Eine Straßen- oder Eisenbahnverbindung nach Alaska war schon Gegenstand von Überlegungen während des Goldrausches im 19. Jahrhunderts. Allerdings sperrte sich Kanada gegen die Pläne, weil man eine unkontrollierte Einreise aus den USA befürchtete. Erst als nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour eine Invasion der Japaner in Alaska befürchtet wurde, wurden diese Pläne in die Tat umgesetzt. Ausgehend von Dawson Creek (British Columbia), Whitehorse (Yukon) und Delta Junction (Alaska) wurde die knapp 2300 Kilometer lange Straße von über 11000 US-Soldaten nach nur sieben Monaten Bauzeit fertiggestellt und am 20. November 1942 offiziell eingeweiht. Da sie jedoch zunächst nur von Bulldozern zu benutzen war, waren schon 1943 umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich.
Mittlerweile ist die Gesamtstrecke aufgrund zahlreicher Begradigungsmaßnahmen um knapp 100 Kilometer kürzer geworden und durchgehend asphaltiert. So ist vom ursprünglichen Pioniercharakter mittlerweile wenig übrig. Was bleibt, sind freilich die über weite Teile unbesiedelte Einsamkeit der Streckenführung und das entsprechend dünne Versorgungsnetz. Ein Blick auf die Tankanzeige sollte bei jeder Tankstelle erfolgen. Entfernungen von mehr als 100 Kilometern zur nächsten Tankstelle sind eher die Regel als die Ausnahme. Und auch 500 Kilometer ohne Handy-Empfang sind keine Seltenheit.
Dawson Creek
Außer dem Milepost Zero des Alaska Highway, einer Tankstelle und den letzten ernsthaften Einkaufsmöglichkeiten für die nächsten 450 Kilometer hat Dawson Creek nicht allzu viel zu bieten. Beim obligatorischen Erinnerungsfoto am Wegweiser zum Alaska Highway trafen wir ein anderes deutsches Pärchen, die mit ihrem Defender auf der Panamerikana unterwegs waren.
Auf den ersten gut 500 Kilometern ist der Alaska Highway nicht sonderlich aufregend. Er führt ziemlich langweilig durch Agrarlandschaft, Wald oder schnurgerade durch Buschlandschaft.
Lediglich ein Abstecher zu einer stillgelegten Brücke des Old Alaska Highway bietet Abwechslung. Erst, wenn die Straße sich westlich von Fort Nelson wieder in die Rocky Mountains schraubt, wird es spannender.
So finden wir einen wunderschönen Platz direkt am See auf dem kostenlosen Inga Lake Campground.
Stone Mountain Provincial Park
Eine Möglichkeit, die wilde Bergwelt der Rockies zu erkunden, bietet der Stone Mountain Provincial Park, der mit dem 1295 Meter hohen Summit Pass zugleich den höchsten Punkt des Alaska Highway aufweist – im Vergleich zu den Alpenpässen eine eher lächerliche Höhe!
Eine Wanderung zum Microwave Lookout bot noch einmal eine schöne Aussicht auf die umliegende Bergwelt und den Summit Lake. Der Campground am See war zwar hübsch, aber leider sehr windig und dicht am Highway.
Liard Hot Springs Provincial Park
Den nächsten Provincial Park am Muncho Lake mussten wir wegen Dauerregen leider überspringen. Stattdessen haben wir dann im über 40° C warmen Wasser der Liard Hot Springs geplantscht – sehr entspannend. Ein schön angelegter, mit 18 € inklusive Eintritt zu den heißen Quellen auch nicht überbezahlter Campground rundete den Besuch ab, so dass wir auch am nächsten Morgen noch einmal bis zur Hautablösung das heiße Wasser genießen konnten.
Almut hat hier ihr erstes Brot gebacken – eine ausgesprochen leckere Alternative zu dem pappigen Toastbrot, das es hier zu kaufen gibt.
Tierbegegnungen
Den großzügigen Grünstreifen am Straßenrand nutzen auch zahlreiche Wildtiere: Ein etwas räudiges Caribou, das ziemlich dämlich hunderte von Metern vor unserem Auto herlief, bevor es sich entschloss, doch lieber in die Wälder zu verschwinden, ein einsamer Elch, der sich von uns überhaupt nicht irritieren ließ, und viele Bisons, die die vorbeifahrenden Autos ebenfalls nicht zu stören schienen.
Watson Lake
Kurz vor Vollendung der ersten 1000 Kilometer auf dem Alaska Highway erreichen wir bei mäßigem Wetter das 1500 Einwohner-Kaff Watson Lake, das aber trotz der überschaubaren Größe die wichtigste Versorgungsstation auf den knapp 1000 Kilometern zwischen Fort Nelson und Whitehorse darstellt. Und so steht dann hier das volle Programm an: Waschsalon, Supermarkt, Wasser auffüllen, Tanken – und als allererstes der erste Videoanruf in der Heimat nach 500 Kilometern!
In Watson Lake gibt es wie in den meisten Orten am Weg nicht viel zu sehen – außer dem berühmten Sign Post Forest, wo sich seit dem Bau des Alaska Highway mittlerweile gut 100.000 Auto- und Straßenschilder aus aller Welt angesammelt haben. Das erste Schild seines Heimatortes nagelte ein heimwehkranker US-Soldat 1942 beim Bau des Highways an einen Baum.
Da wir erst kurz vor Mittag hier eintrudelten und das Programm doch recht zeitintensiv war, sind wir vor dem Visitor Center des Ortes dann mit zahlreichen anderen deutschen Langzeiturlaubern zur Wagenburg aufgefahren und haben einen sehr netten gemeinsamen Abend verbracht. Später gesellten sich dann noch drei Fahrradreisende aus Neuseeland, Quebec und der Schweiz dazu, die sich die 50.000 Kilometer von Alaska bis Feuerland auf der Panamerikana mit dem Rad vorgenommen haben – trotz eines Zeitfensters von drei Jahren ein durchaus sportliches Unterfangen.
Beeindruckend. Da habt ihr euch ja schon ordentlich hoch gekämpft. Was ist denn euer Ziel im Norden? Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt. Weiterhin gute Fahrt und danke für die ausführlichen Reiseberichte.
Liebe Grüße RubyGuK