4500 Kilometer Trans Canada Highway sind in Rekordzeit abgerissen, aber jetzt beginnt mit Erreichen der Rocky Mountains endlich der eigentliche Urlaub!
Fort McLeod
Am Stadtrand von Fort McLeod bezogen wir letzte Station vor Erreichen der Rocky Mountains. Am nächsten Morgen machten wir vor der Weiterfahrt noch einen Bummel über die sehr überschaubare Historical Main Street und warfen zumindest von außen einen Blick auf das namensgebende 1874 errichtete Fort. Das Fort diente 1876-78 als Hauptquartier der North West Mounted Police. Von hier aus wurde die Erschließung des heutigen Alberta polizeilich überwacht. Die paramilitärische Polizeitruppe, die 1920 mit einigen anderen Polizeibehörden zur Royal Canadian Mounted Police fusionierte, hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Besiedlung des Landes deutlich friedvoller verlief als die durch blutige Indianerkriege gekennzeichnete Eroberung des Westens bei den südlichen Nachbarn. So sorgte sie dafür, dass mit den Ureinwohnern geschlossene Verträge auch tatsächlich eingehalten wurden und unterband den illegalen Whisky-Verkauf an die Indianer.
Eines der wenigen kanadischen UNESCO-Weltkulturerbe liegt nur 18 km außerhalb von Fort McLeod: Das mit dem sperrigen Namen Head-Smashed-in Buffalo Jump bezeichnete historische Monument dokumentiert die Lebensweise der Prärieindianer, die hier Büffeljagd betrieben, indem sie die Bisons über eine steile Klippe trieben. Leider blieb uns sowohl dieser Felsabbruch als auch das hochgelobte Interpretative Center verwehrt, da Hunde keinen Zutritt haben und wir unser Hundicap nicht bei 30° C auf dem schattenlosen Parkplatz im Auto lassen konnten. So ging es nach einem kurzen Badestopp am Oldman River Reservoir direkt in die Rockies.
Forestry Trunk Road
Im noch am Crowsnest Highway hinüber nach British Columbia gelegenen Coleman bogen wir nach Norden auf die Forestry Trunk Road ab. Diese Hauptforststraße, der Alberta Highway 40, führt – anfangs als gut befahrbare Schotterstraße – auf insgesamt 112 Kilometern durch die meist einsame und spektakuläre Landschaft der östlichen Ausläufer der Rocky Mountains bis Canmore, dem am Trans Canada Highway gelegenen Einfallstor zum Banff National Park.
Vor allem im wilderen ersten Abschnitt boten sich zahlreiche wunderschöne freie Übernachtungsmöglichkeiten, die allerdings auch – es war Wochenende – von den Bewohnern der naheliegenden Städte intensiv genutzt wurden. Zahlreiche kleinere Forstpisten boten allerdings reichlich Möglichkeiten, dem Getümmel zu entfliehen und einen einsamen Platz zu finden. Hier stellte sich zum ersten Mal – nach unserem Halt am See in Quebec – „authentisches Kanadafeeling“ ein.
Peter Lougheed Provincial Park
Der nördliche, asphaltierte Teil der Forestry Trunk Road führt durch den Peter Lougheed und einige andere Provincial Parks. Landschaftlich ist das sehr reizvoll, allerdings ist alles deutlich reglementierter: An wildes Camping ist nicht mehr zu denken und selbst für einen Stopp auf einer Picknick Area benötigt man den entsprechenden Provincial Park Pass. Dieser kostet $ 15 pro Tag und verliert um Mitternacht seine Gültigkeit. So schlug unsere eine Übernachtung im Peter Lougheed Provincial Park inklusive der $ 31 für den Campground (selbstverständlich ohne Duschen oder andere Einrichtungen außer Plumpsklo und Wasser) mit insgesamt $ 61 zu Buche – Kanada ist schon ein sehr teures Pflaster! Die Besucherfülle trübte unsere Begeisterung zusätzlich. Um einen freien Platz zu finden, mussten wir vier oder fünf Campgrounds abklappern.
Trotzdem ist der Park sehr lohnenswert und unser Kanutripp auf dem Upper Kananaskis Lake umringt von hohen Bergen war schon ein tolles Erlebnis. Über den spiegelglatten See zu gleiten und dabei die steilen Felswände der Rockies im Blick zu haben, war die Investition in jedem Fall wert!
