Tok
Hinsichtlich unserer Batterieprobleme war unser Bürotag in Tok unbefriedigend: Es gab zwar eine auf Autoelektrik spezialisierte Wohnmobilwerkstatt, diese machte aber zum einen einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck, zum anderen wurde uns eher unfreundlich zu verstehen gegeben, man könne uns frühestens in zwei Tagen helfen.
So haben wir uns recht erfolgreich den übrigen Aufgaben gewidmet, dabei noch mit einigen anderen netten Reisenden gequatscht und schließlich nach einer heißen Dusche Tok auf dem Alaska Highway nordwärts verlassen.
Alaska Range
Schon auf der Weiterfahrt nach Delta Junction, dem offiziellen Endpunkt des Alaska Highway, folgten wir den beeindruckenden schneebedeckten Gipfeln der Alaska Range, die in einiger Entfernung links der Straße liegen. Richtig großartig wurde es allerdings, als wir in Delta Junction Richtung Süden auf den Richardson Highway abbogen, der diese Gebirgskette durchquert. Wegen der zahlreichen phantastischen Ausblicke – und das bei traumhaftem Wetter – kam man allerdings nicht allzu schnell vorwärts.
Denali Highway
Südlich der Alaska Range zweigt der Denali Highway vom Richardson Highway ab und verläuft am Südrand der Berge Richtung Denali National Park. So begleitete uns das tolle Panorama der Alaska Range dann auch auf unserer weiteren Fahrt. In der Nacht haben wir dann unser erstes, allerdings recht schwaches Nordlicht gesehen – Wow!
Leider zog es sich auf dem zweiten Tag dann zu, so dass der Denali sich in dichte Wolken hüllte. In den Nationalpark kann man nur ein kurzes Stück hineinfahren. Der größte Teil der Park Road ist für privaten Verkehr gesperrt, was angesichts des enormen Besucherandrangs am Visitor Center sicher vernünftig ist. Leider sind Hunde in den verkehrenden Shuttle Bussen nicht erlaubt, und da die Fahrt insgesamt etwa sechs Stunden gedauert hätte, wollten wir unser Hundicap auch nicht so lange allein lassen. Außerdem verhieß der Wetterbericht auch keine Besserung, so dass wir dann auf den Denali verzichtet haben.
Dafür haben wir Mona und Andy wieder getroffen, was einerseits natürlich superschön, andererseits aber auch unser Verhältnis zu unserer merkwürdigen Batterieanzeige deutlich entspannte. Andy hat sein Womo supertoll selber ausgebaut und bringt entsprechenden Sachverstand mit. Eine gemeinsame Untersuchung bestätigte dann, was wir auch schon gehofft hatten: Die Batterie ist in Ordnung und voll geladen, lediglich die Füllstandsanzeige funktioniert leider nicht. Immerhin zeigt unser Instrument aber die Spannung, die an der Batterie anliegt, korrekt an, so dass man darüber auch einen ungefähren Einblick in den Ladezustand erhält.
Nach einer kurzen Wanderung durch dichten Urwald am nächsten Morgen brachen wir dann Richtung Anchorage auf.
Kenai Peninsula
Wegen eines optimistisch stimmenden Wetterberichtes zumindest für den übernächsten Tag beschlossen wir, Seward auf der Kenai Halbinsel südwestlich von Anchorage anzusteuern. Unterwegs gab es noch Bisons zu bestaunen – allerdings im Freigehege. Während der Fahrt entlang des Turnagain Arms bekamen wir jedoch unsere Zweifel, weil extrem stürmischer Gegenwind das Fahrvergnügen doch deutlich schmälerte. Eine Bootsfahrt in die Fjorde des Kenai Fjord National Park, die wir eigentlich geplant hatten, schien uns angesichts des Sturmes außerdem auch nicht sehr verlockend. So waren wir kurz davor umzukehren. Weil wir uns aber auch dafür nicht wirklich entscheiden konnten, wurde eine Münze geworfen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Wir beschlossen, diese Glücksmünze aufzuheben!
Seward
Schon die Einfahrt nach Seward gestaltete sich verheißungsvoll: Ein junger Schwarzbär galoppierte über die Straße, verschwand aber zu schnell fürs Foto sofort im Gebüsch. Seward selbst ist sehr touristisch, insofern fiel es uns nicht schwer, einen Anbieter zu finden, der Bootstouren zu den Gletschern des Nationalparks anbot. Trotz starken touristischen Andrangs konnten wir glücklicherweise für mittags noch eine Tour buchen. Leider mussten wir dafür unser Hundi für sechs Stunden allein im Auto lassen. Trotz Sonnenschein kletterten die Temperaturen zum Glück kaum über 20°. Vor der Abfahrt hatten wir noch einen Moment Zeit, den Hund zu bewegen und den hübschen Hafen von Seward zu erkunden.
