Von Tok aus folgten wir wieder dem Alaska Highway, diesmal südwärts. Dieser führt landschaftlich schön entlang der St. Elias Mountains, die im kanadischen Teil durch den Kluane National Park geschützt, aber leider nur per Flugzeug oder auf wenigen Wanderwegen zugänglich sind. Leider zeigte sich das Wetter auch auf diesem schönen Abschnitt schon sehr herbstlich.
Bei Haines Junction bogen wir vom Alaska Highway auf den Haines Highway Richtung Haines ab. Die abwechslungsreiche Benennung zeigt schon deutlich, wie viele bedeutsame Ortschaften in diesem Teil Amerikas zu finden sind. Immerhin konnten wir auf diesem Streckenabschnitt mit zwar lausigem, aber dafür überteuerten kalifornischen „Champagner“ auf den ersten Schultag anstoßen.
Haines
Kurz vor Haines betraten wir dann wieder US-amerikanischen Boden. Das Örtchen liegt in dem schmalen Streifen Alaskas westlich von British Columbia, der nur per Fähre oder – zum Teil – über Kanada zu erreichen ist. Die tief eingeschnittenen Fjorde machen den Straßenbau ähnlich schwierig wie in Norwegen, die dünne Bevölkerungsdichte aber noch unrentabler – obwohl Alaskas Hauptstadt Juneau ebenfalls in diesem Streifen liegt und dadurch nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar ist.
Etwas außerhalb von Haines fanden wir ein hübsches Plätzchen direkt an der gar nicht matschigen Mud Bay. Dort besuchte uns noch ein junger Weißkopfseeadler – noch ohne weißes Köpfchen.
Neben einer hübschen Wanderung durch den Küstenwald hat Haines ein gemütliches und sympathisches Stadtbild zu bieten, das aber leider regelmäßig von Kreuzfahrttouristen geflutet wird. Für uns war das absolute Highlight allerdings etwas außerhalb von Haines zu finden: Über den Chilkoot River arbeiten sich Lachse zum Laichen in den oberhalb gelegenen Chilkoot Lake hinauf. Und diese günstige Gelegenheit lassen sich Bären und Weißkopfseeadler natürlich nicht entgehen. So hatten wir die absolut beeindruckende Gelegenheit mehreren Grizzlys bei der Jagd zuzuschauen, unter anderen drei Weibchen mit jeweils zwischen ein und drei Jungtieren. Sogar eine Robbe hatte sich den Fluss hinaufgearbeitet.
Einen einzelnen Bären hat die gesamte Touristenschar aus sicherer Entfernung am Flussufer entlang bis zu einer Brücke verfolgt. Allerdings beschloss der Geselle dann, die Brücke ebenfalls zur Überquerung des Flusses zu nutzen. Dort kam er dann doch recht nahe und brachte etwas Unruhe in die Beobachter.
Zwei Amerikaner, die am Abend zuvor schon dort waren, hatten ein großartiges Schauspiel beobachtet und gefilmt: Eines der drei Jungtiere hatte einen Lachs erbeutet und wollte diesen wohl zur alleinigen Nutzung sichern, worauf es von der Mutter und den beiden Geschwistern über mehrere Minuten kreuz und quer durch die Flussauen gejagt wurde – extrem witzig!
Skagway
Wegen der Möglichkeit, Bären zu beobachten, hatten wir unseren Premiumplatz auf der Warteliste für die Fähre nach Skagway aufgegeben und standen nun mit Mona und Andy (Mitte) auf der Warteliste für den folgenden Tag. Zwar hat man uns ziemlich lange schmoren lassen, aber am Ende passten doch noch alle Fahrzeuge auf das Schiff. Die knapp zweistündige Fahrt führte durch tolle Fjordlandschaft. Zwischendurch waren sogar ein paar Orcas zu sehen.
Als ehemalige Goldgräberstadt weist auch Skagway einige interessante alte Gebäude auf. Da Skagway allerdings regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird – als wir in den Hafen fuhren, hatten vier von ihnen dort ihre Ladung in die Stadt gekippt –, ist dort alles noch weitaus touristischer als in Dawson City und Souvenirshop reiht sich an Souvenirshop. So hatte das Örtchen ein wenig Disneyland-Flair und lud nicht zum Bummeln ein. Immerhin waren die Wohngegenden recht fein herausgeputzt. Von Kreuzfahrttouristen scheint man gut leben zu können. Interessant war immerhin der etwas außerhalb gelegene Gold Rush Cementary.