Auf dem Campground haben wir übrigens unseren zweiten Schwarzbären gesehen. Er strich in der Abenddämmerung durch das Camp. Ronja hat ihn durch couragiertes Gebell (aus dem Auto heraus) in die Flucht geschlagen.
Banff National Park
Die Hauptreisezeit, in der wir im Moment noch unterwegs sind, und die diversen Gespräche mit anderen Reisenden über die Fülle dort ließen uns mit gemischten Gefühlen unserem Besuch im Banff National Park entgegenblicken. Auf schon morgens um 9:00 Uhr überfüllte Parkplätze an den Hauptattraktionen wie etwa dem berühmten Lake Louise, der zudem noch $ 37 kostet, Vorbuchen von Shuttlebussen und endlose Suche nach einem freien Campsite hatten wir eigentlich keine Lust.
Deshalb hatten wir die Idee entwickelt, jetzt zunächst mit allenfalls kurzen Zwischenstopps durch die Nationalparks Banff und Jasper nordwärts durchzufahren und sie im Herbst bei hoffentlich geringerem Besucheraufkommen ausgiebiger zu besuchen.
Johnston Canyon
Diese Idee wurde durch unseren ersten Versuch eines Zwischenstopps am Johnston Canyon zusätzlich befeuert, wo wir auf zwei ziemlich großen Parkplätzen keinen Platz für eine Wanderung in den Canyon fanden. Auf dem nächsten Parkplatz wurden wir dann fündig und konnten so, wenn auch etwa einen Kilometer länger, doch noch zu den Wasserfällen im Canyon laufen. Für das Foto an den entsprechenden Aussichtspunkten musste man allerdings jeweils etwa eine halbe Stunde in der Schlange stehen. Die Wasserfälle selbst waren dann nett, aber nicht außergewöhnlich – seit Norwegen hängt unsere Messlatte für Wasserfälle ziemlich hoch.
Icefields Parkway
Der grandiose Icefields Parkway führt in nordwestlicher Richtung durch die Nationalparks Banff und Jasper. Als wir auf diesen einbogen, stellten wir dann allerdings fest, dass unsere Reise plötzlich ähnlich fremdbestimmt verlief wie in unserem ersten Sabbatjahr 2020/21. Allerdings war daran diesmal nicht Corona Schuld, sondern die zahlreichen Waldbrände, die zur Zeit in und rings um die Rocky Mountains wüten. Der Jasper National Park ist zur Zeit vollständig gesperrt. Auch die Ortschaft Jasper selbst wurde vollständig evakuiert.
Schon früh in Alberta war uns aufgefallen, dass die Sicht oft ausgesprochen diesig war. Auf unserem Übernachtungsplatz bei Fort McLeod haben wir dann ein sehr nettes französisch-kanadisches Pärchen mit drei kleinen Kindern kennengelernt, die in Whistler leben. Die beiden haben uns die App FireSmoke empfohlen. Ähnlich wie die jedem Hundebesitzer bekannte Regen-App zeigt diese in Echtzeit und als Prognose Waldbrände und die jeweiligen Sichtbeeinträchtigungen durch Rauch. So wussten wir, dass die leider oft sehr trübe Sicht in den Rockies auf Brände zurückzuführen waren.
Auf dem Icefields Parkway wurde dies jedoch noch einmal um einiges deutlicher: Der Dunst erhielt eine deutlich gelbe Färbung, selbst die Berge auf der anderen Seite des Tales verschwanden mitunter im Rauch und über der Landschaft hing ein allgegenwärtiger Brandgeruch. So wurde der Genuss der oft bestimmt großartigen Ausblicke leider deutlich getrübt.
David Thompson Highway
50 Kilometer vor der Parkgrenze des Jasper National Parks war der Icefields Parkway dann gesperrt und wir mussten ostwärts auf den David Thompson Highway, den Alberta Highway 11, ausweichen. Dies war kein großes Opfer, führt die Strecke doch durch unbesiedelte Naturlandschaft spektakulär am wilden North Satchketchawan River entlang. Vor allem im ersten Abschnitt boten sich entlang ruppiger Dirt Roads parallel zum Highway zahlreiche traumhaft schöne Übernachtungsmöglichkeiten mit Blick über das weite Flusstal.