Kenai Fjord National Park
Mit gut 40 km/h brauste unser Katamran aus der tief eingeschnittenen Resurrection Bay in Richtung des Kenai Fjord National Park, der die südöstliche Ecke der Kenai Peninsula einnimmt und nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Angesichts des Tempos war die Entscheidung für lange Merino-Unterwäsche, Daunenjacke und Anorak in jedem Fall die richtige. Kurz nach Verlassen des Hafens gab es allerdings schon den ersten Aufwärmstopp: Zwei Seeotter ließen sich gemütlich auf dem Rücken treiben und betrachteten neugierig das Geschehen um sie herum.
Nach dieser lustigen Begegnung wurde unsere Aufmerksamkeit durch die zerklüftete Felsenküste und einige Gletscher am Wegesrand gefesselt, bevor wir dann nach gut eineinhalb Stunden Fahrt in den ersten Fjord des Nationalparks einfuhren. Hier folgten wir zunächst einer größeren Gruppe Orcas, die majestätisch ihre Bahnen zogen.
Irgendwann mussten wir auch diese ziehen lassen, denn unser Ziel lag ganz am Ende des tiefen Fjords: der Aialik-Gletscher. Pünktlich, als sich die ersten Gletscher in den diversen Fjordarmen zeigten, brach sich auch endgültig die Sonne Bahn. Auf einer Breite von mehr als anderthalb Kilometern türmte sich schließlich der Aialik-Gletscher vor uns auf – eine überaus imposante Erscheinung!
Auf dem Rückweg fuhr unser Skipper uns noch sehr geschickt äußerst dicht an einigen Vogelinseln vorbei, auf denen Möwen, Kormorane und Papageientaucher nisteten. Auf anderen Felsen fläzten sich mehrere Robben faul und unbeeindruckt von den Besuchern.
So sind wir dann nach knapp sechs Stunden ziemlich gut durchgepustet, einigermaßen müde, aber voller toller Eindrücke wieder in Seward eingelaufen.
Die Nacht verbrachten wir nahe Seward auf den ausgedehnten Kiesbänken des Resurrection River, wo wir verschiedene Kuriositäten des amerikanischen Outdoor-Lebens erleben durften: Die proud americans, die vor jedem Campsite die US-Flagge hissen, und die (sympathischeren) Genießer, die die Sauna auf dem Anhänger mit toller Aussicht mitten im Flussbett abstellen. Der Nieselregen und dichte Nebel am nächsten Morgen ließen uns nochmals unser Glücks-Zwei-Euro-Stück lobpreisen.
Glenn Highway
Ursprünglich wollten wir den Prince William Sound von Whittier nach Valdez mit der Fähre überqueren, aber dort hätten wir erst vier Tage später eine Nachtpassage bekommen können. So ging es dann den Seward Highway zurück nach Anchorage, was wir auch beim zweiten Durchfahren und einem kleinen Spaziergang nicht liebgewinnen konnten. Von dort folgten wir dem Seward Highway und dem sich anschließenden Tok Cutoff zurück nach Tok, wo sich unsere Alaska-Runde schloss.
Insbesondere der Glenn Highway führt erneut durch spektakuläre Landschaft, die sich jedoch leider meist in dichte Wolken hüllte. Auch die meist einstelligen Temperaturen und das erste Herbstlaub passten ins Bild: Winter is coming. Zeit, Alaska den Rücken zu kehren.
Unsere letzte Nacht in Alaska verbrachten wir übrigens wieder gemeinsam mit Mona und Andy, die nach Valdez gefahren waren, in der Nähe von Tok.
Ihr habt ja wieder so tolle Erlebnisse! Schön, dass ihr uns daran teilhaben lasst 🤩
Eure Fotos tun meinen Augen einfach nur gut…Gleichzeitig bewundere ich auch euren Mut. Es ist das echte Alaska!
Ihr haltet es wirklich mit „eurem“ Goethe, der Reisen machte und nicht in Urlaub fuhr.
Lasst euer Lachen nicht einfrieren und kommt gut an (wo auch immer…).
Manuela