Klondike Highway South
Von Skagway führt der Klondike Highway wieder zurück zum Alaska Highway bei Whitehorse und so waren wir nach kurzer Zeit wieder in Kanada. Die Strecke verläuft traumhaft schön parallel zur White Pass Railroad, die früher die Goldgräber von den in Skagway angelandeten Schiffen aus den USA nach Whitehorse transportierte. Von dort ging es, wie aufmerksame Leser unserer Seite ja wissen, mit Schaufelraddampfern über den Yukon nach Dawson City. Heute transportiert die Whitepass Railroad mit modernen Diesellokomotiven, aber immerhin in historischen Waggons ausschließlich Kreuzfahrer. Auch die zahlreichen und lohnenswerten Aussichtspunkte entlang der Straße wurden penetranterweise im Minutentakt von Tourbussen angefahren.
Zum Glück fanden wir trotzdem noch ein recht ruhiges Plätzchen am Tutshi Lake für die Nacht.
Interessant auf der Weiterfahrt waren noch die Dünen der Carcross Desert und die indianischen Totempfähle vor dem Visitor Center in Carcross.
Alaska Highway, Cassiar Highway und Yellowhead Highway
Auf schon bekannter Strecke ging es zunächst über den Alaska Highway bis kurz vor Watson Lake, wo wir südwärts auf den Cassiar Highway abbogen. Der verästelte, wunderschöne Boya Lake wirkte bei dem durchwachsenen Wetter leider nicht ganz so einladend und auch die einstelligen Temperaturen verlockten nicht dazu, das Kanu aufzubauen. So ging es zügig weiter nach Süden – in der Hoffnung auf spätsommerliches Wetter. Auch den vielgelobten Abstecher nach Stewart ließen wir aus – wie wir später von Mona und Andy erfuhren, eine gute Entscheidung: Dauerregen und nur ein Grizzly an der Lachstreppe.
So erreichten wir dann recht zügig den Yellowhead Highway, der von Prince Rupert an der Pazifikküste ausgehend die Rocky Mountains überquert und so neben dem Trans Canada Highway eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen darstellt. Kurz bevor wir auf diesem Prince George, etwa in der geographischen Mitte British Columbias gelegen, erreichten und somit den hohen Norden endgültig hinter uns ließen, zeigte sich auch hier noch einmal der Spätsommer von seiner schönsten Seite und wir konnten am Cobb Lake noch einmal das Kanu zum Einsatz bringen und abends lange am Lagerfeuer sitzen.
unfassbar tolle Bilder. Die Grizzlysichtung ist echt bewundernswert. Genießt eure Reise weiterhin.
Stefan
Lieber Stefan,
über dein qualifiziertes Lob freue ich mich natürlich besonders!
Liebe Grüße an alle, die ich kenne
Wolfgang
Sieht sehr schön aus alles, vor allem der Adler ist ja wohl spektakulär 🤩 !!
Aber: Warum hast du keine Motorsäge dabei 🤔 … ??
Hallo Harry,
bei so einem kleinen Wohnmobil muss man natürlich irgendwo Abstriche machen. Aber vermisst haben wir sie tatsächlich schon das eine oder andere Mal. Dafür ist die gute Fiskars-Säge von dem lieben Georg (du weißt ja: Almuts Vater).
Liebe Grüße
Almut & Wolfgang
Unglaublich, euer Reisebericht. So ausführlich, so dass man wirklich nahe dabei ist. Obwohl das Wetter nicht immer mitspielt, macht Ihr das beste draus und werdet auch dann wieder belohnt.
Wir freuen uns auf die nächsten Fotos und Berichte. Liebe Grüße und viele neue Abenteuer.
Hallo ihr Lieben,
bisher ist diese Rechnung auch immer irgendwie aufgegangen. Der nächste Bericht folgt in Kürze!
Alles Liebe
Almut & Wolfgang