Allerdings lag auch hier gelblicher Dunst in der Luft und die Berge waren nur sehr dunstig zu sehen. Auch sorgte der Rauchgeruch zumindest indirekt für das bekannte Lagerfeuergefühl, was untrennbar mit dem Campen in Nordamerika verbunden ist – obwohl in den gesamten Rockies bisher ein strikter fire ban herrscht.
Trotzdem erreichte unser Übernachtungsplatz über dem Fluss spontan den ersten Platz innerhalb unseres bisher allerdings recht kurzen Rankings. Immerhin sind wir gerade erst zwei Wochen unterwegs.
Siffleur Falls
Bei einer ausgedehnten Hunderunde am Morgen lernten wir auf einem nahen Campground eine nette kanadisch-deutsche Großfamilie kennen, für deren Abschiedsfoto wir genau rechtzeitig kamen. Diese gaben uns den Tipp, die Siffleur Falls etwas weiter auf dem David Thompson Highway zu besuchen.
Diese erwiesen sich als deutlich beeindruckender als die Fälle im Johnston Canyon – und das bei einem Bruchteil des Besucheraufkommens und ganz ohne Schlangestehen!
Abraham Lake
Der Abraham Lake hatte zwar eine hübsche Farbe, aber der niedrige Wasserstand und der allgegenwärtige Rauch schmälerten leider doch den Eindruck. Immerhin war er geeignet, unserem Hund Abkühlung zu verschaffen.
Nordegg
Kurz vor Nordegg fanden wir einen netten Übernachtungsplatz an einem Bächlein – mit einem originellen Open air-Plumpsklo.
Am nächsten Vormittag bei Regen bot das Visitor Center von Nordegg mit freiem WLAN eine gute Gelegenheit, die Homepage auf Vordermann zu bringen, während Almut mit Ronja durch das sehr überschaubare Örtchen streifte.
Forestry Trunk Road – Nördlicher Teil
Der Regen hatte offenbar auch die Feuersituation etwas entspannt. Zumindest zeigte FireSmoke den Waldbrand am Highway 40, der uns tags zuvor wohl noch einen Umweg nahegeleggt hätte, nicht mehr an. So ging es dann über die Kombination Forestry Trunk Road (Highway 734) und Highway 40 nordwärts durch die Wildnis nach Grande Prairie: gut 400 Kilometer mit nur einer Tankstelle. Davon führte der erste Teil auf einer jetzt ziemlich schlammigen Gravel Road durch nicht sehr aufregende, aber sehr einsame Wälder. Angesichts des Wetters musste meine hyperaktive Frau ihre Aktivitäten auf Yoga im Womo beschränken.
Der Highway 40, auf unserer Karte von 1992 noch als Gravel Road verzeichnet, ist mittlerweile vollständig asphaltiert und führt zwar durch kaum besiedelte, aber dafür recht intensiv industriell für Bergwerke, Fracking und andere Aktivitäten genutzte Gegend.
In Grande Prairie haben wir dann unser doch arg eingeschlammtes Auto von dem Dreck der Forestry Trunk Road befreit, bevor es dann weiter nach British Columbia und Dawson Creek, dem Startpunkt des Alaska Highway ging.
Hallo ihr Lieben. Die Bilder sind fantastisch ! Wahnsinn was ihr da alles erlebt . Und ronja ( babyyy) hat auch ganz viel Spaß im Wasser zu planschen. Noch eine tolle
Zeit ♥️
Vielen,lieben Dank! Werden wir haben!
Hallöchen, Ihr drei Abenteurer.
Wir sind wieder dabei und verfolgen auch diesmal wieder eure Reise und jetzt durch die“Neue“Welt. Fantastische Bilder von einer fantastischen Landschaft, aber auch die Menschenfülle in den Nationalparks lassen bei uns Erinnerungen wach werden. Lang ist‘s her. Wir haben eure bereits zurückgelegte Strecke auf der Karte verfolgt und staunen. Bedenkt, Ihr habt noch 50 Wochen lang Zeit, den Kontinent wieder zu erobern. Ein bisschen Neid kommt bei uns aber doch auf, wenn man eure Berichte verfolgt. Wir sind gespannt auf Weiteres. Bis demnächst also. Bisous RubyGuK
Danke ihr Lieben, fühlt euch gedrückt, es sind aber nur noch 49 Wochen;)