist, muss noch ein Mietwagen und eine Unterkunft für Houston bzw. Galveston gebucht und die Fahrzeugabgabe im Hafen organisiert werden.


Seit sich Galveston als Ziel aufgetan hat, tingeln wir nun langsam so südlich wie möglich ostwärts und nutzen die verbleibenden Tage, um noch ein wenig Urlaub zu machen und attraktive Ziele entlang der Reiseroute anzusteuern. Zwar ist es hier im südlichen Arizona und New Mexico nun auch winterlich kalt mit Tageshöchstwerten um 7-8° C, während das Thermometer nachts auch schon einmal auf -11° C fällt – so dass wir Ronja mit Daunenweste ins Körbchen schicken, was sie nur mäßig begeistert -, aber immerhin scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel.

Cave Creek Canyon


Auf dem Weg nach Osten bot sich ein erneuter Stopp im schönen Cave Creek Canyon an, den wir schon erkundet hatten, bevor wir Hannah abgeholt hatten. Zumal hier in Arizona die Temperaturen nicht gar so in den Keller gehen sollten wie weiter östlich in New Mexico. Auch bot der enge Canyon Schutz vor den eisig kalten Winden, so dass Almut den Hund ausreichend bewegen konnte. Längere Spaziergänge erwiesen sich für mich mit dem blöden Katheter leider als sehr unangenehm. Ich nutzte dann die Zeit, um im WLAN des Visitor Center die weitere Fahrt zu organisieren und einige Fotos von den hübschen Vögeln zu machen, die sich dort herumtrieben.

4 Kommentare zu „Arizona (10.-17. Januar 2025)“

  1. Hallo Ihr Lieben!
    Das ist aber schade, dass ihr eure Zelte abbrechen müsst. Aber Gesundheit geht vor!!!! Was ich über eure Odyssee mit den verschiedenen Gesundheitswesen lesen … . Da freut man sich in Deutschland zu wohnen. Hoffe es klappt alles so, wie ihr es euch wünscht. Gute Besserung und einen zügigen Rückflug.
    Liebe Grüße Andrea

  2. Liebe Almut, lieber Wolfgang,

    bei Raumschiff Orion gabs nach dem Rücksturz „chiropraktische Tänze“ auf der Basistation. Das wird wohl in diesem Fall nicht ganz ausreichen, um wieder fit zu werden. Wir wünschen Euch alles erdenklich Gute und Toi,toi,toi für die Rückreise.

    J&E

    1. Ihr Lieben.
      vielen Dank für die guten Wünsche! Wir sind sehr gespannt, was nötig sein wird, um hoffentlich bald wieder auf Reisen gehen zu können.
      Liebe Grüße
      Almut & Wolfgang

      PS: Bei neuen Kommentatoren muss ich die Kommentare zunächst freischalten, deshalb ist der nicht sofort aufgetaucht.

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